Witterungsrückblick und einige Bräuche für den Monat Oktober
Der Wetterhahn von Sankt Concordia blickt zurück
Rühler Witterungsrückblick und einige Bräuche für den Monat Oktober 2020
Beginnen wollen wir mit unserer Betrachtung des Monats Oktober mit einem Wetterspruch, der immer aktuell ist, egal was für Witterungsbedingungen herrschen: „Die Menschen machen den Kalender, der liebe Gott macht das Wetter.“
Der Oktober zeigt uns im Monatslauf meist sein gesamtes Repertoire, besonders wenn unsere Aufmerksamkeit auf die Natur gerichtet ist. Schenkt gerade dieser Monat uns den schönsten Sonnenschein, die Laubbäume leuchten in Orange, Gelb, in Rottönen und vielen bunten Varianten, halt als Goldener Oktober. Feine, von der Sonne durchschienene Spinnweben regen unsere Phantasie an und tagsüber durchflutet Wald und Flur eine angenehme, fast sommerliche Wärme. Uns gehen beim Spaziergang ganz einfach die Herzen auf.
Es ist die Zeit der Weinlese, deshalb gilt für den Oktober auch die Bezeichnung Weinmonat. Diese Benennung geht übrigens auf Karl den Großen zurück. Besagt doch auch ein alter Wetterspruch: “Zu Theres (15. Oktober) beginnt die Weinlese.
Aber schon gegen Abend und besonders nachts zeigt sich unser Gilbert, wie der Oktober wegen seines Farbenspiels auch genannt wird, schon empfindlich kühl.
Die Bauern und Gärtner beschäftigen sich zur Herbstzeit mit den letzten Erntearbeiten, der Aussaat des Wintergetreides und Arbeiten in Haus, Stall und Scheune. Plötzlich zeigt uns der Oktober, was er sonst noch so drauf hat. Es kommt wie aus dem Nichts ein eiskalter Wind aus Nord oder Ost auf. Regen durchpeitscht von einem Moment auf den anderen die Straßen und Gassen unseres Bergstädtchens. Nebelschwaden ziehen gespenstisch entlang des Erbstromes. Die Rühler schlagen ihre Kragen hoch, die Kälte fährt ihnen durch alle Knochen. Die Nasen beginnen zu laufen, Husten- und Niessreiz sind allerorts zu vernehmen. Es macht sich eine allgemeine Sehnsucht nach Sommer, Sonne und wärmenden Öfen breit.
Betrachten wir nun die Mehrzahl der Wetterregeln, so beschäftigen sich diese, da nun endgültig der Herbst da ist, meistens kaum noch mit Erntefragen, sondern vor allem mit dem Winter bzw. Wetterprognosen. Als Beispiel sei hier genannt: „Ist der Oktober warm und fein, kommt ein scharfer Winter hinterdrein. Ist er aber nass und kühl, mild der Winter sein will.“ Oder “ Wenn Frost und Schnee im Oktober war, folgt ein gelinder Januar.“
Kommen wir nun zu den ersten 10 Tagen der Wetterentwicklung in und um Ruhla. Von einem goldenen Oktober kann bei weitem nicht die Rede sein. Zum Ausgleich des Regendefizites in den letzten Monaten können wir aber nur frohlocken. 34,9 Liter Niederschlag in 9 Tagen sprechen eine deutliche Sprache. Dieser Regenmenge stehen gerademal 22,6 Sonnenstunden gegenüber. Unsere Böden bzw. die Natur insgesamt konnten nun einmal richtig durchatmen und ihr Wasserreservoir etwas nachtanken. Diese Tendenz lässt auch der Bedeckungsgrad der ersten 10 Oktobertage erkennen. So zeigte sich unser Himmel an zwei Tagen heiter, an weiteren zwei Tagen leicht bewölkt. Zwei Tage erwies sich das Firmament stark bewölkt, einen Tag fast bedeckt und an 4 Tagen bedeckt.
