Ruhla – hier wurde schon vor mehr als 200 Jahren das „Prinzip der Nachhaltigkeit“ mit Leben erfüllt
Die Bergstadt Ruhla ist ein besonderes Beispiel für gelebte Nachhaltigkeit. Hier wird dieses Prinzip seit mehr als 200 Jahren mit Leben erfüllt.
Was war hierfür der Grund?
Im 18. Jahrhundert waren die Wälder im nordwestlichen Thüringer Wald übernutzt und devastiert. Die Verhüttung des anstehenden eisenerzhaltigen Gesteins, die Arbeit der Köhler, der Waldschmiede sowie auch der Salzsieder, die im Bereich um das heutige Bad Salzungen arbeiteten, benötigte große Mengen des Rohstoffes Holz. Darüber hinaus wurde Holz auch im Bergbau sowie als Bau- und Brennstoff in allen Haushalten intensiv genutzt. Kohle war noch nicht im Gebrauch und elektrischen Strom gab es noch nicht. Kein Wunder, dass damals die Wälder ausgeplündert und übernutzt waren. Davon zeugen „Waldbeschreibungen“ aus der damaligen Zeit, die von den Landesherren, z. B. den Herzögen, in Auftrag gegeben wurden. Man bezeichnete sie auch als „Waldbereitungen“, da die Waldinventuren zu Pferd durch Reiter durchgeführt wurden. Wie auch sonst?!
Berghauptmann Carlowitz, der im Erzgebirge wirkte, prägte weitsichtig schon 1713 erstmals den Begriff der „Nachhaltigkeit“, das heißt, dass im Sinne der Erhaltung des Waldes nicht mehr Holz eingeschlagen werden darf, als nachwachsen kann.
In Thüringen griffen z. B. Heinrich Cotta (der erst in Zillbach und später im sächsischen Tharandt wirkte) und Gottlob König diesen Gedanken auf und erfüllten ihn mit Leben. Gottlob König gründete 1805 in Ruhla eine Forstlehranstalt. Er wirkte im Auftrag des Herzogs von Sachsen-Weimar-Eisenach im noch heute vorhandenem Gebäude 2 des Albert-Schweitzer-Gymnasiums. Er sorgte für die umfassende Ausbildung von Forstleuten und damit für die Erhaltung und den Wiederaufbau der Wälder rund um Ruhla und im gesamten nordwestlichen Thüringer Wald. König unterrichtete eine Vielzahl von Studenten (darunter sogar einen Sohn Friedrich Schillers), die auch unter seiner Leitung halfen, verödete Waldflächen rund um Ruhla aufzuforsten. Davon zeugen noch heute Inschriften an Felsen des Granitmassivs „Klöckner“ am Rennsteig. 1830 wurde die Forstlehranstalt nach Eisenach verlegt, wo sie bis zum Ersten Weltkrieg existierte.
Das Prinzip von Gottlob Königs Lehre und Praxis war die „Nachhaltigkeit“, der er sein gesamtes Wirken widmete und unterordnete. Dies wird in seinen schriftlichen Werken wie auch in seinem praktischen Handeln deutlich und ist noch heute sichtbar.
Der Begriff der Nachhaltigkeit ist heute auf viele Bereiche des täglichen Lebens erweitert worden.
Heute ist Ruhla ein attraktiver Erholungsort, der seiner historischen Bedeutung als Zentrum gelebter Nachhaltigkeit bewusst ist und dies als Verpflichtung in allen Bereichen des Handelns sieht. Auch die Erhaltung und der Wiederaufbau der durch Schadereignisse geprägten Wälder mit all ihren Funktionen stehen dabei in Zusammenarbeit mit den örtlichen Forstbehörden im Mittelpunkt.