Wetter

Witterungsrückblick für den Monat Juni

Der Wetterhahn von Sankt Concordia blickt zurück

auf den Monat Juni, den Monat, der uns den Sommer bringt, einen Monat, der von Anfang an reich an Brauchtum ist.

Der Monat Juni ist der Monat der Rosenblüte und wurde deshalb früher von den Menschen als Rosenmond bezeichnet. Im altrömischen Kalender nannte man ihn auch oft Brachmonat. Brachmonat daher, weil bei der früher üblichen Dreifelderwirtschaft ab jetzt das Brachfeld bearbeitet wurde.

Schon gleich am Anfang des Monats, 60 Tage nach Ostern, am 2. Donnerstag nach Pfingsten feierte die katholische Kirche das Fest Fron Leichnam (Dankfest des Leibes und des Blutes Christi, die Eucharesti, als heiliges Abendmahl). Der Name wurde aus dem Althochdeutschen abgeleitet. Fron steht hier für „Herr“ und „Lichnam“ für Leib. Man kann auch sagen, es ist das Fest der Demonstration des Katholischen Glaubens.

In einer großen Prozession, in Thüringen zum Beispiel im Eichsfeld, wird die Monstrans, ein Kästchen mit Glasscheibe, voran getragen. Durch die Glasscheibe ist die Hostie, eine Oblate, für alle Gläubigen gut sichtbar. Die Hostie ist es, die für den Leib Jesu steht. An diesem Tag erinnert die katholische Kirche an die Anwesenheit des Gottessohnes in Gestalt von Brot (Hostie) und Wein. Soweit zu einer äußerst kurzen Beschreibung des 1264 von Papst Urban den IV eingeführten enorm wichtigen Festes der katholischen Kirche.

Der Monat Juni ist weiterhin angehäuft mit besonders vielen Gedenk- und Namenstagen von Heiligen, die durch die Christenheit sehr verehrt wurden und immer an bestimmte Daten gebunden sind. Wir wollen hier aus Platzgründen nur einige Beispiele nennen, die auch heute noch hoch verehrt sind. So z.B. am 1. Juni der heilige Justin; am 5. Juni der heilige Bonifatius, der Apostel der Deutschen, Bauern, Winzer und Bierbrauer; am 10. Juni die heilige Magarete; am 15. Juni der heilige Vinsens, einer der 14 Nothelfer; oder am 29. Juni die Heiligen Peter und Paul, nur um einige zu nennen.

Weiterhin mit viel Brauchtum belastet zeigte sich die Johannisnacht am 21. Juni, uralt bis auf die Germanen zurückführend. In dieser Nacht sollten sich unglaubliche Dinge abspielen. Man glaubte es, weil zu diesem Zeitpunkt die Sonne ihren höchsten Stand erreicht hat und die Kraft ihres Feuerzaubers am stärksten ist. Es wurden Feuer entzündet und übersprungen, was Kraft und Gesundheit bringen sollte. Durch die Kirche wurde dieser Brauch einfach übernommen und Johannes dem Täufer, der am 24. Juni Geburtstag haben soll, zugeschrieben. Von nun ab wurden diese Feuer „Johannisfeuer“ genannt. So hat die Kirche Altes mit Neuem übertüncht und somit vereinnahmt. Übrigens: der Johannistag ist der letzte Tag im Jahr, an dem Spargel gestochen werden darf. Auch das so wunderschön gelb blühende Johanniskraut, in Alkohol oder Öl gelöst und z.B. als Tinktur angewandt, hat eine besondere Bedeutung. Es nimmt eine herrlich rote Farbe an - die Farbe des Blutes von Johannes mit seiner enormen Heilkraft. Aber Vorsicht, bei Herzleiden sollte man Johanniskraut als Tee oder Tinktur nicht anwenden.

