Witterungsrückblick für den Monat April 2022
Der Wetterhahn von Sankt Concordia
blickt zurück
Ruhlaer Wetterbericht mit einigen Bemerkungen zum Brauchtum, für den so launischen und wetterwendischen Frühjahresmonat April
Nun haben wir schon den 4. Monat in unserem Kalenderjahr 2022 hinter uns. Die Alten nannten diesen Monat auch Ostermonat, na klar, feiern wir doch in diesem Zeitraum das Osterfest. Ostern ist kein Feiertag mit einem festen Termin. Dieses Fest kann in Abhängigkeit vom Mond auf den Zeitraum zwischen dem 22. März und dem 25. April fallen.
Eine andere Namensbezeichnung für den Kalenderabschnitt lautet auch Grasmonat, denn das Gras beginnt wieder zu wachsen (hört ihr es, man sagt doch, der hört das Gras wachsen).
Die Bezeichnung April hat, wie jeder denken kann, lateinische Wurzeln. Das Wort ist dem lateinischen Begriff aperire (öffnen) entlehnt. Manche Sprachwissenschaftler sind auch der Meinung die Herleitung bezieht sich auf das Wort apricus (so viel wie sonnig), die warme Jahreszeit beginnt ja, egal. Jeder kann den entsprechenden Wortstamm, der ihm gefällt, nehmen.
Wegen des ständigen Wetterwandels nannten den April auch einige unserer hoch verehrten Ahnen Wandelmonat oder Launing. Daher stammt auch die alte Wetterregel: „April – April, der weiß nicht, was er will.“. Vielleicht noch passender ist die uralte Bauernregel: „Bald trübe und rau, bald licht und mild, April, des Menschen Ebenbild.“ Starten wir zu einem Spaziergang im April, sollten wir aber auf keinen Fall den Regenschirm vergessen. Die Apriltage sind, ob es uns nun passt oder nicht, davon gekennzeichnet, dass sich unter Umständen Sonne und Regen mehrmals abwechseln. Erst scheint die Sonne, dann plötzlich Starkregen, Schneeschauer, im Wechsel mit Hagel und Graupel und einzelne eingelagerte Gewitterzellen, dann wieder strahlender Sonnenschein, also Regenschirm auf und zu.
Wie ist eine solche Wetterentwicklung eigentlich möglich? Ganz einfach, es ist Frühling. Mit dem Beginn des Frühjahres heizen sich das Mittelmeer und die umliegenden Landmassen durch den schon recht hohen Sonnenstand gut auf. Dagegen ist es in Russland und Skandinavien aber noch kalt. Wir armen Mitteleuropäer liegen genau dazwischen, wo die warmen und die kalten Luftmassen aufeinander stoßen und es zu ihrer Vermischung kommt. Durch diese Wetterkonstellation entstehen fast unberechenbare Tiefdruckgebiete und Luftströmungen. Ergebnis ist, wir bedauernswerten Mitteleuropäer bekommen nun in schneller Folge mal Wind von Süden und dann von Westen. Dadurch kann es sommerlich warm werden. Dann wieder überwiegt kalte Luft von Osten oder Norden. Wird nun diese feucht warme Luft schnell abgekühlt, entstehen apriltypische mächtige Wolken. Diese machen sich dann in Form von kurzen Regengüssen, Schneeschauern oder Graupel, Hagel und kurzen Gewittern bei uns bemerkbar, Aprilwetter eben.
Liebe Leser, sind Sie auch in diesem Jahr von lustigen Mitmenschen in den April geschickt wurden? Natürlich, ganz bestimmt. Schon von den alten Germanen ist überliefert, dass sie ihre berüchtigten Frühlingsfeste mit allerlei Schabernack würzten. Dies hat sich bis heute in unsere so moderne Zeit übertragen, also immer auf der Hut sein. Eine alte Bauernregel besagt in diesem Zusammenhang: „Den ersten April musst du überstehen, dann kann dir nur noch Gutes geschehen.“. Woher die Tradition des in den Aprilschickens kommt, kann nicht mit absoluter Sicherheit gesagt werden, deshalb wollen wir diese Angelegenheit auch nicht weiter vertiefen.
Stattdessen öffnen wir die Fenster und lassen den Frühling herein. Oh weh, kein Aprilscherz, unsere liebe Ruhl lag unter einer dichten Schneedecke. Man höre und staune: am 1. April lagen 20 cm Neuschnee und es schneite weiter. In der Nacht war es -3,2°C kalt und es ging ein steifer Wind, der zu Verwehungen führte. In 2 Tagen kam es zu Schneefällen, die eine Höhe von etwa 30 cm erreichten. Nun ist Neuschnee im April nicht unbedingt negativ zu bewerten. Besagt doch schon eine alte Bauernregel: „Aprilschnee bringt Gras und Klee.“. Oder eine andere besagt: „Im April einen tiefen Schnee, keinem Ding tut er weh.“
Bedingt durch die Schneefälle am 1. und 2. konnten wir in Ruhla an 3 Tagen eine geschlossene Schneedecke verzeichnen. An einem Tag war die Schneedecke als durchbrochen zu werten. An drei weiteren Tagen durften wir uns über Schneereste ärgern.
