Witterungsrückblick und einige Bräuche für den launischen April 2021
Der Wetterhahn von Sankt Concordia blickt zurück auf den launischen April verbunden mit einigen Bemerkungen zum Brauchtum des Monats
Glauben wir es dem Volksmund nun endlich? Seit hunderten von Jahren traut dem April niemand über den Weg. Dieser verflixte Monat macht ganz einfach was er will. Sagt doch schon einer von vielen, vielen Wettersprüchen: „1. April Narrentag: Am ersten April kann man ganz vermessen, die Wetterkarte ganz vergessen.“ Spricht doch der Volksmund von Hundewetter im April, wo man keinen Hund ins Freie treibt. Oder anders gesagt: „Aprilwetter und das Kartenglück, wechseln jeden Augenblick.“
Der arme, arme Bauer - hält er sich an seine Wetterregeln, weiß er eigentlich nicht, was er machen soll. Nehmen wir den 4. April, St. Ambrosiustag. Laut uralter Regel kommt der Ambrosius mit viel Schnee daher. Sechs Tage später, am 10. April an St. Ezechiel, übrigens der einhundertste Tag nach Neujahr, soll er unbedingt Leinsamen sähen, weil er an diesem Tag besonders gut gelingt. Was denn, nun lieber Petrus? Das arme Bäuerlein.
Woher kommt denn nun diese Launenhaftigkeit des Aprils her, gerade bei uns in Mitteleuropa? Sagt doch ein weiterer alter Wetterspruch für den April: „Der vierte Bruder (Monat) der ist toll, er zeigt sich ganz verwegen, erst scheint die Sonne wundervoll, dann schneit es und dann gibt’s Regen“. Die ständigen Wechselgelüste des Bruders April werden kurz gesagt durch Kaltlufteinflüsse, die aus dem Norden auf das bereits frühlingshaft erwärmte Festland stoßen, verursacht.
Wir wollen aber nicht nur Schlechtes über unseren April reden, er muss so sein wie er ist. Wird er doch auch Keimmonat oder Knospenmonat genannt. Wenn die Temperaturen steigen, beginnt überall in der Natur das Keimen und Blühen. Besonders bemerken wir dieses, wenn in der Nacht ein warmer Regen gefallen ist. Schon sehen wir in der Frühe oftmals einen grünen Teppich. Für den Gärtner und den Bauern, verheißt Feuchtigkeit im April eine gute Ernte. So kommen wir zum nächsten Wetterspruch: „April sonnig und nass, füllt Scheuer und Fass“.
Nun, schauen wir uns die ersten zwanzig Apriltage an, die hinter uns liegen. Machte doch der erste April noch Hoffnung auf ein schönes warmes Frühjahr, 21,0 °C als Tageshöchsttemperatur, ganz prima. Zumal Ende März sich bereits sehr angenehme Temperaturen breit machten. Aber wehe, wehe, bereits am 2. April fiel unser Thermometer auf teils winterliche Werte. Am 7. April froren wir mittags bei 1,7°C. Wenn wir die Durchschnittstemperatur der erste zwei Dekaden des Aprils betrachten, lagen wir bei fast 4°C unter dem jahreszeitüblichen Mittelwert. Die dicken Winterjacken waren nach wie vor in Gebrauch. Tagelang zeigten sich gerade die Morgenstunden frostig und kalt. Traurig waren die hängenden Köpfe der Osterglocken und vereinzelnden Tulpen an zu sehen.
Hagel, Graupelschauer, Nieselregen und Regen waren neben dem Regenschirm unser ständiger Begleiter. Von den bisherigen 20 Tagen im April regnete es an 12 Tagen. Die gefallene Regenmenge lag nun bei etwa 37,8 l/m². Schneefall gab es im Berichtszeitraum an 6 Tagen, so dass zirka 19 cm Schneehöhe insgesamt zusammenkamen. Die Schneehöhe unterlag einem ständigen Wechsel durch die höheren Tagestemperaturen. An 3 Tagen war die Schneedecke geschlossen, an einem Tag zeigte sie sich durchbrochen und an acht Tagen konnten wir von Schneeresten sprechen. Wir sollten auch nicht vergessen, dass Schnee im April eigentlich nichts Ungewöhnliches darstellt. Warme Tage im März und oftmals viel Sonne im April lassen uns aber den Kontrast zu winterlichen Einflüssen als besonders ungemütlich empfinden, zumal unser Geist schon auf Lenz programmiert ist. Trotz der wechselnden Bedeckungsverhältnisse des Himmelsgewölbes konnten wir bisher 57,3 Sonnenstunden registrieren.
