Witterungsrückblick für den Monat Mai
Der Wetterhahn von Sankt Concordia blickt zurück auf den Wonnemonat Mai 2023, den von uns so erwarteten, geliebten, mit viel Vorschuss bedachten und mit viel Festlichkeiten überhäuften Lieblingsmonat der Deutschen
Doch halt, ihr Waldbesucher, Naturfreunde und Ästheten: Wie heißt es doch so schön? „Der Mai ist gekommen, die Bäume schlagen aus“. Also äußerste Vorsicht beim Spaziergang oder beim Spielen unter Bäumen. 😊 Und noch eine alte Bauernregel sollte uns zu denken geben: „Der Mai als Wonnemonat geboren, hat noch Tau, Wind und Frost hinter den Ohren.“
Ein Blick aus dem Fenster lässt uns aber in diesem grünenden Monat besonders erschaudern. Seit vielen, vielen Jahren ist die Fichte der Baum, der unsere Wälder und besonders die um unser schönes Bergstädtchen Ruhla prägte. Was sehen wir aber? Kahle Flächen und abgestorbene graue, trockene Fichten. Diese prägen mehr und mehr das Bild unserer Landschaft, aber auch besonders im Flachland und den mittleren Lagen finden wir diese traurigen Flächen. Bei den durch Trockenheit und Borkenkäfer geschädigten Fichtenbeständen hat die Dürrephase der letzten Jahre ganze Arbeit geleistet. Ob wir es einsehen wollen oder nicht, die Fichte ist gerade dabei, sich aus unseren Höhenlagen zu verabschieden. Überall sehen wir abgestorbene braune Fichten und kahle Hänge. Warum ich die Lage so drastisch darstelle? Ganz einfach: Von den stark geschädigten Beständen gehen große Gefahren aus, besonders bei den seit Monaten herrschenden Windverhältnissen. Also Augen auf beim Waldspaziergang, besonders geschädigte Bestände lieber meiden. Wir haben auch noch genügend weniger beeinträchtigte Laubholzbestände, die zum Erholen einladen.
Liebe Eltern, ermahnt besonders Eure Kinder zur erhöhten Vorsicht beim Spielen im Wald. Sterbende Fichtenbestände sollten sie vorerst meiden. Ebenso ist die Waldbrandgefahr nicht zu unterschätzen. Hier gilt für alle Waldbesucher: kein Feuer im Wald! Auf die gewohnte Zigarette sollte unbedingt verzichtet werden, denn schon eine einzige achtlos weggeworfene Kippe kann eine Brandkatastrophe auslösen.
Zur Beruhigung der Gemüter: Die Situation wird nicht ewig so bleiben. Das Thüringer Waldgesetz verlangt von der Forstwirtschaft, dass spätestens nach 6 Jahren neu aufgeforstet werden muss. Das gewohnte Waldbild, die Zusammensetzung der Holzarten, also das Aussehen der Bestände wird sich allerdings in den nächsten Jahren ändern. Kahle Hänge werden auf keinem Fall die Regel sein oder bleiben.
Soviel nun zu den traurigen Begebenheiten, es musste aber unbedingt einmal gesagt werden.
Wonnemonat, nun war er da, die Dunkelheit und die Kälte des Winters wurden vergessen. Wonne - hat dies mit Frühlingsgefühlen, freudigem Verlangen, Liebe, Sonne, Wärme, viel Grün und bunten Farben zu tun?
Mit dem 1. Mai begrüßen wir den Monat gleich mit einem Feiertag. Dieser ist schon, wie seit Jahrhunderten, mit dem Frühlingserwachen und Familienwanderungen zu den schönsten Zielen unserer Heimat verbunden. Und das gleich noch dazu am „Tag der Arbeit“. Mit Kind und Kegel ab in die Natur und ab zum Maientanz, der Frühling muss zünftig begrüßt werden. Überall lachende und singende Menschen, wir haben eben den Wonnemonat.
Seit dem Osterfest sind 40 Tage vergangen und besonders die Christen begehen das Fest Christi Himmelfahrt. Dieser Brauch wird von der Christenheit unseres Landes etwa seit dem 4. Jahrhundert festlich begangen. Entsprechend der Apostelgeschichte sei Jesus seit seiner Auferstehung 40 Tage lang täglich seinen Jüngern erschienen. Am 40. Tag wurde er dann vor ihren Augen durch eine Wolke empor gen Himmel gehoben und verschwand. Nach Auslegung der Kirche, hatte ihn sein himmlischer Vater zu sich geholt. Dadurch können wir einen weiteren Feiertag im Wonnemonat begehen, Christi Himmelfahrt. Etwa seit dem 19. Jahrhundert wird dieser Tag genutzt, um so genannte Herrenpartien, zum Teil lautstark mit viel Alkohol, zu feiern. Ursprünglich nutzten fromme Juden diesen Tag zur Feier eines Erntedankfestes. Die Männer haben sich dann über die Jahre ihre eigenen Dankbarkeitsrituale geschaffen. Man muss aber sagen, in den letzten Jahren ist besonders bei uns der Himmelfahrtstag immer mehr auch zum Familientag geworden.
Ein weiterer Feiertag im Monat Mai entwickelte sich, fest an das Osterfest gebunden, 50 Tage nach Ostern, das Pfingstfest. Das Wort Pfingsten leitet sich vom griechischen Pentekaste ab, was so viel wie 50. Tag bedeutet.
