Wetter

Witterungsrückblick für den Monat Oktober 2021

Der Wetterhahn von Sankt Concordia blickt zurück
auf den 2. Herbstmonat, dem buntesten Monat des Jahres 2021, den manchmal so lieblichen Oktober

Nun hatten wir ihn erreicht, den Monat Oktober. Abgeleitet ist sein Name vom lateinischen octo, welches so viel wie acht bedeutet - war er doch der achte Monat im alten römischen Kalender.

In unserer schönen deutschen Sprache haben wir aber für den zehnten Monat unseres Kalenders viel wohlklingendere Bezeichnungen.

Der größte Teil der Ernte ist nun eingebracht, die schnell kürzer werdende Tage bringen nun etwas Ruhe in den Tageslauf. Hat der erste Oktober noch eine Tageslänge von 11 Stunden und 39 Minuten, so sind es am 31. Oktober noch 9 Stunden und 48 Minuten.

Die Weinlese hat nun schon begonnen, so nannten unsere Altvorderen den Oktober, so etwa ab dem 8. Jahrhundert, auch Weinmonat. Die Weidmänner unter uns bezeichneten den Oktober auch gerne als Dachsmonat. Die Hirschbrunft fesselte viele von ihnen nächtelang an den Wald und zur bevorstehenden Weihnachtszeit lockte köstliches Wildbret.

Die aber schönste Monatsbezeichnung für den Oktober, so finde ich, ist die Namensgebung „Gilbert“. Die Verfärbung des Laubwaldes beginnt. Von gelb bis rot zeigen sich die Kronen unserer Laubbäume. Es gibt nichts Schöneres, als zu dieser Jahreszeit bei strahlender Herbstsonne durch den Wald zu streifen und unsere sich täglich verändernden Wälder zu beobachten. Der schon etwas kühlere Wind weht uns um unsere Nase und an so manchen Tag brauchen wir schon mal Handschuhe. Beim Ausatmen wird die nahende Kälte schon an unserem Atem sichtbar. Freuen wir uns über jeden schönen bunten Tag. Daher rührt auch die Bezeichnung Gilbert. Sind doch die goldenen Tage des Oktober für uns wie ein Abschied vom Sommer, denn die Verfärbung des Laubes und die ersten fallenden Blätter zeigen uns den kommenden Wechsel an.

Halten wir uns an den Wetterspruch unserer Ahnen: „Gilbert, der fröhliche Wandersmann, pinselt Wald, Weide und Hecken an.“

Was sind nun die Ursachen, dass sich die Blätter verfärben und dann abgeworfen werden? Warum ist das bei unseren Nadelbäumen, außer der Lärche, nicht so?

Da es sich bei unseren Pflanzen auch um Lebewesen handelt, reagieren sie wie alles Lebende auf ihre Umwelt. Dadurch bedingt verändern sich bei uns in Mitteleuropa alle grünen Laubbäume im Herbst sehr stark. Das ist ihre Vorbereitung auf den Winter, ihr Weg, die kommende Kälte und auch die wasserarme Zeit durch die ständig gefrorenen Böden zu überstehen. Die Verfärbung des Laubes und sein späterer Abwurf ist somit weiter nichts als die Wintervorbereitung der Bäume. Auslöser dieses durch Hormone gesteuerten Geschehens ist zu einem die bereits weiter oben beschriebene Verkürzung der Tagesläufe im Herbst sowie die stetig sinkenden Temperaturen, besonders zur Nachtzeit. Dadurch setzt in den Blättern ein genetisch bedingter Alterungsprozess ein. Weniger Tageslicht und kühlere Temperaturen bedeuten, es gibt weniger Photosynthese, ergo wird weniger Chlorophyll benötigt. Man kann somit sagen, dass der Stoffwechsel unserer Bäume durch die Natur auf Sparflamme gesetzt wird. Weniger Chlorophyll bedeutet gleichzeitig weniger grün. Dadurch kommen in den Blättern vorhandene Farbstoffe, wie Rot (Xanthophyll) und Gelb zur Geltung. So wird die herrliche bunte Belaubung hervorgerufen. Das Chlorophyll der Blätter wird durch natürliche Prozesse zerlegt und im Holz des Stammes, in den Ästen und im Wurzelbereich für das kommende Frühjahr eingelagert und somit bereitgehalten. Wichtige Elemente wie Phosphor, Eisen, Kalium und der besonders wichtige Stickstoff gehen dem Baum nicht verloren. Damit haben wir eine fast vollständige Zerlegung des Chlorophylls, das aus dem Blatt herausgezogen wurde. Nebenbei bemerkt, die Farbe Braun tritt erst beim Absterben des Blattes auf.