Der Wind betrug in den Spitzen 6,5 km/h, in Böen konnten wir Spitzenwerte von etwa 30 km/h registrieren.
Als höchste Tagestemperatur zeigte uns die Quecksilbersäule am 1. April, und das ist kein Aprilscherz, 21,0°C. Die niedrigste Temperatur registrierten wir am 5. und 6. April in den Nachtstunden mit -3,4°C. Der Luftdruck schwankte im bisherigen Berichtszeitraum zwischen 1011,5 hPa und 1033,2 hPa. Bleibt uns nun für die letzten 10 Apriltage die Hoffnung auf viel Wärme, damit unsere Böden gut durchwärmen können und nochmals genügend Regen, damit wir auch gute Ernteerträge von Feld und Garten einbringen können.
Neben dem von uns so sehr genau beobachteten Klima, also Temperatur, Feuchtigkeit, Sonneneinstrahlung Windbewegung usw. hat die Beschaffenheit des Bodens für die Entwicklung der Pflanzenwelt und damit auch der Tierbestände eine besondere Bedeutung. Was verstehen wir eigentlich unter der Bezeichnung Boden, dem gerade für unsere Pflanzenentwicklung so große Bedeutung zu kommt? Ganz einfach gesagt: für diese Betrachtung reicht es, wenn wir uns mit der etwa 30 cm starken Oberschicht der festen Erdrinde beschäftigen. Diese Schicht ist in der Hauptsache durch Verwitterung und Abtragung der Gebirge sowie durch Humusauflagerung entstanden. Wesentliche Bestandteile dieser so wichtigen Bodenschicht sind mineralische Stoffe, organische Substanzen, Bodenpflanzen, Wasser und Luft.
Die mineralischen Stoffe sind durch Verwitterung von Gesteinen entstanden. Die organischen Bestandteile sind im Humus enthalten, die durch die Zersetzung tierischer und pflanzlicher Gewebe entstanden sind. Anders gesagt, die zwei wichtigsten Grundbestandteile des Bodens, nämlich Humus und Mineralien, machen den Wert des Bodens aus. Der Humus im Boden entsteht aber nicht einfach so, sondern er wird von einer ungeheuren Anzahl von Bodenlebewesen produziert. Diese leben je nach ihrer Art in ganz bestimmten Schichten, an die sie gebunden sind. Diese Lebewesen sind winzig klein, nur mit dem Mikroskop erkennbar. Sie existieren mit- und voneinander und halten dadurch, dass sie Pflanzen und Tierreste zerkleinern und in ihre Bestandteile zerlegen, den Boden fruchtbar. Nur mal einen Vergleich: In einer Handvoll gesunden Bodens befinden sich mehr Mikroorganismen als Menschen auf der Erde leben. Im Großen und Ganzen, als Überblick, setzen sich die Schichten wie folgt zusammen. In der obersten Schicht, etwa 1 cm starken Oberhaut leben hauptsächlich Algen. Darunter in der etwa 5 cm starken Humusschicht oder Humuskrume existieren die Pilze. In der bis zu 15 cm gelockerten Krume leben Bakterien und Urtierchen. Bis in 20 cm Tiefe leben im gelockerten Untergrund Fadenwürmer, bis in 30 cm Tiefe leben Wurzelfüßler. Im darauf folgenden Unterboden, bis ca. 50 cm Tiefe existieren dann die so genannten Rädertierchen. Aus der Reihe tanzt der Regenwurm, er hält sich in allen Schichten auf.
