Witterungsrückblick für den Monat Oktober 2022
Der Wetterhahn von Sankt Concordia blickt zurück
auf den oftmals so gestrengen, in diesem Jahr aber fast durchweg goldenen und wie ich meine viel zu warmen 2. Herbstmonat - den Oktober
Was ist für uns, die normalen Mitteleuropäer vom Stamme der Germanen, eigentlich ein „Goldener Oktober“?
Die Nächte werden kühler, die Sonne scheint zart und weich von einem fast wolkenlosen blauen Himmel auf unsere schönen Thüringer Berge. So oder ähnlich verfeinert uns der Oktober den Abschied vom Sommer. Spätsommerliche Temperaturen, in der Mittagszeit um die 20°C, erfreuen unsere Seele fast bis zum Ende des Monats.
Die auf das bunte Blätterdach herbstlich gedämpft scheinende Sonne lässt die überwiegende gelbliche Farbenpracht zu einem fast ins golden gehenden Farbenrausch erstrahlen. Diese Farbenpracht lässt uns den Monat als den Goldenen Oktober erscheinen, den wir Menschen so sehr lieben und in unsere Herzen eingehen lassen. Wissen wir doch, die dunkle Jahreszeit ist nicht mehr weit.
Meist schon Anfang des Monats beginnt sich die buntgefärbte Blätterpracht in unseren Wäldern zu entfalten. Die Verfärbung zeigt sich meist schon vor den ersten Nachtfrösten. Die Natur fährt die Photosynthese kaum spürbar, aber ganz sanft zurück. Das Chlorophyll und seine Proteine werden von Bäumen in ihre Bestandteile zerlegt und im Stamm und den Ästen für das neue Jahr zurückgezogen und gespeichert. Die Blätter beginnen sich zu verfärben und zu vertrocknen. Als Folge reißen auch die Blattstiele an und das Laub fällt zu Boden. Wir merken, ob wir es wollen oder nicht, der Herbst ist da.
Die Sonnenscheindauer nimmt von Tag zu Tag ab. So beträgt sie am 1. Oktober noch 11 Stunden und 39 Minuten. Am 31.Oktober sind es dann nur noch ganze 9 Stunden und 47 Minuten.
Unser Himmelsgewölbe weist in den frühen Morgen- und auch Abendstunden bei wenig Bewölkung meist eine rötlich gelbe Färbung auf. Diese Tatsache trägt gleichfalls zu dem herrlichen Begriff „Goldener Oktober“ bei.
Speziell zwei Wetterlagen lassen die herbstlichen Farben unserer Wälder besonders hervortreten. So muss erstens der Himmel bei einer Hochdruckphase mit trockener Luft tief blau erscheinen. Zweitens bei bestimmten Nebellagen wird das Licht nebelbedingt auf geheimnisvolle Art und Weise diffus gestreut. Bei Hochdruckeinfluss füllt der Nebel häufig unsere Täler und die Hochlagen darüber liegen oft im vollen Sonnenlicht. Die Welt wird in einen mystischen goldenen Schein gehüllt, der „Goldene Oktober“ verzaubert uns mit seinem Glanz. Uns ist diese Wetterlage auch unter der Bezeichnung Inversionswetter bekannt.
Wir merken es sofort. Wenn wir den Herbstwald betreten, erfasst uns eine geheimnisvolle Stille, die nur vom Rascheln des gefallenen Laubes unterbrochen wird. Ein seltsames, weiches Licht durchdringt die kahlen Äste. Ein erdiger Geruch mit einem pilzigen Aroma erfüllt uns. Genießen wir bei jeder sich bietenden Gelegenheit die goldenen Oktoberfreuden. Nicht jeder Oktober bietet uns dies so, wie der des Jahres 2022. Und ganz bestimmt, die dunkle Jahreszeit steht schon vor der Tür, auch in diesem Jahr.
Übrigens, selbst auf dem Nordamerikanischen Kontinent kennen die Menschen so etwas wie einen goldenen Oktober. Dort im fernen Amerika nennt man ihn etwas anders, hier heißt er „Indian Summer“.
So, nun wollen wir einmal auf das Profiwettergerät nahe dem Gymnasium, auf unsere Wetterstation Otfried Blumenstein, sehen. Was hat diese wohl zum Oktober 2022 zu sagen? Eigentlich kann die Antwort nur lauten: zu warm.
Die monatliche Durchschnittstemperatur lag in diesem Jahr im Bergstädtchen bei 11,8°C. Im Mittel der letzten 15 Jahre konnten wir hier 11,65°C verzeichnen. Am 30. Oktober, man mag es kaum glauben, stieg die Quecksilbersäule in unserer Gebirgslage auf 22,0°C. Ich kann mich nicht auf ein Monatsende im Oktober mit 22,0°C erinnern. Übrigens, die tiefste Nachttemperatur erlebte Ruhla im Oktober dieses Jahres am 20.10. mit 0,0°C
Die Sonnenstunden des diesjährigen Goldenen Oktobers konnten sich gleichfalls sehen lassen. Wir erreichten immer hin 117,7 Stunden Sonnenschein. Der Durchschnitt der letzten 15 Jahre belief sich auf etwa 112 Stunden Sonne im Oktober. Hieran können wir auch sehen, dass es unser Wettergott mit seiner Ruhl für einen Oktober recht gut gemeint hat.
Der Bedeckungsgrad des Himmelsgewölbes, als geschätzter Wert, kann dies auch nur bestätigen. Wir erreichten 2022 gleichfalls recht erstaunliche Werte. Zwölf Tage des goldenen Oktobers zeigten sich sonnig, ein Tag war heiter. An 10 Tagen konnten wir unseren Himmel als wolkenlos einschätzen. Bewölkt war unser Himmelszelt über Ruhla an einem Tag. Einen Tag sollten wir als stark bewölkt einschätzen, 4 Tage müssen wir als fast bedeckt benennen. Ganze 2 Tage im Oktober zeigte sich der Himmel bedeckt, so dass keine Sonne unsere Berge erreichen konnte.
Unser lieber, guter Petrus hat es 2022 mit seiner Ruhl, was den von uns allen so sehr herbei gesehnten Regen betraf, gleichfalls gut gemeint. An 15 Tagen fielen immerhin 81,5 Liter Regen. Der Oktoberdurchschnitt der letzten 15 Jahre lag bei 77,68 mm Niederschlag. Somit können wir uns trotz des vielen Sonnenscheins über den gefallenen Regen nicht beschweren, er fiel oft des Nachts und von Starkregenfällen blieben wir verschont. Gewitter brachte uns der Oktober auch keine und von dem so gefürchteten Hagel blieben wir auch verschont.
Die Luftdruckentwicklung bewegte sich im letzten Oktober gleichfalls im Normalbereich. Minimal konnten wir 1012,1 hPa und im Maximalbereich 1033,1 hPa erreichen, was einen Durchschnitt von 1021,865 hPa entsprach.
Nun können wir unsere monatliche Betrachtung des Oktoberwetters noch mit einem der uralten Wettersprüche unserer Altvorderen enden lassen. Dieser besagt:“ Oktober warm und fein, kommt ein strenger Winter drein.“ Nun, dann lassen wir uns mal überraschen.
Ihr Gert Götze für den Goldenen Oktober 2022