Für unsere heidnischen Vorfahren war die Sonnenwendfeier am 21. Juni einer der Höhepunkte des Jahres und aller Fruchtbarkeit gewidmet. Es war das größte Fest im Jahreslauf. Mitsommer galt auch zugleich als großes Reinigungsfest. Mit der Christianisierung Germaniens versuchte die Kirche, dieses Fest ganz einfach abzuschaffen. Dies gelang bei den bärtigen Germanen einfach nicht, und so legte man das Fest einfach mit dem Geburtstag von Johannes zusammen. Dadurch musste man auch viele Wasser- und Feuerbräuche des Sonnenwendfestes mit übernehmen. Nunmehr war es die Johannisnacht, die die ehemalige Mitsommernacht als Freinacht, wie man später im Volksglauben sagte, abgelöste. Die Hexen und Dämonen der alten Germanen waren immer noch los. Aus alten Weiden wurden immer noch zu dem Zeitpunkt Wünschelruten geschnitten, weiterhin wurde geglaubt, dass sich in dieser Nacht Wasser zu Wein verwandelt und Tiere in dieser Nacht sprechen können. Unsere Altvorderen sahen die ganze Angelegenheit gar nicht so gespenstisch wie die ollen bärtigen Germanen. Die lauen Sommernächte zu diesem Zeitpunkt machten die Abwehrbräuche erträglich und so manches wurde zum heiteren Volksfest. Die Johannisnacht wurde dabei auch genutzt, die vorhandenen Quellen und Brunnen zu überprüfen und zu reinigen.

Trotz alledem sollten wir mit einem Augenzwinkern nicht vergessen, das sowohl die Johannis- als auch die Walpurgisnacht den Hexen und Geistern zum Treff dienen. Vielleicht hat bei dieser Gelegenheit gar mancher Mann seine Frau gesucht und gefunden. Wie heißt es doch so schön:“ Der Juni ist nicht so unschuldig, wie er sich ansieht.“

Diese Weisheit sollten und müssen wir bei der Beobachtung des Wetters unbedingt auch berücksichtigen.

Lostage im Zusammenhang mit dem Wetter haben seit jeher eine besondere Bedeutung. Nach der Volksmeteorologie ist die Wetterentwicklung über lange Zeiträume an diese besonderen Lostage geknüpft. So zum Beispiel an Medatus (8.Juni), St Vitus (15.Juni) oder den schon recht ausgiebig beschriebenen Johannistag.

Aber Wehe ihr Hobbywetterfrösche, Ihr vergesst den Siebenschläfertag, na dann gute Nacht. Hier ist nicht das kleine niedliche, verschlafene Mäuschen gemeint, nein, nein.

Die Siebenschläfer hier waren 7 heilige Diener des großen römischen Kaisers Decius. Die sieben Kerle verbargen sich bei der Christenverfolgung 251 in einer Höhle bei Ephesus und wurden dort eingemauert. Was sollten sie dort tun, sie schliefen ganz einfach und das 200 Jahre lang bis man sie durch Zufall entdeckte. Sanft oder unsanft geweckt, große Augen und gleich weiter geschlafen. Seither haben die überzeugten Schläfer aber großen Einfluss aufs Wetter. Wie heißt es seither so schön: „Ist es Siebenschläfer (27.Juni) nass, regnets` ohne Unterlass.“ Und das 7 Wochen. Oder: “Wie das Wetter am Siebenschläfertag, es sieben Wochen bleiben mag.“ Der Witz ist, die Grundtendenz, die sich um den 27. Juni einstellt, trifft statistisch gesehen zu etwa 70 % zu.

Ach übrigens, der Namensgeber, nämlich das kleine Mäuschen, verschläft das halbe Jahr. Wird es wach, besieht er sich kurz die Entwicklung der Natur. Ist das Futter knapp, legt es sich gleich wieder hin und schläft weiter. Verblüffend ist, dass dabei seine Geschlechtsorgane unterentwickelt bleiben, also gibts in diesem Jahr keine Kinder. Wie die Natur das so einrichtet - einfach gigantisch.

So nun aber genug zu Brauchtumsfragen unserer Vorfahren im Monat Juni in Bezug zum Wetter. Schalten wir den Heimatsender ein, die Wettermelder sagen es uns schon, wie es wird. Oder ein Blick auf unsere Wetterstation Otfried Blumenstein gibt uns den umfassenden monatlichen Witterungsrückblick.

Also Kirchturm von Sankt Concordia, Wetterhahn melde dich, wie war der Juni?

