Wetter

Witterungsrückblick für den Monat Juli 2022

Der Wetterhahn von Sankt Concordia blickt zurück

Ruhlaer Wetterbericht für den 2. Sommermonat des Jahres 2022, den schönen Juli, genannt nach dem römischen Imperator Gajus Julius Cäsar

Unser 7. Monat im Kalenderlauf ist unter anderem auch bekannt unter den uralten Bezeichnungen unserer Vorfahren wie: Heuert, Rödmanoth, Wärmemonat, Bärenmonat, Honigmonat, Wetter-Monat (von den häufigen Gewittern abgeleitet), Blut- Christimonat, Apostelmonat, um nur einige zu nennen.

Doch halt! Betrachten wir die Wetterlage, so wäre in den letzten Jahren auch die Namen Niederschlagsarmer Monat, Dürremonat, Hitzemonat, Heißzeit oder auch Hitzewelle angebracht!

Temperaturen von über 35°C, flächendeckend für unser ganzes Vaterland, ja für ganz Europa, wann hat es so etwas schon gegeben? Die letzten Sommer waren alle überdurchschnittlich heiß und trocken.

Die Entstehung einer Hitzewelle, von denen uns im Moment eine nach der anderen überrollt, ist an bestimmte großräumige Wetterlagen gebunden. Unsere hauptamtlichen Wetterfrösche, wie die vom DWD  (Deutschen Wetterdienst) sprechen von einer Hitzewelle, wenn an mindestens drei Tagen hintereinander im Mittel eine Höchsttemperatur von 30°C und darüber erreicht wird.

Wie muss nun eine Wetterkonstellation aussehen, die uns eine oder mehrere solcher Hitzewellen beschert?

  1. Muss sich ein Hochdruckgebiet, am besten östlich unseres Vaterlandes, bevorzugt bei unseren polnischen Nachbarn gebildet haben. Wir wissen, in Hochdruckgebieten der Nordhalbkugel drehen sich die Luftmassen grundsätzlich im Uhrzeigersinn. (Dagegen auf der Südhalbkugel drehen sie entgegen dem Uhrzeiger).
  2. Durch das östliche Hochdruckgebiet befindet sich nun unser Deutschland in einer großräumigen südlichen Strömung der Luftmassen. Dadurch bedingt erreicht uns jetzt Luft, die aus dem nördlichen Afrika und dem Mittelmeer stammt. Hier möchte ich nur an die Hitze der vergangenen Wochen in Spanien, Portugal und Italien mit ihren verheerenden Waldbränden erinnern. Das Anzapfen dieser - für unsere Bedingungen - äußersten Wärme, man kann auch sagen, dieser heißen Luftmassen, die zu dem noch trocken sind, lassen die Tagestemperaturen als auch die nächtlichen plötzlich ansteigen.
  3. Kommt noch hinzu, dass kaum eine Wolke den Himmel trübt und wir zwischen 12 und 14 Stunden von der Sonne beschienen werden. Nicht außer Acht lassen dürfen wir hierbei, dass unsere Böden durch die Großwetterlage zudem noch extrem trocken sind und dadurch keine Feuchtigkeit zum Verdunsten da ist, die auch eine leichte Abkühlung bringen könnte.

Diese 3 beschriebenen Bedingungen überlagern sich und so kommt es zu den gefürchteten Hitzewellen.  
Wie sah nun die Temperaturentwicklung der Sommermonate aus? Übrigens die nachweislich heißeste Tagestemperatur wurde am 10. Juli 1913 in Kalifornien mit 56,7°C gemessen.

Für unser Deutschland gilt als bisher gemessene Höchsttemperatur 41,2°C. Diese wurde im Sommer 2019 in Duisburg Baerlich im Bundesland Nordrein-Westfalen registriert. Der Mitteldeutsche Raum konnte mit 39.8°C glänzen. Dieses Temperaturereignis wurde an 20. August 2021 in Dresden auf`s Papier gebracht. Bis der Kalender den 20.07.2022 zeigte. Seither glänzen 40,1°C als Hitzerekord, in Rudolstadt registriert.

Nur als Vergleich, der 1.141 m hohe Brocken im Harz brachte im August 2003 immerhin einen Maximalwert von stolzen 28.2°C ins dortige Wetterbuch. Ob wir diesen Rekord 2022 vielleicht brechen können? Der diesjährige Sommer dauert ja noch etwas. Die Hundstage, die erfahrungsgemäß immer mit sehr hohen Tagestemperaturen verbunden sind, haben ja erst am 23. Juli begonnen und dauern bis zum 23. August. Wie sagt doch der alte Wetterspruch unserer Altvorderen: „Wie das Wetter, wenn der Hundsstern (Sirius) aufgeht, wird es bleiben bis er untergeht.“

Unser Wald und auch alle anderen Bäume leiden schon zu Beginn des Hochsommers unter dem extremen Trockenstress.

Trockene Sommer kennen wir in unserem Land seit jeher. Ich möchte nur an die 50er und 60er Jahre erinnern, in denen wir mit vorübergehenden Trockenperioden zu kämpfen hatten. Diese waren allerdings wesentlich kürzer. Blicken wir nur ein paar Jahre zurück, so müssen wir einschätzen, die dürren Sommer dauern nun schon 5 Jahre.

