Witterungsrückblick für den Monat Juli 2020
Der Wetterhahn von Sankt Concordia blickt zurück
Rühler Witterungsrückblick und einige Bräuche für den Monat Juli 2020
Mit dem Monat Juli haben wir den Beginn des Hochsommers, der bis etwa zur ersten Augustdekade, sprich dem Beginn der Haferernte, andauert. Unser liebenswertes Bergstädtchen ist seit jeher weniger durch die Landwirtschaft geprägt. Aus diesem Grund ist im sogenannten Erntemonat weniger über Brauchtum im Zusammenhang mit Ernte und Wetter relevant. Eine Rolle spielten bis dahin nach Überlieferungen nur Bräuche zur Heumahd. Heumachen war ab dem Jakobstag (25.7.) auf den Bergwiesen gestattet, diese wurden nur einmal im Jahr in Ruhla gemäht. Erst mit der berühmten Rühler Kirmes kommt das Brauchtum im Jahreslauf der Stadt Ruhla so richtig wieder zum Tragen. Der 2. Juli - Liebfrauentag oder Mariä Heimsuchung - ist dann in Bezug auf die Wetterentwicklung der nächsten Zeit von Bedeutung. So wie an diesem Tag soll sich unser Wetter in den weiteren 40 Tagen gestalten. Der 2. Juli brachte 10,4 Liter Regen, trotz 7,4 Stunden Sonnenschein bei 23,3°C Höchsttemperatur, also gar nicht mal so schlecht. Übrigens hängte man an diesem Tag zum Schutz vor Unwettern in frühreren Zeiten einen Rosenkranz ins Fenster.
Der 10. Juli, auch 7 Brüdertag genannt, spielt in Bezug auf die weitere Wetterentwicklung eine bedeutende Rolle. An diesem Tag durfte es nicht regnen, da es sonst die nächsten sieben Wochen weiter regnet, damit ist die Ernte versaut. Sagt doch die alte Wetterregel: „Am Siebenbrüdertag (10.07) Regen, bringt dem Bauern keinen Segen“. Die erste Dekade des Julis brachte 25,8 Liter Regen, gefallen an 3 Tagen. Die Sonne herrschte über unserem schönen Ruhla in der ersten Julidekade ganze 48,9 Stunden, wie ich meine kein allzu schlechtes Ergebnis. Dabei zeigte sich das Firmament an einem Tag sonnig, drei Tage war es leicht bewölkt und an 3 Tagen wolkig. An jeweils einem Tag zeigte sich der Himmel dann bewölkt, stark bewölkt und bedeckt.
Die niedrigste Nachttemperatur registrierten wir am 7. Juli mit 8,1°C. Als maximale Tagestemperatur schrieben wir 25,1°C für den 10. Juli in unsere Aufzeichnungen. So konnten wir die ersten 10 Julitage mit einem Durchschnitt von 16,55°C abschließen. Haben uns die letzten Jahre im Juli mit Trockenheit und Hitze geradezu überfallen, so können wir bisher in den ersten 10 Julitagen 2020 scheinbar einen geradezu typischen Mitteleuropäischen Durchschnittssommer verzeichnen. Mal sehen, wie es weiter geht, hoffentlich feucht, mit nicht allzu hohen Temperaturen und wenig Wind.
Wunschträume, nichts als Wunschträume. Die zweite Julidekade können, bzw. müssen wir unter das Motto stellen. Petrus lieber Petrus, wo bleibt der Regen??? Ohne das von allen ersehnte Nass gehen wir furchtbaren Zeiten entgegen. In den 10 Julitagen der zweiten Dekade regnete es gerademal 2 Tage, und zwar am 15. mit mickrigen 7,4 Litern und am 20. des Monats. Da schickte uns der Herr aller Wetter im Himmel und somit auch auf Erden einen kärglichen Regenversuch mit lumpigen 0,2 Litern auf den m². Findet der alte Herr mit seiner Demenz den Wasserhahn nicht mehr, oder ist ein schwerwiegender Defekt am himmlischen Bewässerungssystem aufgetreten? Sollte es so sein, könnte er es vielleicht mit einer himmlischen Bitt – E-mail an die Fa. Fries Ruhla versuchen. Wolfgang kennt sich mit aller Art Wasserrohren aus und mailt ihm die Lösung bestimmt gerne zurück.
Dagegen funktioniert die himmlische Beleuchtungseinrichtung recht gut. Die Sonne schickte ihre Strahlen ganze 60,5 Stunden Richtung Ruhla. Zusammen mit dem entsprechenden Wind, der sich über unsere Köpfe erhob, wurde die Trockenheit weiter verstärkt. Also liebe Mitbürger, bitte, bitte, nicht im Wald rauchen, sonst raucht es am Ende noch gewaltig, was keiner will. Die Bedeckung unseres Himmelszeltes spricht hierzu auch eine klare Sprache. Das Firmament zeigte sich an einem Tag sonnig, zwei Tage war es heiter, an fünf Tagen war es leicht bewölkt. Ein einziger Tag zeigte sich wolkig. Man wird es kaum glauben, an einem Tag war es sogar bewölkt.