Da nun das Chlorophyll fehlt, ist die Fotosynthese eingestellt. Parallel zur Laubverfärbung geschieht zwischen Blattstiel und Zweig die Bildung eines Trenngewebes, die Wasserversorgung des Blattes wird dadurch unterbrochen. Es ist sozusagen eine Sollbruchstelle entstanden. Ein leichter Windhauch und das Blatt fällt zu Boden. Der herbstliche Laubfall ist also nicht das Ergebnis starker Fröste und wehender Winde, sondern gehört zur Vorbereitung auf die schlechteren Bedingungen zur Winterszeit. Kahle Laubbäume halten u.a. auch der Schneelast des Winters besser stand, als belaubte. Man könnte noch mehr Gründe aufführen, aber dies würde für die kurze Darstellung des Prozesses zu weit führen.

Dagegen ist die Überwinterungsstrategie der Nadelbäume eine ganz andere. Sie verstärken kurz gesagt ihre Nadeln und lagern in ihnen Stoffe zum Frostschutz ein. Eine besonders im Herbst gebildete Wachsschicht verhindert zusätzlich die verstärkte Verdunstung. Elastische und nach unten gebogene Zweige lassen aufliegende Schneelasten schnell abrutschen. Ein Nachteil: bei wärmeren Temperaturen im Winter findet trotz der erwähnten Schutzschichten durch die Spaltöffnungen der Nadeln eine geringfügige Verdunstung statt.

Aus diesem Grund ist es ratsam den Koniferen im Garten dann etwas Wasser zu geben.

Durch die sehr weichen Nadeln bildet die Lärche eine Ausnahme. Sie ist es, die ihre Nadeln abwerfen muss.

Der gesamte Monat Oktober zeigte sich uns etwas kühler als der Durchschnitt der Jahre 2008 bis 2020. Lagen in diesem Zeitraum die Durchschnittstemperatur bei 8,47°C, kamen wir in diesem Oktober auf einen Wert von 8,3°C.

Als tiefste Nachttemperatur registrierte unsere Quecksilbersäule am 24. Oktober -1,2°C. Gleichfalls knapp unter dem Gefrierpunkt zeigte sich das Thermometer am10. und 23. des Berichtsmonats. Zu ersten Schneefällen kam es im diesjährigen Dachsmonat in Ruhla nicht.

Als niedrigste Bodentemperatur zeigte die Temperaturanzeige am 24.10. mit -2,2°C.

Als höchste Tagestemperatur konnten wir für unseren Gilbert am 3.10. ganze 18,6°C in unsere Wetteranalen aufnehmen. Mit diesem Wert befinden wir uns so etwa im Mittelfeld der Höchsttemperaturen des letzten Jahrzehntes. Als Ausreiserwert für die Höchsttemperaturen eines Oktobers konnten wir zum Beispiel das Jahr 2011 mit 24,5°C festhalten. 2012 dagegen erreichten wir als niedrigsten Oktoberwert sogar -6,8°C.

Insgesamt zeigte sich unser zweiter Herbstmonat mit 107,3 Sonnenstunden sonniger als der Schnitt der letzten 10 Jahre. Hier kamen wir für diesen Zeitraum auf einen Durchschnittswert von 84,94 Sonnenstunden für den so bunten Monat.

