Wetter

Witterungsrückblick und einige Bräuche für den Monat November

Der Wetterhahn von Sankt Concordia blickt zurück
Rühler Witterungsrückblick und einige Bräuche für den Monat November 2020

Und wieder hat es mal kalendert, wir rechnen nun schon den Monat November ab.

Seit Kindesbeinen an denken wir mit einem unbehaglichen Gefühl in der Magengegend an den Monat November. Meist zeigt er sich dunkel, nasskalt, nebelig. Herbststürme fegen über das Land, Bäume brechen in den Wäldern. Morgens, in unserem schönen warmen Bett, mag man gar nicht daran denken - der Wecker hat geklingelt, aufstehen. Es herrscht eben ein richtiges Hundewetter. Meine liebe Dackelhündin Betty und ihre beste Freundin Rosalie mögen mir diesen Vergleich verzeihen.

Weitere Namen für den von uns meist ungemütlich empfundenen Monat lauten: Nebelung, Windmond, Nebelmond, Wintermonat (obwohl diese Bezeichnung unrichtig ist), Schlachtmond oder auch dritter Herbstmonat und viele Bezeichnungen mehr. Vergessen sollten wir auch nicht die alte Bezeichnung Trauermonat, auf Grund der zahlreichen Anlässe des Gedenkens an unsere Toten. Die Feste sind der herrschenden Witterung und Motive fast immer traurig und trüb. Beginnen wollen wir mit dem 1. November, dem Allerheiligenfest, an dem den Toten der katholischen Kirche gedacht wird. Dann kommt gleich der 2. November, der Allerseelentag. An diesem Tag gedenkt die katholische Kirche durch Gebete, Prozessionen, Almosen und Fürbitten der armen Seelen im Fegefeuer, die unsagbare Schmerzen im erleiden. Weiter geht es im November mit dem Volkstrauertag, einem Gedenktag für die Opfer der Kriege. Es folgt der Bus- und Bettag, diesmal der evangelischen Christen. Er soll ein Tag der Besinnung sein. Nun haben wir noch den Totensonntag, oder auch Ewigkeitssonntag genannt. Gleichzeitig ist er der letzte Sonntag im evangelischen Kirchenjahr.

Der November fühlt sich meist von Beginn relativ winterlich an, obwohl, das sollten wir nie vergessen, er der letzte Herbstmonat ist. Der Winter wartet aber schon in Lauerstellung, damit er es uns so richtig zeigen kann.

Wenn wir uns nun die ersten 10 Novembertage betrachten, so zeigte sich der von vielen so ungeliebte Monat gar nicht so boshaft und hinterhältig wie erwartet.

Die in so manchen Jahren auftretende Allerheiligenruhe (Schönwetterperiode) brachte uns als Entschädigung für den mießen Oktober ein erquickliches Maß an Sonnenschein. So beschien unser so geliebtes Klärchen in den 10 Tagen ganze 44,6 Stunden die Ruhlaer Berge und Täler. Dies kam auch im Bedeckungsgrad des Himmels in diesem Zeitraum  zum Ausdruck. An 5 Tagen schien die Sonne, ein Tag zeigte sich leicht bewölkt. An nur 2 Tagen war das Himmelsgewölbe bedeckt. Unsere geschundenen Oktoberseelen konnten aufatmen. Der Rennsteig bevölkerte sich zusehends mit lustigen und gut gelaunten Wandersleuten.

Als niedrigste Nachttemperatur registrierten wir am 10. November - 2,2°C, damit auch den ersten Frost der Herbst- Winterperiode nach dem sommerlichen Intermezzo des Jahres 2020.

Die höchste Tagestemperatur konnten wir am 2. November mit 17,7°C vermerken. Daraus schlussfolgernd brachten wir es in den ersten 10 Novembertagen immerhin auf einen Tagesmittelwert von 6,79°C. Der Luftdruck bewegte sich in diesem Zeitraum bei einem Mittel von 1028,28 hPa. Die himmlischen Winde wehten an 8 Tagen aus Richtung West und an 2 Tagen aus Westsüdwest. Regenfälle konnten wir nur leichte in unseren Eintragungen vermerken. Es regnete an 2 Tagen insgesamt nur 2,0 Liter. Also alles in Allem ein Resümee, was sich sehen lassen kann. Das Wetter war schön, nur wieder einmal zu warm. Am Ende der Monatsabrechnung noch einmal zu diesem Thema.