Was geschah in diesen Tagen nach Aussage der Bibel? Alle Jünger befanden sich noch in Jerusalem am gleichen Ort. Da ertönte plötzlich vom Himmel her ein heftiges Brausen, als ob sich ein starker Sturm entwickelt und erschütterte die ganze Gegend. Den Aposteln erschienen Zungen wie von Feuer und verteilten sich auf ihnen. Mit anderen Worten, sie wurden vom heiligen Geist erfüllt. Man kann auch sagen, die Christen feiern die Herabsendung des Heiligen Geistes und gleichzeitig das Ende der Osterzeit. Eigentlich kann man diesen Tag auch als Gründungsfest der Katholischen Kirche bezeichnen. Nach Ansicht der Kirche erhielten die Jünger Jesu durch den heiligen Geist den Auftrag und die Kraft, die Lehre Christi zu verbreiten. Die Nichtchristen begehen die Pfingsttage als Frühlingsfest und zeigen mit Häuserschmuck und dem Maienbaum ihre Verbundenheit mit der Natur. Im Laufe der Zeit entwickelten sich abhängig von Tradition, Glaubenszugehörigkeit und sonstigen Ansichten die vielfältigsten Pfingstbräuche, auf die aus Platzgründen hier nicht weiter eingegangen werden kann.
So, liebe Leser, nach dem wir die Festtagsbräuche und Feierlichkeiten des von uns allen so geliebten Mai ausgiebig erörtert und betrachtet haben, wollen wir den Wonnemonat auch mit Zahlen unserer Wetterstation Otfried Blumenstein untersetzen.
Es war nun nach der langen, dunklen Winterszeit endlich die Zeit gekommen, den Frühling mit viel Sonne und milder Luft bei uns in Ruhla begrüßen zu können. Und wie die so lange herbeigesehnte Sonne das tat! 214,0 Stunden ließ unser liebes Klärchen ihre Sonnenstrahlen über unseren Bergen erstrahlen. Das bedeutete für uns, der Monat Mai brachte an 28 Tagen Sonnenschein. Lediglich an 3 Tagen mussten wir auf ihre wärmenden Strahlen verzichten. Diese Entwicklung konnten wir auch am geschätzten Bedeckungsgrad unseres Himmels ablesen. An 3Tagen war es völlig wolkenlos, ein Tag zeigte sich sonnig. Durch den von der Sahara zu uns herein strömenden Wüstenstaub blieb unser Himmel an 8 Tagen leicht bewölkt. 12 Tage mussten wir uns mit einem wolkigen Himmel zufrieden geben, 4 Tage war es fast bedeckt, 3 Tage bedeckt.
Von Gewittern, Hagel oder Schneefall blieb unser geliebtes Bergstädtchen im Mai verschont. Der Tag zeigte sich in Ruhla im Verhältnis relativ warm. So konnten wir am 22. Mai den ersten Sommertag des Jahres 2023 mit 25°C verzeichnen. Die durchschnittliche Tagestemperatur betrug für den gesamten Monat 11,68°C. Dadurch bedingt war unser ach so stark belasteter Wald in diesem Jahr relativ zeitig grün, zumindest das, was Dürre und Käfer übrig gelassen haben. Als Termin konnten wir für den Stadtwald den 06.05. und für den Breitenberg den 10. Mai festschreiben. Die Nächte dagegen zeigten sich relativ unterkühlt. Am 3. Mai zeigte das Quecksilber -1°C. Die durchschnittliche Minimaltemperatur lag im Monat Mai bei 5,33°C. Mit langen Sitzen im Freien in den frühen Abendstunden war es wohl nichts.
Ach, wie hatten uns die Monate März und April mit ihren Niederschlägen überrascht, viel Bodenfeuchtigkeit konnte ausgeglichen werden. Umso grösser war die Enttäuschung über die Mainiederschläge. Ganze 20,7 Liter Niederschläge fielen im Monat der Wonne. Wie sagten unsere Alten schon zu Niederschlägen im Monat Mai: „Regen im Mai bringt Wohlstand und Heu.“ Die fehlenden Niederschläge waren noch lange nicht das schlimmste. Seit Wochen wehte über unser schönes Ruhla Tag und Nacht ein anhaltender steifer Wind, dessen Böen in seinen Spitzen es bis auf 44 Stundenkilometer brachte. Dieser ständige Wind lies die vorhandenen Temperaturen gleich noch kälter erscheinen. Diesen ständig wehenden Wind nannten unsere Altvorderen auch Hungerwind oder Zehrwind, weil die Bodenfeuchtigkeit durch ihn regelrecht ausgezehrt wird, er dem Boden auch der letzte Rest Feuchtigkeit nimmt. Dadurch bedingt verharscht der Boden geradezu, das Pflanzenwachstum wird regelrecht gebremst.
Wie kommt es zu dieser Wetterentwicklung? Ganz einfach, schon warme Luft aus dem Süden und noch kalte Luft aus dem Norden Europas werden durch die ständig wechselnden Winde zu uns getragen. Eigentlich eine normale Entwicklung für den Monat Mai.
Die dargestellte Wetterentwicklung bringt es mit sich, dass der Borkenkäfer in Thüringen nach seiner Winterruhe wieder aktiv wird. Wo die Entwicklung 2023 hingeht, lässt sich im Moment noch nicht abschließend einschätzen.
Zur phänologischen Entwicklung des Frühlings ist zu sagen, ab dem 21. Mai war die Apfelblüte bei uns in vollem Gange. Wir hatten den Vollfrühling erreich und freuten uns auf den Frühsommer.
Übrigens, am 21.Mai wurde in der Nähe der Gollert ein Schwarzstorch entdeckt, worüber wir uns sehr freuen.
Nun können wir nur die Entwicklung des Monats Juni abwarten. Wie sagten unsere Vorfahren schon, die noch mehr auf Wetterbeobachtungen und deren Umsetzung in Wettersprüchen angewiesen waren: „Der Juni ist auch nicht so unschuldig, wie er sich gibt.“.
Warten wir es also ab und machen das Beste daraus.
Ihr Gert Götze