Für uns als Gärtner ist besonders im Frühjahr das Hacken des Bodens zur Lockerung besonders wichtig. Nun kommen noch die Bepflanzung und genügende Bewässerung, wenn nötig, hinzu.
Schauen wir uns nun die letzte Aprildekade an.
Die Hoffnung auf viel Wärme und genügend Niederschläge in diesen Tagen hat sich schnell zerschlagen.
Der April erwies sich in diesem Jahr als absoluter Spätzünder. Eine Entscheidung zwischen Spätwinter und Vorfrühling fiel dem berühmten Wechselmonat in diesem Jahr besonders schwer. Hauptsächlich die Morgenstunden der letzten Apriltage können wir nur als frostig und kalt bezeichnen. So erreichte das Thermometer am 26. April -3,1 °C. Der Durchschnittswert der letzten 10 Tage lag bei mageren 6,5°C. Als Höchsttemperatur erreichten wir, wie schon erwähnt, am 1. April 21,0°C. Mit anderen Worten, es war wieder nichts mit einem auch nur einzigen Sommertag (Höchsttemperatur 25°C) in diesem Monat.
Fast die gesamte Zeit strahlte uns täglich die liebe Sonne entgegen. So erreichten wir für die letzten 10 Tage im April, man mag es kaum glauben, 83,5 Sonnenstunden. Im gesamten Monat waren es 137,2 Stunden.
Unser größtes Problem trat wieder mit geballter Kraft auf, keine Niederschläge in den letzten Apriltagen. Es regnete in 10 Tagen lediglich 0,9 Liter auf den m². Zu diesem Problem kam nun noch eine nicht zu unterschätzende Besonderheit hinzu. Es gab einen ständig wehenden Wind aus Ost. Die Austrocknung unserer Böden wurde wieder vorangetrieben. Wären die Niederschläge zu Anfang des Monats nicht gewesen, unser armer Wald hätte noch mehr gelitten. Insgesamt erreichten wir im April 37,0 Liter Niederschlag, gefallen an 13 Tagen.
Das Pflanzenwachstum startete in diesem Jahr nur langsam. Insgesamt möchte ich einschätzen, dass die Natur in diesem Jahr dem sonst üblichen Stand etwa 10 bis 14 Tage hinterherhinkt. Liegen doch die Durchschnittstemperaturen im April 2021 um etwa 4°C unter den jahreszeitlich üblichen Werten. Fazit für den Monat April 2021: deutlich zu kühl, zu viel Sonne, zu wenig Regen und immer ein steifer Wind aus Ost. Was zeigt uns dies? Der Klimawandel verläuft eben nicht unbedingt geradlinig. War der April auch recht durchwachsen, dann muss es eben der Mai richten. Die alte Bauernregel, die wir beachten sollten, sagt für einen nicht ordnungsgemäßen April einen schönen Wonnemonat Mai voraus. Wir sehen, das Wetter verläuft eben nicht nach Wunsch, wir hoffen weiter. Aber im Wonnemonat immer schön daran denken, der Mai ist gekommen, die Bäume schlagen aus, also Abstand halten, besonders bei den großen.
Noch schnell einige Aprilwetterkapriolen aus vergangenen Zeiten, vom Thüringer Land:
- 1587 war auch ein kalter Lenz. Die Altvorderen berichteten, dass die Bäume nicht blühen wollten. Als weitere Naturbosheit kamen dann noch die Raupen dazu. Apfelimporte aus Italien waren damals unmöglich.
- Am 22.04.1677 riss ein Sturm das Dach der St. Nicolaikirche in Schmalkalden herunter. Im Wald entstanden große Sturmschäden. Dazu kam, dass die Erde noch bebte. Die Schmalkalder müssen aber in diesem Jahr den lieben Gott geärgert haben.
- Am 08.04.1808 wieder in Schmalkalden Großes Hochwasser.
All diese Ereignisse waren direkt in unserer Nachbarschaft. Fazit: die Rühler wussten sich schon in früheren Zeiten gottgefällig zu benehmen.
Tschüss bis zur Maibetrachtung
Gert Götze