Nun wollen wir nur hoffen, dass die folgenden alte Wettersprüche nicht zutreffen werden: „ Ein heller klarer trockener November, gibt Regen und milde Luft im Januar.“ Oder gar:“ November hell und klar, ist übel für das nächste Jahr.“

Kommen wir nun gleich zu den nächsten 10 Tagen des so berühmten Nebelmonats. Bereits der 11. November, der Martinstag, stellte für unsere Altvorderen einen wichtigen Lostag dar. Man rechnete den vergangenen Sommer ab und stellte vorausschauende Überlegungen und Prognosen für die Witterung des herannahenden Winters auf. Gerade für diesen Tag, der dem heiligen Martin geweiht war, galten viele, viele der uns bekannten Wetterregeln. So, zum Beispiel: „Nach Martini scherzt der Winter nicht mehr“. Oder:“ Ist Sankt Martin der Baum schon kahl, macht der Winter keine Qual; wenn das Laub nicht vor Martini fällt, sich ein harter Winter hält.“ In diesem Jahr war der Laubfall im Stadtwald am 12. November, auf dem Breitenberg am 15. November und am Bermberg am 21. November abgeschlossen. Nun mache sich jeder seinen eigenen Reim auf die Länge und Härte des kommenden Winters, entsprechend der oben angeführten Bauernregel.

Der 11. November wurde besonders von den Kindern zu Lampionumzügen genutzt. Man brachte Licht in die dunkle Nacht, zum Dank an den heiligen Martin. Er war es, der in bitter kalter Zeit seinen Mantel mit einem Bettler teilte. Die Kinder verkleideten sich, zogen von Haus zu Haus, sangen heilige Lieder und sagten kernige Sprüche auf. Dafür erhielten sie zum Dank Süßes von ihren Nachbarn. In Eisenach wird dieser Brauch Märrzemännchen genannt. Hier ein Spruch aus meiner Kindheit:“ Ich bin ein kleiner Märrzemann und komme aus der Ruhl, und wer mir nichts geben will, den leg ich übern Stuhl.“ Ja liebe Rühler Mitbürger, da könnt ihr mal sehen, wie nah die Ruhl und Eisenach sich schon immer waren. Über die Wetterregeln zum Martinstag könnte man ganze Bücher schreiben.

Die zweiten 10 Novembertage zeigten sich bedeutend dunkler, als in den ersten 10 Tagen des Monats. Erinnern wir uns: 44,6 Sonnenstunden bis zum 10. November! In den zweiten 10 Novembertagen waren es gerademal 11,20 lausige Sonnenstunden. Diese  Entwicklung kommt auch im aufgezeichneten Bedeckungsgrad des Himmels zum Ausdruck. An 5 Tagen war der Himmel bedeckt, also kein einziger Sonnenstrahl traf den Erdboden. 2 Tage zeigte sich das Firmament fast bedeckt, in diesem Zeitraum schien maximal eine Stunde täglich die Sonne auf den Alexanderturm und Umgebung. An zwei Tagen war es leicht bewölkt und an einem Tag bewölkt.

Geregnet hat es im Berichtszeitraum 11,20 Liter auf den m², an 7 Tagen. Die niedrigste Nachttemperatur erreichten wir am 20.11. mit –1,1°C. Die höchste erreichte Tagestemperatur verzeichneten wir am 14.11. mit 12,8°C. So konnten wir ein Temperaturmittel von 7,14°C in unseren Analen vermerken. Der Luftdruck bewegte sich im Aufzeichnungszeitraum durchschnittlich bei 1023, 24 hPa
Alles in Allem wiederum die Einschätzung für den bisherigen November: der Monat war bisher wiederum zu warm. Man kann einschätzen, wie in letzter Zeit  immer.

