Witterungsrückblick für den Monat November 2021
Der Wetterhahn von Sankt Concordia blickt zurück
auf den 3. Herbstmonat des Jahres 2021
So, nun war der unbeliebteste Monat im Jahreslauf erreicht. Wir hatten also wieder mal November, was sonst.
Wie heißt es doch in einer alten Bauernregel so schön: „Im November ist hinter jeder Staude ein anderes Wetter.“
Der Himmel zeigte sich tagelang nur noch bedeckt, kein auch noch so kleiner Sonnenstrahl ließ uns ein Lächeln entlocken. Der Regen durchrauschte Stunden die Straßen. Durch den Regen und durch den Sturm hörte man nur das Schimpfen der Menschen über das, wie es auf Ruhlaer Mundart heißt, schülliche Sauwetter.
Die Leute laufen in dieser Zeit mit hoch geschlagenem Kragen, die Mützen tief ins Gesicht gezogen und starrem Blick durch den Novemberabend. Sie kennen nur noch ein Ziel: Heim zur Familie und an den warmen Ofen. Draußen regnet und stürmt es ohne Unterbrechung weiter. Drinnen wartet ein gemütliches Plätzchen, ein warmer Tee, eine kuschlige Decke, ein lieber Mensch und auch das Kätzchen, also die pure Gemütlichkeit. Schnell die Vorhänge zugezogen, eine Kerze entzündet, übrigens der Nebel ist inzwischen noch dichter geworden, also einfach nur relaxen und an den vergangenen Sommer denken. Draußen nimmt der Nebel weiter zu, bildet in der hereinbrechenden Nacht die seltsamsten geisterhaften Figuren aus.
So, oder ähnlich geht es uns doch an so manchem Novemberabend, besonders zur Dämmerstunde, wie unsere Großmütter so gerne zu sagen pflegten. Die Dämmerstunde, die Zeit zwischen dem abklingenden Tag und der hereinbrechenden Nacht, wurde von uns Kindern so geliebt. Erzählten doch unsere Omi´ s nun gerne aus früheren Zeiten.
Der Nebel mäandert mit zunehmender Dunkelheit weiter und die Welt jenseits der Fenster wird immer bizarrer und unrealistischer.
Nebel, was ist das, woher kommt er und das manchmal sehr plötzlich und warum gerade jetzt, im Herbst, im bevorstehenden Winter, wo es so schon ungemütlich ist? Wir könnten uns die Antwort sehr einfach machen und sagen, Nebel ist Wasser, nichts als Wasser und wir würden dabei nicht lügen. So einfach soll aber unsere Antwort auf die hoch komplizierte Frage nicht ausfallen. Gehen wir einen Schritt weiter und sagen, Nebel ist nichts weiter als eine niedrige, sehr niedrige Stratuswolke, die sich im bodennahen Bereich bildet und oft Bodenkontakt hat.
Es gibt viele verschiedene Anlässe, die zur Nebelbildung führen. Da wir uns jetzt im Herbst und dem beginnenden Winter befinden, wollen wir uns aus Platzgründen und der zu erwartenden Länge des Artikels heute nur mit der für diese Jahreszeit typischen Kategorie, dem Strahlungsnebel, befassen.
Grundlegend entsteht diese Art Nebel durch Abkühlung der umgebenden Luft durch nächtliche Abstrahlung der Umgebungswärme in den Weltraum, bis der Taupunkt sich der Temperatur annähert, an dem die Aufnahme von Feuchtigkeit als Wassergas nicht mehr möglich ist. Es gilt, je niedriger die Lufttemperatur ist, umso weniger Feuchtigkeit kann die Luft in gasförmigem Zustand aufnehmen. Der Aggregatzustand muss sich von gasförmig auf flüssig ändern. Durch das weitere Verringern der Umgebungstemperatur tritt eine Sättigung des sich in der Luft als gasförmig befindlichen Wasserdampfes ein. In unserer Luft befinden sich immer mikroskopisch kleine Teilchen, seien sie aus Staubpartikeln oder aus sonstigem Rauch vorhanden. An diese kleinsten Teilchen lagern sich nun die in den flüssigen Aggregatzustand übergegangenen winzigen Wasserbestandteile an, die bei der Sättigung der Luft mit Wasserdampf entstanden sind. Grund dieses Vorganges ist also nichts weiter, als das, wie schon weiter oben beschrieben, Wasserdampf durch Veränderung des Taupunktes der Luft seinen gasförmigen Aggregatzustand in flüssig ändern muss.
