Wetter

Witterungsrückblick für den Monat Juni 2022

Der Wetterhahn von Sankt Concordia blickt zurück

Ruhlaer Wetterbericht für den 1. Sommermonat des Jahres 2022 mit einer kurzen Rückschau auf die geschichtliche Entwicklung der Aufzeichnungen von Wetterdaten

 

Unser Wetter gehört zu den ältesten Gefährten unserer menschlichen Entwicklung.

Ja, ja das Wetter - verfolgt es uns doch seit jeher auf Schritt und Tritt. Trotz aller Solidarität zum Wetter, die Menschen, also wir, beobachten es argwöhnisch seit tausenden von Jahren. So richtig anfreunden konnten wir uns aber bis heute nicht mit der jeweils herrschenden Witterung und ihren Erscheinungen, immer haben wir etwas an ihr auszusetzen und gut genug sind sie eigentlich nie für uns.

Seit Jahrtausenden war es gerade der Bauernstand, der besonders abhängig von der jeweiligen Wetterlage war und bis heute ist. In all diesen vergangenen Zeiten konnte kein Bauer die Zeitung aufschlagen oder das Radio einschalten, nach der Devise: Mal sehen wie das Wetter morgen wohl wird. Und abgeleitet davon zu entscheiden, was wird heute auf dem Feld gemacht. Er war angewiesen auf seine Erfahrungen, seinen Blick zum Himmel und seine richtigen Schlussfolgerungen aus alledem. Genauso wichtig waren für ihn, den armen radiolosen Bauern, die Erfahrungen von vielen Generationen seiner Vorfahren. Gerade diese Erfahrungen, Beobachtungen und Tipps seiner Altvordern, übergeben vom Vater auf den Sohn, und ein gutes Näschen für alle Naturerscheinungen waren ausschlaggebend für den Erfolg oder Misserfolg seiner Tätigkeit. Mit den Reimen, oder wir können auch Wettersprüche sagen, begann die Menschheit eigentlich mit der Entdeckung der meteorologischen Naturgesetze. Bis zu diesem Zeitpunkt in weiter, weiter Entfernung war das Wetter mit seinen Erscheinungen von Blitz und Donner, Sonnenstrahlung, Nebel, Nordlicht usw. nichts weiter als die Verbindung zwischen uns Menschen und dem All.

Heute sprechen wir von agrotechnisch günstigen Terminen, der Deutsche Wetterdienst hilft bei der Entscheidungsfindung.

Für unsere Altfordern war das ganz anders, hier galt es auf die Erfahrungen der Vorgängergenerationen zurückzugreifen. Wie nun aber mit den zum Teil tausende Jahre alten Erfahrungen der Ahnen umgehen, wie sie für zukünftige Generationen und in welcher Form bewahren? Lesen und Schreiben war für den Landmann früherer Zeiten nicht unbedingt gebräuchlich. Eine Möglichkeit war, bestimmte Erfahrungen, wie z.B. Aussaat oder Ernte, an bestimmte Termine des Kalenders, ob alt hergebracht oder später christlich geprägt, zu binden. Wetterkunde in Sprüchlein gefasst wurde zur ersten Weisheit des Bauern.

Üblich wurde es, für bestimmte Gedenktage die Namen der Heiligen zu nutzen, z.B. der Heilige Friedolin (3.März) lebte als Abt um das Jahr 650, er ist Patron von Säckingen. Brachte man die gemachten Erfahrungen zusätzlich noch in Reimform, waren sie nun für jeden schnell erlernbar und jederzeit abrufbar. Als Beispiel: „Wenn´s regnet auf Gervasius (19. Juni), es vierzig Tage regnen muss“. Von nun an galt es für unsere bäuerlichen Stammväter, Reime lernen und den Himmel beobachten. Die Daten der Heiligen des Kirchenjahres bekamen sie ja sowieso von Hochwürden im Gottesdienst beigebracht. Wurde bei genauerer Beobachtung der Pflanzenentwicklung auf möglichst vieles zusätzlich geachtet, stand einer positiven Entwicklung nicht mehr viel im Wege.

Aber nicht nur der einfache Landmann war am Wetter mit seinen vielfältigen Erscheinungen interessiert. Liesen sich doch die Erscheinungen des Wetters bzw. des Klimas sehr gut zur Beherrschung der Menschheit verwenden. Die Wetterlehre zog nach und nach schon in der Antike in die Tempel ein, für die Tempelherren ein gefundenes Fressen. Schon Aristoteles beschäftigte sich um 350 vor unserer Zeitrechnung, also vor mehr als 2000 Jahren, damit. Er nannte sein Werk damals „Meteorologica“.

Dabei blieb es bis zum 16. Jahrhundert. Nun war man in der Lage, das bisherige theoretische Gedankengut experimentell zu überprüfen und nach und nach Gesetzmäßigkeiten festzustellen. Wie konnte nun der Wissensschatz zum Wetter festgehalten werden? Ein Nürnberger Astronom und Meteorologe namens Leonard Reynmann schrieb im Jahre 1505 das erste Buch, sein “Bauernregelbüchlein“. Viel bekannter wurde das Wetterbuch „Der hundertjährige Kalender“ des Mönches und Abts Mauritius Knauer. Dem Herren Knauer ging es darum, die Landwirtschaft, die im 30-jährigen Krieg arg gelitten hatte, auf Vordermann zu bringen. Seine Überlegung: Es gab damals sieben bekannte Planeten, Sonne und Mond worden hinzugezählt, die Einfluss auf unser Wetter haben sollten. Somit musste sich unser Wetter alle 7 Jahre wiederholen. Bis heute spielt, man wird es glauben oder nicht, der Hundertjährige Kalender bei Wetterüberlegungen mancher Zeitgenossen auch noch eine Rolle.