Erschreckend für uns alle sind die Pegelstände unserer Flüsse. Nehmen wir unsere Werra. Der Pegelstand bei Vacha beträgt derzeit gerade mal 32 cm. Einige kleine Bäche beginnen schon jetzt auszutrocknen. Sehen wir uns die gegenwärtigen Quellschüttungen an. Quellen haben wir ja in Ruhla genug. Die Ergiebigkeit der Quellen wird aber von Tag zu Tag geringer.

Wenn wir die Entwicklung der Niederschläge im Julius betrachten, kann einem nur das blanke Entsetzen packen. 34,6 Liter Niederschlag im Monat - gefallen an 14 Tagen, mager, äußerst mager. Der Durchschnitt an Niederschlägen in den letzten 14 Jahren für den Monat Juli liegt immerhin bei 97,28 Litern, gefallen an 13 Tagen. Normalerweise haben wir im Juli auch eine Häufung von Gewittern. Damit verbunden war für unsere bäuerlichen Vorfahren immer die große Angst vor Hagel. Erinnern wir uns an den alten Wetterspruch: „Julidonner füllt die Grummetkammer (reiche2. Heuernte).“ Im gesamten Monat konnte unsere Wetterstation nur 3 Gewitter registrieren, von denen 2 recht kurz waren. Oder nehmen wir den alten Wetterspruch: „ So selten wie Kopf ohne Nagel, so selten ist der Juli ohne Hagel.“ Gehagelt hat es nun aber in diesem Juli nicht.

Wenn wir uns nun den Temperaturen des diesjährigen Julis zuwenden, so können wir diese auch nur unter der Rubrik höllisch einstufen, so wie eigentlich in ganz Europa.

14 Sommertage stehen für Ruhla zu Buche, davon sind sogar 4 als Tropentage einzuschätzen. Für einen Ort wie Ruhla, schon bedingt durch seine Höhenlage, fast nicht zu glauben.

Liebe Leser, nur zur Erinnerung, von Sommertagen sprechen wir, wenn die Tagestemperatur mindestens 25°C beträgt. Eine Davonzahl sind die Tropentage, oder wie man heute sagt Hitzetage, die eine Tagestemperatur von mindestens 30°C voraussetzen. Dann gibt es laut hauptamtlichen Wetterfröschen, oder nennen wir sie richtiger Weise Meteorlogen noch Wüstentage mit Tagestemperaturen vom über 35°C. Bitte festhalten liebe Ruhlaer Bürger, auch damit können wir alten Gebirgler dienen. Am 19.07. zeigte unsere Wetterstation 35,1°C und am 20.07. 37,0°C, den bisher gemessenen Höchstwert für unsere Hitze geplagte Ruhl an.

Die durchschnittliche Monatstemperatur vom Juli liegt in diesem Jahr bei 17,0°C. Übrigens als niedrigsten Wert registrierten wir am 17.07. eine Nachttemperatur von 6,0°C
Die Tageslänge betrug für unser Bergstädtchen am 01.07. ganze 16 Stunden und 27 Minuten. Am 31.07. waren es dann noch 15 Stunden und 24 Minuten. In den frühen Morgenstunden und abends merken wir bei genauer Beobachtung, dass die Tage schon kürzer werden.

Unsere liebe Sonne hat es im Juli auch wieder mehr als gut gemeint. Unsere Berge und Täler wurden von ihr 188,7 Stunden beschienen.

Der geschätzte Bedeckungsgrad des Himmelsgewölbes verschärfte die Dürresituation noch mehr. An einem Tag war der Himmel wolkenlos, 6Tage war es sonnig und an einem Tag zeigte sich der Himmel heiter. An 15 Tagen war das Himmelsgewölbe leicht bewölkt, an 6 Tagen wolkig und nur an 2 Tagen bewölkt.

Der Wind wehte an 13 Tagen aus westlicher Richtung. 10 Tage lang kam das Lüftchen aus West-Südwest. 4 Tage wehte es von West-Nordwest und an 4 Tagen kam der Wind aus Süd-Ost.

Der Luftdruck bewegte sich im Monat auf recht hohem Niveau. Im Minimum lag er am 05.07. bei 1011,6 hPA. Der Maximalwert betrug am 08.07. 1030,7 hPA, so dass im Durchschnitt 1021,48 hPA zur Aufschreibung kamen.

Alles in Allem, der Juli hat es uns wieder gezeigt: zu trocken, zu sonnig, zu windig und zu wenig Wolken am Himmel, also brandgefährlich, so wie es uns aus anderen Landesteilen (Sachsen) und aus weiter südlich gelegenen Ländern täglich gezeigt wird.

Liebe Ruhlaer, bitte, bitte unterschätzt die Brandgefahren in unseren Städten und besonders den Wäldern nicht. Beherzigt die Aufrufe, im Wald nicht zu rauchen, äußerste Vorsicht beim Grillen, lieber einmal eine Wurst vom Stand essen. Habt ständig ein Auge auf unsere von Trockenheit und Borkenkäfer geplagten Wälder. Sind öffentliche Brunnen in der Nähe, dann bitte ab und zu einen Eimer Wasser auf die Baumscheibe schütten. Es ist jetzt an uns, der Natur zu helfen, die trockenen Zeiten zu überstehen.

 

Bis zum August          


Ihr Gert Götze