Wetter

Witterungsrückblick für den Monat März 2022

Der Wetterhahn von Sankt Concordia blickt zurück

Ruhlaer Witterungsrückblick, mit einigen Betrachtungen zum Brauchtum für den ersten Frühlingsmonat des Jahres 2022

Zunächst wollen wir die monatliche Betrachtung der Witterung mit der Preisgabe eines großen Geheimnisses der Rühler Lebensfreude beginnen. Frage: „Warum gibt es in Ruhla so viele schöne Frauen?“. Die Antwort allein geben uns die uralten Bauernregeln unserer Bergheimat. So soll nach den alten Überlieferungen unserer Altvorderen am ersten März der Neuschnee eine besondere Wirkung haben. Gesichtswäsche mit ihm soll eine schöne Haut bewirken und gleichzeitig gut gegen Sommersprossen sein. Nun wissen wir es, wollen aber nicht mehr verraten, denn auch in Eisenach liest man die Ruhlaer Zeitung. Weiter ist gut zu wissen, kehrt man die Stube mit dem besonderen Schnee aus, wird Ungeziefer beseitigt. Aber Achtung, noch etwas für die Ruhlaer Mädchen. Am 19. März, dem Tag des heiligen Josef (dem Ehemann Marias und Beschützers der Ehe), soll es besonders hilfreich sein, um einen guten Ehemann zu beten. Nun aber genug der guten alten Ratschläge.

Seit dem 1. März haben wir zumindest meteorologisch aufgrund der anstehenden Rechenkünste unserer hauptamtlichen Wetterfrösche Frühling. Habt ihr es vernommen liebe Leser, Frühling ist es! Der eigentliche Frühling folgt dann am 21.03. Für den, der es genau wissen will: um 16:32 Uhr schalten die Gestirne vom Winter in den Frühjahresmodus. Exakt um diese Zeit steht die Sonne im Schnittpunkt der Ekliptik mit dem Himmelsäquator und das zeichnet den Beginn des Frühlings aus.

Der 1. März war in diesem Jahr gleichfalls Faschingsdienstag. Der Fasching wird in Ruhla Faosen genannt. Faosen war in Bezug auf das Brauchtum in früheren Jahren ein sehr wichtiger Termin. Bis gegen Ende des 17. Jahrhunderts tanzten die Ruhlaer und die Steinbacher Messerschmiede gemeinsam den Schwertertanz. Dies fand abwechselnd einmal in Ruhla und im nächsten Jahr in Steinbach statt.

Tradition war es, dass am Fastnachtsdienstag in Ruhla Ölkräpfel gebacken wurden. Die Kinder nutzten die Gelegenheit zu sogenannten Heischegängen. Ein gebräuchlicher Spruch bei dieser Gelegenheit lautete: „De Kröäpfel säen gebacken, mai hunn gehürt bi se knacken, unn hannse vörr d´n Heard säh stieh, nun mussen me au walche krien.“ Der folgende Tag, der „Aschermittwoch“, war ein verworfener Tag, also keine Reisen und nichts Neues anfangen, sonst geht alles krumm. Daher auch seine Namensableitung, auch kromm Meettwoach.

Vorsichtig, ganz vorsichtig öffnen wir nun die Fenster, der Frühling muss ins Haus. Was sehen unsere erstaunten Augen, die ersten Schneeglöckchen, so klein sie auch sind, haben mit immenser Kraft die vorhandene Restschneedecke durchstoßen, nun wird es doch Frühling. Zumal wir auch die ersten gelben Winterlinge entdecken können. Die Kätzchen der Salweide, bei uns in Ruhla auch Hillebäöllerchen genannt, zeigen sich und animieren empfindliche Zeitgenossen zu wahren Nießattacken. Ein erneutes Zeichen, der Frühling ist da, hatschi.

Die Sonne strahlt ohne das geringste Wölkchen vom strahlend blauen Himmel (herrlich), es ist Frühling. Doch schon die erste genauere Betrachtung des Bedeckungsgrades des Himmelsgewölbes über den Zeitraum des gesamten Monats muss uns eigentlich erschaudern lassen. So war es von den 31 Märztagen, an 3 Tagen wolkenlos, 16 Tage war es sonnig und an 5 Tagen wolkig. An einem Tag zeigte sich unser Firmament bewölkt, an einem Tag war es stark bewölkt und lediglich an 5 Tagen bedeckt.

Im gesamten Monat März brachten wir es auf 193,7 Sonnenstunden! Der Durchschnitt der Sonnenstunden im Monat März der letzten 14 Jahre betrug in Ruhla 120,66 Stunden. Er zählt schon seit jeher zu den sonnenreichsten Monaten des Jahres.

Das größte Problem kommt aber noch auf uns zu, das sind die Niederschläge des ersten Frühlingsmonats des Jahres 2022. Bitte nicht erschrecken, auf ganze 22,5 Liter Regen, gefallen an 7 Tagen, brachte es unser “Supermonat“. Der Durchschnitt der letzten 14 Jahre beträgt für Ruhla 58,09 Liter Regen, gefallen an durchschnittlich 12 Tagen. Bei der Angabe der Regenmenge sollten wir nicht vergessen, dass der März eher zu den niederschlagsarmen Monaten zählt.