Diese winzig kleinen Schwebeteilchen werden nun mit flüssige gewordenem Wasserdampf umgeben, also werden nun kleine Wassertröpfchen sichtbar. Sie machen die Luft für uns schwerer zu durchblicken, diesen Vorgang nennen wir nun ganz einfach Nebel. Fachlich gesehen können wir Nebel auch als Aerosol bezeichnen.
Wie schon früher festgestellt, tritt unser Nebel besonders im Herbst, Winter und Frühjahr auf. Er zeigt sich dann besonders auf Waldlichtungen, in Senken, in Flussniederungen und bei schneller als die Umgebungstemperatur sinkenden Temperaturen.
Die Vorstufe zum Nebel ist der aufkommende Dunst mit einer Sichtweite zwischen einem und vier Kilometern. Von leichtem Nebel sprechen die Wetterfrösche bei einer Sichtweite von 500 bis etwa 1000 Metern. Ist der Nebel 200 bis 500 Meter in seiner Mächtigkeit, nennen wir ihn mäßigen Nebel. Ist die graue Suppe unter 200 Meter dick, sagt der Wetterdienst starker Nebel. Hält die Nebelsuppe einen ganzen Tag an, sprechen wir von einem Nebeltag. Ist der Nebel gebietsweise eng begrenzt, reden wir von einer Nebelbank. Die Größe eines Nebeltröpfchens variiert zwischen einem hundertstel und einem zehntel Millimeter.
So, nun haben wir in der kürzest möglichen Form versucht zu beschreiben, was wir unter der bizarren, so manches Mal beängstigenden, aber auch betörenden Form des Wetterphänomens Nebel und seiner Entstehung verstehen.
Allerheiligen feiern die katholischen Christen am 01.11.. Ein alter Wetterspruch zu diesem Feiertag lautet: „ Allerheiligen bringt den Winter zu den Zweigen.“ Allerheiligen gilt als Gedenktag für alle Heiligen, Märtyrer und verstorbenen Angehörigen. Zu diesem Tag gehört seit jeher der Friedhofsgang, Grabschmuck und das Seelenlicht. Die Nacht auf Allerheiligen war unseren Vorfahren stets etwas unheimlich, hielten sie es doch für gefährlich, zu diesem Zeitpunkt ins Freie zu gehen. Dämonen und böse Geister sollten in dieser Nacht ihr Unwesen treiben.
Der November zeigte sich schon von Beginn an sehr bedeckt und düster. Ganze 21 Tage des schon so dunklen Monats müssen wir den Himmel als bedeckt einschätzen. Mit anderen Worten, zu 70% Wolken und keine Sonne. Es folgten dann noch 3 Tage mit fast bedecktem Himmel. Man höre und staune, lediglich an 4 Tagen war es heiter und an 2 Tagen zeigte sich das Himmelsgewölbe wolkig. Hierzu kommt noch die zurzeit extrem kurze Tageslänge im Monat November. Beträgt die Länge des Tages am 1. November noch 9 Stunden und 44 Minuten, so sind es an Ultimo, also am 30. des Monats, gerademal 8 Stunden und 19 Minuten, eine armselige Ausbeute für einen ganzen Monat. Nach dem doch recht goldenen Oktober verfielen wir geradezu schon in eine gewisse Winterstarre. Hierzu kamen die weiteren Feiertage des Monats nach Allerheiligen, wie Allerseelen am 2. November, der Volkstrauertag und der evangelische Totensonntag, oder auch Ewigkeitssonntag, genannt. Wenn wir dies so betrachten, ist im November der Haupttreffpunkt der Friedhof.