Als erstes wurde vom Turm zurück gekräht, entschieden zu sonnig. Ganze 255 Stunden wurde unser schönes Ruhla von Klärchen beschienen. Wir sagen es ganz deutlich, an 28 Tagen konnten wir die Sonne sehen, wenn an manchen Tagen auch nur zeitweise. Nur an zwei Tagen des Monats war es uns möglich, den Himmel als bedeckt, also ohne Wolkenlücken, zu sehen. Wenn wir nun die monatliche Einschätzung des Himmelsgewölbes nehmen, dann ergibt sich folgendes Bild für den Monat Juni: Sonnig war es an 10 Tagen, heiter zeigten sich 17 Tage. An einem Tag war es wolkig und wie schon gesagt, an ganzen 2 Tagen zeigte uns Petrus einen bedeckten Himmel. Dazu kam, wie schon in den letzten Monaten, ein fast ständig wehender Wind um die 6 km/h, der es in Böen auf fast 56 km/h brachte. Die Austrocknung unserer Böden nimmt langsam katastrophale Formen an. Dies zeigte sich besonders in der ersten Monatshälfte.

Geregnet hat es im Monat Juni ganze 36,12 Liter auf den m². Eine enorme Menge - und diese Menge fiel an 7 Tagen, also war Ruhla an 23 Tagen ohne Regen. Gewitter konnten wir in der Berichtsperiode 3 registrieren, zu Hagelschäden kam es nicht. Überdies müssen wir einschätzen, dass die über Thüringen gefallene Regenmenge sehr ungleich verteilt war. Wir sind bei der Verteilung der Regenmenge noch sehr gut davon gekommen. So gab es in Thüringen Landesteile ohne einen Tropfen Regenwasser und in anderen Orten goss es wie aus Eimern. So zum Beispiel fielen am 20. Juni in der Gegend um Gera in kürzester Zeit 15 Liter Niederschlag. Der Deutsche Wetterdienst hatte gerade in Thüringen vor Tornados gewarnt. Wir hatten Glück, nicht weit von uns hat es Hessen schwer getroffen. Weiterhin hat der Deutsche Wetterdienst gerade Thüringen davor gewarnt, dass uns in diesem Sommer wieder eine Dürreperiode bevorstehen kann. Wenn wir die Niederschlagsentwicklung in diesem Jahr bisher betrachten und dazu berücksichtigen, dass im Winter der Schnee es auch nicht besonders gut mit uns gemeint hat, sollten wir uns den Umgang mit unserem Wasser immer gut überlegen. Obwohl unsere Talsperrenverwaltung vorausschauend eine gute Arbeit gemacht hat. Wir sollten aber nicht vergessen, dass die Defizite der Niederschläge in einigen Bächen und Flüssen die Niedrigwassersituation schon verschärft hat. Die Temperaturentwicklung im Monat Juni hat uns auch gezeigt, dass der Monat noch entschieden zu warm war. Wir konnten trotz unserer geographischen Lage im Monat Juni 1 Hitzetag und 13 Sommertage verzeichnen. Der Durchschnittswert im Juni lag in Ruhla bei 10,24°C.  Gerettet hat uns bei der Temperaturentwicklung, dass der Monat durch relativ kühle Nächte gekennzeichnet war.

Als Tageshöchsttemperatur konnte unsere Station Otfried Blumenstein im Berichtszeitraum 30,0°C verzeichnen. Den niedrigsten Wert konnten wir am 04.06. mit 3,8°C registrieren. Die niedrigste Bodentemperatur lag bei 3,1°C.

Die Luftdruckentwicklung zeigte sich im Juni wie folgt: Als niedrigsten Luftdruck registrierte unsere Station 1012,3 hPa. Als höchster Luftdruck kamen 1025,3 hPa zur Aufschreibung, dies macht einen durchschnittlichen Luftdruck von 1017,96 hPa aus.

Auf einen wichtigen Fakt muss ich aber unbedingt noch hinweisen. Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, jeder kann sehen, wie trocken unsere Wälder sind. Bitte, bitte im Wald nicht rauchen und keine Grillversuche starten. Ein Waldbrand ist das letzte, was wir hier noch gebrauchen können. Es reicht der gefräßige Borkenkäfer, der schon viele Fichtenbestände auf dem Gewissen hat. Bei den jetzigen Bedingungen ist auch kein Ende der Kalamität abzusehen.

Jeder ist aufgerufen, unserem so sehr gebeutelten Wald zu helfen.

Ohne die Hilfe des Menschen ist unser Wald verloren. Was wäre Thüringen ohne seine Wälder? Wir brauchen den Wald, aber der Wald braucht gerade jetzt auch uns, vor allem unsere Hände und unsere Vernunft:

„Den Wald zu bewahren gehört auch zur Bewahrung der Schöpfung.“

 

So, bis bald wieder                                             

 

Ihr Gert Götze