Die Ruhlaer Landsleute waren schon immer bei der Beobachtung der Naturerscheinungen im Thüringer Raum federführend. Besonders Vater und Sohn Blumenstein waren für ihre Wetteraufzeichnungen bekannt und werden heute noch weit geachtet. Es entstand  besonders durch Sohn Otfried Blumenstein ein recht umfangreiches Schriftwerk.

„Wetterchronik (Chronik der Naturereignisse) Stadt Ruhla“.

Otfried Blumenstein, übrigens der Namensgeber unserer Wetterstation am Gymnasium, hat bis 2018 auf der Grundlage der Datensammlung seines Vaters und seiner eigenen 70-jährigen Wettermessungen, eine - so meine ich – einmalige geschichtliche Zusammenfassung der Naturereignisse und des Wettergeschehens unseres Bergstädtchens erschaffen. Für jeden Naturinteressierten unserer Heimat ein lesenswertes Büchlein, der Verein Arche Nova Ruhla e.V. hilft bei Fragen gerne weiter.

So, nun haben wir lange genug in geschichtlichen Regionen geschwelgt, schließlich sind wir im Computerzeitalter angelangt, das unser Wetter mehr als durchsichtig macht.

Nun die Wetterwerte des Juni 2022:

Was um Petrus Willen soll nun aber so ein armer Wetterchronist zur Entwicklung der Witterungsabläufe des Monats Juni 2022 eigentlich berichten? Ein Satz wäre ausreichend: Vom Wetter nichts Neues!

So einfach wollen wir uns den Bericht vom letzten Monat nun aber doch nicht machen. Unser erster Sommermonat des Jahres 2022 war ganz einfach gesagt zu trocken, zu windig und zu warm.

Lediglich 27,6 Liter Niederschlag fielen an 11 Tagen im gesamten Monat. Wenn wir nun den Vergleich der letzten 13 Jahre ab 2008 zu Grunde legen, packt uns das pure Entsetzen. Einer der uralten Wettersprüche besagt doch für den  Monat: „ Im Juni bleibt man gerne stehen, um nach Regen aus zu sehen“. In diesem Zeitraum fiel im Durchschnitt des Monats Juni 63,34 Liter Regen und das auch an durchschnittlich 11 Tagen. Fazit, wir brauchen Regen, Regen und nochmals Regen. Neben dem enormen Regendefizit machte uns ein stetig wehender Wind den ganzen Monat über zu schaffen. Dieser Wind trug zusätzlich dazu bei, die Böden aus zu trocknen. An 14 Tagen blies ein steifer böiger Westwind, an 6 Tagen wehte der Wind aus West-Südwest und an weiteren 7 Tagen steif aus Südost.

Die im letzten Monat angefallenen Sonnenstunden sprechen gleichfalls für sich. So fielen 241,2 Sonnenstunden an. Im Monatsdurchschnitt für den Juni der letzten 13 Jahre schlugen 163 Stunden zu Buche. Unser erster Sommermonat des Jahres brachte es immerhin auf 11 Sommertage - und das in Ruhla! Davon waren 3 Tage sogenannte Hitzetage mit Temperaturen über 30°C.  

Obwohl wir am 2. Juni nachts nur 3,8°C aufs Papier brachten, lag die Durchschnittstemperatur bei 17,45°C, bei einer Höchsttemperatur von 33,1 °C am 19. Juni.

Der geschätzte Bedeckungsgrad des Himmelsgewölbes sprach gleichfalls im Monat Juni eine deutliche Sprache. An 19 Tagen zeigte es sich leicht bewölkt, 6 Tage war es wolkig. Sonnig zeigte sich der Himmel an 5 Tagen, also gab es im gesamten Zeitraum kaum einen wolkigen Himmel.

Der Luftdruck bewegte sich im Maximalwert bei 1025,5 hPa, minimal betrug er 109,9 hPa.

Mit dem 21. Juni haben wir durch die Sternenkonstellation nun auch den meteorologischen Sommer erreicht, von nun ab werden die Tage wieder kürzer. Es trifft ab sofort der uralte Wetterspruch zu: „Wenn die Nacht zu langen beginnt, dann die Hitze am meisten zunimmt“. Man kann das mit einem alten Spruch auch anders ausdrücken: „Wenn Johanni (24.06) ist geboren, geht die Länge der Tage verloren“.

Hier einmal eine Aufstellung der Tageslänge für den Monat Juni für unseren Breitengrad:

  1. Juni 16 Stunden 12 Minuten
  2. Juni 16 Stunden 29 Minuten
  3. Juni Sommeranfang 16 Stunden  31 Minuten
  4. Juni 16 Stunden   28 Minuten

Eine äußerst wichtige Angelegenheit, die wir den ganzen Sommer über auf keinen Fall vergessen dürfen, ist bei dieser anhaltenden Trockenheit und vor allem bei jedem Spaziergang durch unsere so schon arg gebeutelten Wälder der „Brandschutz“. Die Ereignisse im Berliner Raum und im Norden unseres Vaterlandes, wo schon hunderte Hektar Wald den Flammen zum Opfer gefallen sind, geben uns Anlass, dringend auf die enorme Brandgefahr hinzuweisen. Also liebe Waldbesucher, bitte, bitte nicht rauchen, wenn es brennt, ist dem Feuer kaum Einhalt zu gebieten!

So das soll es nun für den Monat Juni gewesen sein, bis zum Julibericht.

Ihr Gert Götze