Als niedrigste Nachttemperatur trugen wir am 10. Oktober 2,7°C in unser Temperaturregister für den bisherigen Oktober ein. Die höchste Temperatur registrierten wir bisher am 2. Oktober mit 18,6°C. Als bisherige durchschnittliche Temperatur erreichten wir in der ersten Oktoberdekade 10,37 °C. Somit können wir feststellen, dass die Temperaturen zwar immer noch erhöht sind, sich aber den langjährigen Oktoberwerten angenähert haben. Hoffen wir nur, dass die Tendenz sich über den Rest des Monats hält. Der Luftdruck bewegte sich im Berichtszeitraum durchschnittlich bei 1008,92 hPa.
Kommen wir nun zur zweiten Oktoberdekade, den Zeitraum vom 11. Oktober bis zum 20. Oktober.
Ab dem St. Gallustag (16. Oktober) war es in früheren Zeiten in Ruhla üblich, es durfte auf den Feldern und Obstwiesen gestoppelt werden: „Für Hemmel unn Earden (Apfelmus und Kartoffelbrei) reicht das mitgebrachte meist. Gerade für die armen Familien war Himmel und Erde eine Bereicherung des Speiseplanes, waren doch unsere Altvorderen noch genügsam. Auch galt für den Gallustag: Dr leatzte Apfel soll in den Saok.“ Betrachten wir doch einmal unsere Bauernregeln, Nachtfröste und sonstige Witterungsunbilden sagte man in früheren Zeiten bedeutend zeitiger voraus. Daran ist für uns Jetztmenschen das Fortschreiten der Klimaerwärmung auch erkennbar.
Klärchen, unser lieber Sonnenschein, machte sich im Berichtszeitraum äußerst rar. Beschien sie doch die Rühler Höhen im besagten Zeitraum gerade mal 7,3 Stunden, ein mageres Ergebnis, möchte ich behaupten. Der Negativrekord an Sonnenstunden kam auch im Bedeckungsgrad unseres Himmelsgewölbes zum Ausdruck. An ganzen fünf Tagen war der Himmel bedeckt, also kein einziger Sonnenstrahl schaffte es bis zum Erdboden. Vier Tage war es stark bewölkt und an einem Tag zeigte sich der himmlische Baldachin fast bedeckt.
Geregnet hat es in unserer Wetterbeschreibung des zweiten Oktoberdrittels an 8 Tagen und zwar 31,4 Liter auf den m², naja der Regen war zumindest ganz gut für unseren Wald. Also können wir feststellen, von goldenen Oktober keine Rede, pures Wunschdenken, oder findet Petrus den Schalter nicht, vielleicht hat der Himmel auch Kurzschluss?
Einen wichtigen Termin sollten wir in Ruhla auf keinen Fall übersehen. Am 18. Oktober ist Lukastag. An diesen Tag nehme man sich nach Aussage unserer Vorfahren vor bösen Weibern und Hexen in Acht!! Das gilt besonders für die Rühler Männer, für wen sonst. Also ihr Herren, keine fremden Weiber ins Haus lassen, die können Böses bewirken und die Haustür an diesem Tag stets gut verschlossen halten!
Die höchste Tagestemperatur der Berichtsperiode erreichten wir mit 11,2°C am 20. Oktober. Die Nächte zeigten sich dagegen zeitweise schon recht herbstlich. Die niedrigste Temperatur erreichten wir am 11. Oktober mit 2,6°C. Nachtfröste, bzw. Bodenfröste, traten bisher nicht auf.
Trotz der zumeist kühlen Nächte müssen wir einschätzen, der Oktober war bisher entschieden zu warm und wie es sich andeutet, war das noch nicht das Ender der Fahnenstange.
