Ortsgeschichte von Thal
Die Besiedlung des Gebietes Thal und der näheren Umgebung erfolgte etwa zwischen dem 11. und 13. Jahrhundert in der zweiten Rodungsperiode des Thüringer Waldes. Die Tal-Lage gab dem Ort vermutlich seinen Namen. Bereits 1137 wurde die auf einem Zechsteinkegel über Thal befindliche, heutige Ruine Scharfenberg urkundlich genannt. Als ersten Besitzer der Burg weist die Urkunde einen "Boppo de Lapide" (vom Stein) aus.
Im sogenannten Thüringer Erbfolgekrieg (1247-1264) zwischen Markgraf Heinrich von Meissen (Neffe des kinderlos verstorbenen Landgrafen Heinrich Raspe) und Herzogin Sophie von Brabant, einer Tochter der später heiliggesprochenen Landgräfin Elisabeth von Thüringen, wurde Burg Scharfenberg wieder stärker bewehrt. Danach wurde die Burg ein Tausch- und Heiratsstreitobjekt. Die Burg wechselte öfter den Besitzer und gehörte zu manchen Zeiten mehreren Besitzern.
Die letzte Belagerung der Burg fand unter dem Kurfürsten Friedrich statt. Zu dieser Zeit war die Burg im Besitz der Familie von Eschwege bzw. des Bruders des Kurfürsten - Wilhelm ebenfalls Kurfürst und Landgraf. Damit war die Burg in einen Bruderkrieg geraten. Bei dieser letzten Belagerung und Einnahme erlitt die Burg ihre schwersten Zerstörungen.
1455 wurde die Burg nun als Ruine, an Wilhelm übergeben. Nach geschlossenem Frieden erwarben Berthold und Hans von Ütterodt Burg und Herrschaft Scharfenberg. Zwischen 1534 und 1536 bauten die Herren von Ütterodt bereits zwei neue Schlösser (Höfe) im Ort Thal - den Oberhof (heute Sitz der Heimatstube Thal) und den Unterhof (heute Standesamt). 1837 verkaufte die Familie von Ütterodt an Herzog Ernst I. von Sachsen-Coburg und Gotha die gesamten Scharfenberg'schen Güter.
Im ehemals selbständigen Ort Heiligenstein (früher Weißenborn) wurde 1253 vom Probst des Augustinerinnen Klosters in Creuzburg, Harter, das Wilhelmitenkloster Weißenborn gegründet. Es ist die erste Niederlassung des Ordens in Thüringen und dem nördlichen Deutschland. Um 1301 bis 1307 wurde das Kloster an die heutige Stelle verlegt (Klosterkirche und Klosterschänke Thal). 1524/25 wurde das Kloster aufgehoben und der letzte Prior des Klosters wurde zugleich der erste ev.-luth. Pfarrer in Thal. 1632 büßte die Kirche durch Umbauten ihr gotisches Aussehen ein. Die angrenzenden Klosterbauten wurden 1841 verkauft. Durch den Neubau der Strasse nach Ruhla (1852) und die Trassenführung der 1879/80 fertiggestellten Bahn der Bachstein AG wurde der Eingangsbereich verlegt.
Die Klosterkirche, die um 1307 fertiggestellt wurde, wird heute noch als evangelische Kirche von Thal genutzt.
Der durch den Ort durchfließende Erbstrom war ebenso wie in Ruhla, die Grenze zwischen zwei Herzogtümern. Der Ort Thal selbst gehörte zu Sachsen Gotha (später Sachsen-Coburg und Gotha) und der später zugehörige Ortsteil Heiligenstein zu Sachsen-Eisenach (später Sachsen-Weimar-Eisenach). 1922 wurden beide Orte vereinigt zu Thal - Heiligenstein.
Bis zur Mitte des vorigen Jahrhunderts war Thal ein eher unbedeutender Ort. Erst der um diese Zeit einsetzende Kurbetrieb und Fremdenverkehr machte ihn über seine Grenzen hinaus bekannt. 1865 gab Thal bereits einen "Saisonbericht" heraus. Im gleichen Jahr wurde durch Frau Luise Schulte das Kurhaus "Luisenbad" gebaut. Ebenfalls 1865 errichtete man im Seitengebäude des Kurhauses eine Kaltwasser-Badeanstalt mit Fichtennadelbädern. 3 Zimmer mit 4 Wannen standen den Gästen zur Verfügung. 1866 erfolgte der Einbau eines Dampfkessels.
1872 wurde die Bildung eines "Fremdenkomitee" beschlossen um die schon bestehenden Promenadenwege weiter auszubauen und mit Bänken zu versehen.
Scharfenbergpromenade, Rögispromenade, Schossbergpromenade, Philosophenweg sind heute Bestandteile des Rundwanderweges Rund um Ruhla, auf dem man bequem die Burgruine Scharfenberg, das Stolldenkmal, das Tempelchen und das Thaler Glockenhäuschen erreichen kann.
1875 errichtete man auf Kosten der herzogl.-gothaischen Regierung eine Telegraphenstation - und die 1879/80 gebaute Privatbahn der Bachstein AG von Wutha nach Ruhla, mit eigener Bahnstation in Thal, hatten für die Entwicklung des Kur- und Fremdenbetriebes von Thal eine große Bedeutung. 1881 betrug die Kurtaxe für die Einzelperson 3 RM und für die Familie 6 RM. Aus dem Fremdenkomitee entstand 1886 das "Badekomitee" oder auch "Kur-Komitee" genannt.
Die 1888 entdeckte und 1896 feierlich eröffnete Tropfsteinhöhle, auf dem Wolfsberg zwischen Thal und Kittelsthal gelegen, trug zu einem rasanten Anstieg des Fremdenverkehrs bei. Thal nannte sich nun Bad Thal.
1891 wurde dann der "Kur- und Fremdenverkehrsverein" gegründet. 1903 beherbergte Thal, das damals ca. 900 Einwohner zählte, rund 1300 Feriengäste. 1928/29 errichtete der Thaler Schwimmverein unter Leitung des Unternehmers Wilhelm Naber aus dem versumpften "Richters Teich" eine großzügige Badeanlage, die sich schnell zum größten Freibad der Umgebung entwickelte. Bis 1937 betrug die durchschnittliche Besucherzahl 1100 - 1400 Gäste. In den Anmeldelisten las man Namen aus dem In- und Ausland. 1938 und 1939 waren es jeweils ca. 1700 Gäste. 1947 wurde Thal durch Beschluss des Thüringer Landtages wieder in die Reihe der Kur- und Badeorte aufgenommen.
In den Folgejahren war Bad Thal, wie es von den 30er bis in die 60er Jahre genannt wurde, ein gut besuchter Ferien- und Kurort. Letzteres vor allen Dingen für Patienten in der Rekonvaleszens. Zeitweilig beherbergte Thal fast ebenso viele Gäste wie Einwohner, die sich in Erholungsheimen wie "Hotel Thalfried", "Wartburgheim", "Haus Schossberg", "Haus Scharfenburg" u. zahlreichen Privatquartieren erholten.
Mit der Wende 1989/90 wurde auch in Thal vieles anders. Die größeren Einrichtungen wurden privatisiert und mussten sich neu profilieren. Mit dem Abschluss der Gebietsreform 1994 in Thüringen wurde der ehemals selbständige Ort Thal ein Ortsteil der benachbarten Stadt Ruhla.