Alles in Allem konnten wir uns in diesem Jahr über einen herrlichen goldenen Oktober freuen. So mancher wunderschöne Herbstspaziergang versüßte uns den Abschied vom Sommer. Doch liebe Wandersleute, habt ihr es auch schon gemerkt, ab Mitte Oktober ist der Gesang unserer gefiederten Waldbewohner weniger geworden. Heißt es doch in einer alten Bauernregel: „Ab St. Hedwig und St. Gall (16. Oktober) schweigt der Vögel Sang und Schall.“ Am morgendlichen Gezwitscher ist die Wahrheit dieses Spruches auch zu bemerken, also Schlafzimmerfenster auf und lauschen. Die Gärtner unter uns sollten dieses Datum auch nicht vergessen. Eine weitere Bauernregel zum Gedenktag an die beiden Heiligen lautet: „Nach dem St. Gallustag, nichts mehr im Garten bleiben mag.

In unserer Ruhlaer Heimat sollten wir -  und besonders die jungen Frauen - den Orakeltag des Koloman am 13. Oktober nicht vergessen. In früheren Zeiten orakelten viele von ihnen: „Lieber guter Koloman, schick mir einen guten Mann“. Ob da so manche von ihnen in dieser Nacht auch gut geschlafen haben?

Auch der Bedeckungsgrad unseres Himmelsgewölbes lässt uns einen Goldenen Herbst erkennen. So war es an zwei Tagen vollkommen wolkenlos. Sieben Oktobertage zeigten sich sonnig und ein Tag war heiter. Bei wolkigem Himmel an 6 Tagen blinzelte unsere Sonne uns zumindest so um 4 Stunden durch die Wolken zu. An sieben Tagen sahen wir einen fast bedeckten Himmel und an 8 Tagen mussten wir ganz auf die Sonne verzichten. Ich meine, für den zweiten Monat im Herbst ist das kein schlechtes Ergebnis, was die Bedeckung des Firmaments betrifft.

Problematisch hingegen müssen wir wiederum die Regensituation des Dachsmonats einschätzen. Regen fiel zwar an 14 Tagen des Monats, aber leider insgesamt nur 34,1 mm auf den m². Im 10-jährigen Mittel regnete es im Oktober an 12,7 Tagen aber immerhin 70,37 l/m². Übrigens: der meiste Niederschlag fiel mit 113,7 Litern im Jahre 2008 und der geringste Regen fiel im Oktober 2016 mit nur, man höre und staune, 6 mm - und das hier in Ruhla.

Der Laubfall ist in diesem Jahr auch schon recht gut in Gang gekommen. Der Breitenberg ist schon fast leer. Wie sagte man früher in Ruhla: „St. Ursel (21. Oktober) zäht de Beim uis.“

Der Luftdruck bewegte sich im Oktober im Schnitt der letzten 10 Jahre bei 1018,36 hPa. Im Oktober 2021 lag der durchschnittliche Luftdruck bei 1021,23 hPa.

Der Gilbert des Jahres 2021 war insgesamt recht windig. Am 21.10. erreichte uns der erste Herbststurm mit Windgeschwindigkeiten um die 70km/h. Der Sturm verursachte in Deutschland etliches an Schäden. Ruhla hatte wieder einmal Glück und kam recht glimpflich davon. Die Hauptwindrichtung des diesjährigen Oktoberwindes bewegte sich bei uns um West-Süd West und West.

Vergegenwärtigen wir uns immer die alte Wetterregel: „Wenn Simon und Juda (28.10.)vorbei, rückt der Winter herbei.“

Liebe Gartenfreunde, auf keinen Fall dürft ihr vergessen: „An Gilbert räum den Garten, denn wirst du warten, so kommt die Kälte und nimmt die Hälfte.“

So viel nun zum Monat Oktober 2021, bis bald.

 

Ihr Gert Götze