Firmenchronik
1767
Mit dem Niedergang des Messerschmiedehandwerks begannen die Ruhlaer mit der Herstellung von Pfeifenköpfen. Dabei spielt Severus Ziegler (1747 – 1813) eine wesentliche Rolle. Er besuchte 1767 erstmals die Messe in Fulda mit Pfeifenköpfen, weshalb die Firma ihren Ursprung auf dieses Jahr festsetzte. Ursprünglich als Verlagshaus gegründet, wurden nun auch Einzelteile von verschiedenen Zulieferern zum fertigen Endprodukt verarbeitet. Neben Pfeifen wurden noch eine Vielzahl von Metallwaren für Haushalt, Büro und Industrie produziert.
1806
hinterließ er das Geschäft seine vier Söhnen Georg-Otto, Gottlieb-Elias, Christian und Johannes → „Gebrüder Ziegler“.
1864
wurden erstmals Pfeifen aus echtem Meerschaum in der Firma hergestellt.
1870
wurde das Unternehmen von den Söhnen der Gebrüder Ziegler Karl, Severus, Otto, Edmund und Gustav Ziegler geleitet.
1873
konnte durch die Anschaffung einer Meerschaummühle mit Heißlufttrocknung auch die Herstellung und Verarbeitung „künstlichen“ Meerschaums vervollkommnet und gesteigert werden. Dies führte zu einer Steigerung des Umsatzes in den Jahren 1866 – 1875 von 129.000 RM auf 200.000 RM.
1875
lagen die Geschäfte der Firma in den Händen von Paul und Arthur Ziegler, sie waren die Urenkel des Begründers.
1881
begann die Fertigung von Bruyereholzpfeifen. Das Holz wurde aus Süditalien bezogen, zugesägt, auf mechanisch bewegten Drehbänken und Schleifscheiben geglättet und poliert. Die mechanische Energie lieferte ein Wasserrad (Mühlrad), sie wurde über Transmissionen zu den Maschinen geleitet.
1897
stieg die Anzahl der Beschäftigten auf 70 Personen. Durch den Einsatz von Elektroenergie konnte die Produktionsweise der Dreh-, Schleif- und Poliermaschinen weiter vervollkommnet werden und die massenhafte Herstellung von Pfeifen aus Bruyere- und Buchenholz begann.
1904
machte sich eine Erweiterung der Fabrikräume erforderlich; die Zahl der Beschäftigten, die teils in Heimarbeit, teils in eigenen Werkstätten tätig waren betrug etwa 400 Personen.
1909
wurde das Geschäft in eine AG umgewandelt, der Aufschwung der Firma „Gebrüder Ziegler AG“ hielt bis Mitte der zwanziger Jahre an.
1925
Die Zunahme des Zigarettenkonsums begünstigte den Rückgang der Pfeifenindustrie. Von 1925 – 1935 betrug der Verlust über 220.000 RM.
1935
Um der gänzlichen Zahlungsunfähigkeit zu entgehen, wurde das Unternehmen nach fast 170-jährigen Bestehens aufgelöst und am 30.06.1935 aus dem Handelsregister gestrichen. Nach der Liquidation der „Gebrüder Ziegler AG“ entschlossen sich die ehemaligen Mitarbeiter Bruno Köllner und Eduard-Severus Ziegler ein vollkommen neues Unternehmen der Pfeifenbranche ins Leben zu rufen und am 01.07.1935 erfolgte die Gründung der „Bruno Köllner und Eduard-Severus Ziegler OHG“. Nach großen Anfangsschwierigkeiten ermöglichten langfristig gesicherte und freiverfügbare Darlehen eine weitere Entwicklung des Geschäftes bis 1950.
1950
Durch Umstrukturierung des Geschäftes, Rationalisierung und Verlegung der Pfeifenproduktion in eine Werkstatt nach Schwarzhausen konnte mit 10 Facharbeitern die Pfeifenherstellung für die nächsten 12 Jahre sichergestellt werden. Die Umsätze stiegen von 1955 – 1957 auf über 250.000 M jährlich.
1958
Wegen Devisenmangels wurde die Zuteilung von Bruyereholz stark verringert, sodass nicht mehr alle Kunden beliefert werden konnten, der Umsatz ging zurück, Entlassungen, in freigewordene Betriebsräume mieteten sich Handwerksbetriebe, Bürofirmen und andere Gewerke ein.
1961
Am 30.07.1961 wurde das Unternehmen aufgelöst und im Handelsregister gestrichen. Die Firma Langlotz & Co kaufte das Gebäude und machte es zum Werk 2 des VEB EBR (Elektronische Bauelemente Ruhla).
1992
Nach der Wende wurde das Fabrikgebäude des VEB EBR (ehem. Langlotz & Co) vom Investor Ralf Ittermann von der Treuhand abgekauft.
1995
Nach erfolglosem Umbau auf die Entwicklung von elektronischen Steuerungen ist die Firma liquidiert worden. Die Betriebsstelle in der Ecke 2 kaufte die Stadt Ruhla, die es nach Leerstand und Zerfall abgerissen und zu einer Grünanlage mit Parkplätzen und einem Wasserrad umgewandelt hat. Das Wasserrad steht stellvertretend für die ehemals insgesamt 15 Wasserkraftanlagen in Ruhla.
Quelle: Karsten Müller „Die Tradition der Pfeifenherstellung in Ruhla“ hain-Verlag 1996
Lotar Köllner: „Mi Ruhl, mi Heimet“ 3. Band