Noch eine alte Bauernregel für die Einschätzung des kommenden Winter:“ St. Lisbeth (19. 11.) säot uns, boas d´r Wäinter förr ea Mun.“
Hier die Wetterdaten für den 19.11. Höchsttemperatur 7,9°C, Tiefsttemperatur 0,7°C, Luftdruck 1024 hPa, Regen 3,4 Liter. Jetzt wieder die Aufforderung, jeder mache sich seine Gedanken.

So nun kommen wir schon zu den letzten 10 Novembertagen.

Beginnen möchte ich mit einem interessanten Wetterorakel unserer Rühler Ureinwohner. Sie nahmen ein Buchenscheit, spalteten es und trennten einen Span ab. Nun wurde besagter Span von allen Seiten genau begutachtet. Ist der Span trocken, kommt ein milder Winter. Ist der Span aber feucht, wehe, wehe, der Winter wird hart, kalt und auch feucht.

Geregnet hat es im Berichtszeitraum zwar an 3 Tagen, aber lediglich 3,10 Liter auf den Quadratmeter. So erreichten wir eine „enorme“ Regenmenge für den Monat November, von insgesamt 16,3 l/m² Niederschlag. Der monatliche Schnitt liegt bei etwa 60 l/m². Die Sonnenstunden der letzten 10 Novembertage betrugen 21,2 Stunden. Somit erreichten wir 80,40 Sonnenstunden für den gesamten Monat. Besonders die ersten 10 Novembertage brachten mit ihren 44,6 Stunden Sonnenschein einen besonders hohen Wert. Liegt der monatliche Schnitt an Sonnenstunden für den November der letzten Jahre bei etwa 50 Stunden, bewegen wir uns also in diesem November über dem üblichen Mittelwert. Dies kommt auch im Bedeckungsgrad des Himmels zum Ausdruck. Im Monat November war das Himmelsgewölbe an 11 Tagen bedeckt, an 2 Tagen fast bedeckt. Starke Bewölkung zeigte sich an 2 Tagen, bewölkten Himmel konnten wir an 4 Tagen erkennen. Weitere 5 Tage zeigte sich leichte Bewölkung und an 6 Tagen war es sonnig.

Die Temperaturen der letzten Novemberdekade waren in Bezug auf die ersten 20 Novembertage relativ niedrig, man konnte fast sagen, einem November entsprechend. Die niedrigste Nachttemperatur bewegte sich am 30. November bei -6,2°C. Die höchste Tagestemperatur zeigte unser Thermometer am 2. November mit 17,7°C. Alles in Allem konnten wir einen monatlichen Mittelwert von 4,90°C für den Gesamtmonat festschreiben. Die letzten 10 Tage des Novembers zeigten uns die niedrigste Nachttemperatur von -6,2°C, die Höchsttemperatur bewegte sich im genannten Zeitraum bei 6,9°C am 23.11.

Trösten wir uns nun noch mit dem alten Wetterspruch: „Am heiligen Korbinian (26.11.) fängt das Frieren an“. Oder aber auch „Sankt Klemens (25.11.) uns den Winter bringt“. Lassen wir uns überraschen.

Zum Schluss noch einiges zur Statistik für den November:

Beginn der Messung 1881. 2013 stieg die langjährige Novemberhöchsttemperatur 0,78°C über das langjährige Mittel von 12,9°C. Damit war der November 37 Jahre in Folge zu warm für das 20. Jahrhundert. Den letzten kühlen November verzeichneten wir 1976. Weiterhin können wir feststellen, dass der November 2019 der 345. Monat war, der über dem Jahrhundertschnitt lag. Übrigens registrierten unsere Wetterfrösche die kälteste Novembertemperatur am 28. November 1915 mit -25,4°C auf der Zugspitze. In Thüringen registrierte die Wetterwarte der Sternwarte Jena am 23.11 1858 mit -24,4°C den kältesten Tag in Thüringen.

 

Gert Götze   

Die Abrechnung des ersten Wintermonats für den Winter 2020 / 2021