Vergessen sollten wir nicht, für den 16. Oktober (Hedwigstag) galt bisher die alte Wetterregel: „ Hedwig bricht den Wetterlauf und es hört das schöne Wetter auf. Komisch, bisher hatten wir noch gar kein so schönes Wetter im Oktober. Bleibt uns nur eines übrig, vertrauen wir auf die letzten 11 Oktobertage.
Nichts Besonderes, es ging weiter wie bisher, im Gegenteil. Irgendwo her beschaffte unser Petrus, Herr über alle Wetter im Himmel und auf Erden, noch ein paar Kohlen. Ich glaube, er hat sie sich vom Teufel aus der Hölle geborgt. Der Pelzebub (Herr der Hölle) hat ja von diesem Zeug genug gebunkert, schon allein wegen Herren Trump aus Amerika, aber nur bis nach der Wahl, dann müssen sie zurück.
Noch eine alte Bauernregel, die wir nicht vergessen sollten lautet: “Brocken pflügen und stark misten, füllt den Bauern ihre Kisten.
Stolze 17,5°C erreichten wir am 22. Oktober als Tageshöchsttemperatur, so dass wir einen Mittelwert für die letzten 11 Oktobertage von 10,17°C in unseren Analen zur Aufschreibung bringen konnten. Berücksichtigen müssen wir hierbei, dass wir in diesem Zeitraum nur ganze dreizehn Sonnenstunden vermerken konnten. In der Summe erreichten wir für den gesamten Monat Oktober, man höre und staune, gerade mal 42,9 Sonnenstunden. Der langjährige Schnitt der monatlichen Sonnenstunden bewegt sich für den Oktober bei etwa 88,5 Stunden. Bemerkenswert ist auch die Tatsache, dass wir 2020 auf Grund des fehlenden „Goldenen Oktobers“ keinen einzigen Sommertag mit einer Tageshöchsttemperatur von 25°C erreichen konnten. Auch der Bedeckungsgrad des Himmels in den letzten 11 Oktobertagen ließ uns erschaudern. War es doch in dem Zeitraum 6 Tage bedeckt, an einem Tag fast bedeckt und an zwei Tagen stark bewölkt.
Ach, übrigens liebe Ruhlaer wetterinteressierte Mitbürger, ein alter Wetterreim besagt:“ Mit Krispin (25. 10.) sind alle Fliegen hin.“ In diesem Jahr hat die uralte Bauernregel auf den Tag genau zugetroffen.
Auch der Bedeckungsgrad des Himmels in den Letzten 11 Oktobertagen ließ uns erschaudern. War es doch in dem Zeitraum 6 Tage bedeckt, an einem Tag fast bedeckt, an 2 Tagen stark bewölkt. Nur an zwei Tagen war es heiter bzw. leicht bewölkt, was für beide genannten Tage in etwa jeweils 2 Sonnenstunden entspricht.
Das himmlische Nass erreichte die Ruhlaer Erde in den letzten 11 Oktobertagen mit insgesamt 36,4 Litern auf den m². Die tägliche Regenintensität reicht von 0,2 Litern bis zu 6,8 Litern am 26. Oktober. Die Durchfeuchtung des Bodens machte weitere Fortschritte. Die Gesamtregenmenge für den Monat Oktober belief sich auf insgesamt 102,7 Liter m² bei insgesamt 27 Regentagen.
Der Mittelwert der Temperatur belief sich für den gesamten Monat Oktober auf 9,1°C, so dass wir einschätzen müssen, der Monat war wieder entschieden zu warm.
Nun ganz zum Schluss noch eine Weisheit unserer Altvorderen: “Oktober ´s Ende reicht allen Heiligen die Hände.“ Für den anstehenden Monat November können wir uns nach dem verkorksten Oktober nur wünschen, dass die viel beschworene Allerheiligenruhe (01.11. Allerheiligen) wie in so manchem Jahr noch einmal mildes, sonniges und trockenes Wetter bringt, ehe unser berüchtigter November so richtig zu schlägt.
Gert Götze