Der Deutsche Wetterdienst schätzt unumwunden ein, so wenig hat es seit Jahrzehnten in Deutschland nicht mehr  geregnet.  

Der von uns allen so geliebte Frühling kommt immer trockener, wärmer und zeitiger daher. Von einem frühlingshaften Naturerwachen, so wie wir es aus unserer Kindheit kennen, ist schon seit längerem keine Rede mehr.

Seit 70 Jahren haben wir keinen so sonnenreichen Monat März erlebt. Übrigens, der Sonnenstundenrekord für einen Monat März stammt aus dem Jahr 1953, mit 195,2 Stunden, für ganz Deutschland wohl bemerkt. Nach Ansicht der Meteorologen drohte Bayern der trockenste März seit 1880.

Der phänologische Kalender, welcher die Jahreszeiten an der Vegetationsperiode fest macht und mit bestimmten Zeigerpflanzen arbeitet, hat sich gleichfalls deutlich nach vorne verschoben (z.B. Haselblüte im Durchschnitt um 11 Tage). Die von uns allen so geliebte Forsythie blüht im Schnitt heute 11 Tage früher als in den 70 er Jahren.

Katastrophal wirkt sich für uns alle die Trockenheit der letzten Jahre und die damit verbundene erhöhte Sonnenbestrahlung auf unsere so geliebten Wälder aus. Immer mehr dürre Fichten lassen uns erschrecken. Der über Jahre vorhandene Wassermangel unserer Böden lässt nicht mehr genügend Harzbildung der Bäume zu. Harz benötigt der Baum aber zur Bekämpfung des Käfers. Ohne genügend eigenes Harz kommt es zur Massenvermehrung des Käfers und zum Absterben der Fichte.

Ist die Fichte doch der Brotbaum des Thüringer Waldes!

Das Aussehen unserer Wälder, wird sich in der nächsten Zeit spürbar verändern. An andere Holzarten werden wir uns wohl oder übel gewöhnen müssen.

Noch etwas liebe Mitbürger, unsere Wälder sind zurzeit äußerst brandgefährdet. Also Zigaretten aus im Wald und für unsere Jüngeren: Bitte nicht mit Feuer spielen. Brände sind besonders im Nadelholz kaum noch beherrschbar.

Auch unsere Straßenbäume leiden unter der Dürre. Wer es kann, bitte ab und zu einmal mit Wasser begießen.

Besagt doch eine alte Bauernregel „Trockener März und nasser April, sind des Bauern Will.“ Muss der März aber gleich so trocken sein? Ich glaube nicht.
In früheren Jahren betrachtete man den 25. März, oder Mariä Verkündigung, als ersten Frühlingstag. War er frostfrei, sollte man Bäume pflanzen.

Gar mancher Autobesitzer wurde im März in Angst und Schrecken versetzt. Am 17. und 18. des Monats hatte unser so geliebtes Fortbewegungsmittel plötzlich einen rötlichen Überzug. Doch die Nachrichten von Funk und Fernsehen gaben sofort Entwarnung. Die neue Farbgebung unserer Fahrzeuge ist nichts Dauerhaftes, dem Herren sei Dank. Kaum zu glauben, es war nur Staub von weit her. Seinen Weg suchte er sich von der Sahara, übers Mittelmeer bis zu uns ins Thüringer Land. Hätte es geregnet, wäre der Niederschlag bei dieser Wetterkonstellation blutrot gewesen. Wir hätten den sogenannten Blutregen gehabt, nicht etwa eine erneute biblische Plage.

Weiter können wir nur mit einer erneuten Hiobsbotschaft machen. Der erste Frühlingsmonat war, wenn wir auf die Sonnenstunden und den Bedeckungsgrad des Himmelsgewölbes zurückblicken, wieder einmal entschieden zu warm. Am 28.03. erreichte die Quecksilbersäule 17,8°C. Die durchschnittliche Maximaltemperatur des Monats betrug 9,77°C. Nehmen wir dagegen die letzten 15 Jahre zur Grundlage, so liegen wir bei einem Wert von 5,12°C. Im Durchschnitt bewegt sich unter Einbeziehung der entsprechenden Nachttemperaturen der durchschnittliche Wert der mittleren Temperatur bei 3,72°C.  Zum Glück hatten wir im März relativ kühle Nächte. An 16 Tagen lagen die nächtlichen Tiefstwerte des Monats unter 0°C, also konnten wir 16 Frosttage in unseren Analen verzeichnen. Den tiefsten Wert des Monats erreichten wir am 5. März mit 6,8°C.

Der vergangene Monat ist als relativ windig einzuschätzen. Der durchschnittliche Wind lag bei 5 km/h, in Böen erreichten wir am 19. März 50 km/h.

Der durchschnittliche Luftdruck betrug für den gesamten Monat  1027,36 hPa.

Der Wind war gleichzeitig mit dem entsprechenden Märzenstaub verbunden. Ein uralter Wetterspruch besagt: „Märzenstaub und Märzenwind eines guten Sommers Boten sind“.

So liebe Leser, bleibt mir eigentlich nur noch eines übrig. Allen beschauliche und frohe Ostertage zu wünschen bei einigermaßen schönem Wetter zum Osterspaziergang.

 

Ihr Gert Götze