Die ganz große Dürre blieb uns Gott sei Dank aber erspart. Die Temperaturen in der Dekade zeigten sich für einen Juli nicht unbedingt auf hochsommerlichem Niveau. Besonders die Nächte blieben für den Erntemonat relativ kühl. Als kälteste Nachttemperatur verzeichneten wir am 12. Juli mit 6,3°C eine doch recht kalte Nacht. Als Höchsttemperatur registrierte unsere amtliche Quecksilbersäule am 19.07. eine Höchsttemperatur von 26,7°C. Für den Juli ein geradezu mickriger Wert. Sagt doch die alte Wetterregel: „Wenn die Tage beginnen zu langen, kommt die Hitze gegangen.“ Als rechnerischen Durchschnittswert für die Temperatur können wir für die zweite Julidekade 13,54 C in den Analen vermerken, nicht gerade üppig. Nun bleibt uns nichts weiter übrig, als uns vom letzten Julidrittel überraschen zu lassen, hoffen wir das Beste.
Das letzte Drittel des Monats Juli brachte uns kaum Änderungen zum bisherigen Witterungsverlauf. Die Sonne bemühte sich mit ganzer Kraft, unsere Erde weiter auszudürren. Doch dann plötzlich kündigten dunkle Wolken am 26. Juli eine Änderung an, 18.8 Liter Wasser wurden plötzlich über Ruhla versprüht, was uns sehr freute. Plötzlich roch es in der Natur angenehm frisch. Haben wir es nun geschafft, hat Petrus den richtigen Hahn aufgedreht? Irrtum, plötzlich stellte er fest, wir haben ja seit dem 23.07. bis zu 23 August die Hundstage, also die heißeste Zeit des Jahres. Mit dieser Erkenntnis gab es für ihn nur eine Entscheidung, Hahn zu und himmlischen Scheinwerfer an. Sagt doch die alte Wetterregel: „ Wie das Wetter, wenn der Hundsstern (SiriuS) aufgeht (23.07) so wird es bleiben, bis er Ende August wieder unter geht.“. So kommen wir für die letzten elf Junitage auf gute, oder sagen wir lieber für uns schlechte 91 Sonnenstunden. Gut nur, die sonst in den letzten Jahren typische extreme Hitzewelle blieb uns bisher erspart. Relativ niedrige Nachttemperaturen und auch Tagestemperaturen knapp über 20°C halfen uns dabei. Der Bedeckungsgrad des Himmels zeigte uns bei den vielen Sonnenstunden, relativ wenig Bewölkung. Als höchste Tagestemperatur registrierte die amtliche Ruhlaer Quecksilbersäule am 31. 07. mit 29,2°C den monatlichen Rekord. Vielleicht kam uns auch eine alte Wetterregel zur Hilfe, die besagt: „Ist Sankt Anna erst vorbei, kommt der Morgen kühl herbei“.
Alles in Allem müssen wir einschätzen, dass der Monat für unsere Verhältnisse mit 16,5°C im Durchschnitt ein zu kühler Monat war. Das langjährige Mittel liegt bei 17,4°C. Hierbei dürfen wir aber nicht die Extreme der letzten Jahre vergessen, die uns bisher erspart blieben.
Bei den Sonnenstunden erreichten wir im diesjährigen Juli einen Gesamtwert von 210,5 Stunden. Der langjährige Mittelwert der letzten 12 Jahre liegt in unserem Bereich bei 186, 22 Stunden.
Besonders bei den Niederschlägen macht sich das Defizit auch in diesem Juli bemerkbar. Liegt doch das Monatsmittel für unser Bergstädtchen bei etwa 93 Litern, erreichten wir im Juli 2020 gerade mal 55,2 Litern auf dem Quadratmeter bei 7 Regentagen.
Wenn wir nun die Tageslänge betrachten, so hat sie in diesem Monat für uns alle schon merklich abgenommen. Betrug sie am 1. Juli noch 16 Stunden und 26 Minuten, so sind es am 31. Juli noch ganze 15 Stunden und 22 Minuten, also ist unser Tag innerhalb eines Monats ganze 48 Minuten kürzer geworden.
Bleibt uns nur zu hoffen, dass der Monat August uns nicht in Stich lässt. Ob wir es wollen oder nicht, im letzten Sommermonat muss es auch einmal Regnen, trotz Urlaubszeit. Warten wir es ab, wie der nächste Bericht ausfällt.
Bis zum Augustbericht Ihr Gert Götze