Eine richtige Chance, vom Spätsommer Abschied zu nehmen, haben wir in diesem November nicht bekommen. Nichts war es mit noch einmal kurz Sonne tanken. Besonders die Flussniederungen und Täler waren in diesem Jahr durch die über einen längeren Zeitraum bestehende Inversionswetterlage von viel Nebel geplagt. Also, hoch hinaus, wer Sonne wollte. Wir haben ja unseren Inselsberg mit seinen 916 m Höhe ganz in der Nähe, oben war unser Klärchen des Öfteren zu finden.
Geregnet hat es in diesem November 44,0 Liter auf den m², gefallen in 15 Tagen. Die durchschnittliche Regenmenge für den November der letzten 12 Jahre betrug 59,80 Liter auf dem m² an 11,85 Tagen gefallen.
Den ersten Schneefall des nahenden Winters konnten wir auch in diesem Monat verbuchen. Am 25.11. zeigte sich Ruhla plötzlich mit Weiß gepudert, eine schöne Abwechslung im tristen dunklen Alltag der letzten Wochen. Übrigens, den frühesten ersten Schnee erlebte unsere Ruhl im Jahr 1958, hier schneite es bereits am 2. Oktober. Der späteste erste Schnee zeigte sich nach langem Warten im Jahr 2006 und zwar am 28. Dezember. Zum ersten Schnee noch eine alte Wetterregel, wie heißt es doch so schön: „ Cäcilia (22.11.) im weißen Kleid, erinnert an die Winterszeit.“ In diesem Jahr hat es mit unserer Cäcilia fast auf den Tag genau geklappt. Eine weitere Wetterregel, die wir beachten sollten, lautet: „Sitzt im November noch das Laub, wird der Winter hart, das glaub“. Der Laubfall am Breitenberg war am 09.11. abgeschlossen. Am Bermer war es der 13.11. Aus den angeführten Laubfalldaten mache sich ein jeder seinen eigenen Reim.
Die kahlen Äste zeigen es nun schon sehr deutlich an, der Winter steht in seinen Startlöchern. So auch die Wetterregel: „An Korbinian (20.11.) fängt das Frieren an.“ Oder anders gesagt: „Die heilige Cäcilie (22.11.) mit Dank, setzt sich gerne auf die Ofenbank“. Man kann es auch in Mundart sagen: „St. Lisbeth (19.11.) säöt an, boas d´r Wäinter forr ea Man“.
Übrigens auf La Palma hat es auch schon gescheit, aber keinen Schnee nein, nein. Es war Asche vom Vulkan Cumbre Vieja.
Am 21.11. kam es am Himmel über uns zum verstärkten Zug der Schneegänse. Hierzu auch noch eine Wetterregel: „Ziehen die wilden Gänse und Enten fort, ist der Winter bald am Ort.“
Unser November zeigte sich auch recht windig. Der Wind wehte meist aus West und Nordwest, zeitweise war er sehr böig, besonders am 4. November und am 22. sowie am 30..
Die höchste gemessene Temperatur konnten wir am 1.11. mit 10,8°C vermelden. Die niedrigste Nachttemperatur ging mit -3,3°C am 23.11.in die Annalen ein. Die höchsten Durchschnittswerte bewegten sich im Monat bei 5,21°C. Der Schnitt der letzten 12 Jahre liegt bei 4,37 °C. Der niedrigste Durchschnittswert bewegt sich bei 1,46°C. Ich würde sagen, auch der Monat November 2021 zeigte sich temperaturmäßig wiederum etwas zu hoch.
Der gemessene Luftdruck liegt in diesem November bei Durchschnittlich 1018,85 hPa, sein niedrigster Wert wurde am 26.11. mit 992,7 hPa und sein höchster Wert am 23.11. mit 1031,2 hPa gemessen.
Soviel nun zum dunklen, unfreundlich wirkenden und von den Menschen nicht unbedingt gemochten letzten Herbstmonat November. Freuen wir uns auf die Adventszeit, auf den vorweihnachtlichen Lichterglanz und die glücklichen Augen unserer Kinder zur Weihnachtszeit, denn nun erfolgt der Ausgleich zum ungemütlichen November.
Bis zur Dezemberabrechnung
Eine frohe und gesunde Advents- und Weihnachtszeit wünscht
Ihr Gert Götze