Wir vertrauen dem Frühling, steht er doch schon in seinen Startlöchern. Bald, sehr bald ändert sich die Farbe der Rühler Landschaft von weiß auf grün. Auf die kurze Winterepisode folgte eine Regenperiode von 10 Tagen, die unseren ausgetrockneten Böden etwas Entspannung brachte. Es fielen 31,10 Liter in 8 Tagen. Am 7. des Monats war den Regenschauern ein kurzes Gewitter mit Hagel beigegeben. Im gesamten April fielen 37,5 Liter Niederschläge in 8 Tagen. Im gesamten Monat fielen 37,5 Liter Niederschläge in 12 Tagen. Das langjährige Niederschlagsmittel liegt für Ruhla bei 47,45 mm bei durchschnittlich 10 Regentagen.
Der Monat April war durch einen recht böigen Wind gekennzeichnet. Dieser fast ständig wehende Wind ließ nun unsere Feld- und Waldflur weiter austrocknen. Der Wind blies an 15 Tagen aus Südost, an 12 Tagen aus West. Am 13. April wurden wir schon wieder, quasi über Nacht, durch den einsetzenden Südwestwind mit einer gehörigen Portion Staub aus der Sahara überschüttet. Also keine der göttlichen Plagen, nein, nein, die große afrikanische Wüste zeigte sich nochmals in Europa.
Nach der erwähnten Regenperiode kam es dann bis Monatsende zu keinen nennenswerten Niederschlägen. Die ausbleibenden Niederschläge und der ständig wehende Wind verschärften die angespannte Situation unserer Böden weiter. Erreichte der Wind des Sturmtiefs Nadim doch in seinen Böen auch bei uns beachtliche Windstärken, bis zur 9 blies er seine Backen auf, sodass die Feuerwehren auch genügend zu tun hatten.
Durch den anhaltenden Südostwind ab Mitte des Monats zeigten sich die Nächte auch relativ kalt. Dadurch bedingt hatten wir im zweiten Frühjahresmonat 9 Frosttage. Das sind Tage, an denen das Quecksilber einmal täglich einen Wert unter 0°C anzeigt. Übrigens: Eistage mit einer ständigen Temperatur jenseits der 0°C erreichten wir im April an einem Tag und zwar am 01.04. Sommertage, das sind Tage, an denen die Temperatur auf mindestens 25°C steigt, waren im April 2022 nicht zu verzeichnen.
Die Sonne schien im Berichtsmonat an insgesamt 135 Stunden vom Ruhlaer Himmel. Das ist weniger, als der langjährige Durchschnitt ab dem Jahr 2008. Liegt dieser doch für unser Bergstädtchen bei etwa 169 Stunden. Diese Entwicklung ist auch im Bedeckungsgrad des Himmelsgewölbes im April des Jahres 2022 ersichtlich. Der Himmel zeigte sich bedeckt an 5 Tagen, an weiteren 5 Tagen zeigte er sich fast bedeckt. Vier Tage sahen wir ihn stark bewölkt. 6 Tage konnten wir unsere Sonne an einem wolkenlosen Himmel bewundern. Neun Apriltage zeigten uns sonnig und ein weiterer Tag war heiter.
Bedingt durch die schon beschriebenen kalten Nächte und einen fast ständig wehenden kalten Wind ist unser diesjähriger April als nicht besonders warm einzuschätzen. Mit einer Höchsttemperatur von 21,8 °C war kein Blumentopf zu gewinnen. Liegt sein langjähriger Spitzenwert bei 24°C im Durchschnitt. Wenn wir die mittlere Monatstemperatur zu Grunde legen, erreichten wir 2022 einen Wert von 8,6°C, das langjährige Mittel dagegen liegt für Ruhla bei 13,53°C.
Bleibt uns nur die Hoffnung auf einen günstigen Wonnemonat Mai. Nicht vergessen dürfen wir hierbei allerdings den alten Wetterspruch: „Mai kühl und nass, füllt dem Bauern Scheun` und Fass.“ Regen braucht unser Feld, die sonstige Flur und besonders der Wald dringend. Was brauchen wir, die Menschlein auf diesem Planeten, gutes Wetter für die Gartenparty und einen schönen braunen Körper?
So unterschiedlich sind nun die Wünsche an den guten alten Mann an der Himmelspforte!!!
Zu guter Letzt noch einen der berühmten Sprüche:
„Allen Menschen Recht getan, ist eine Kunst, die Niemand kann.“
Da muss auch der alte Himmelswächter klein beigeben und der liebe Gott kann auch nur mit den Schultern zucken.
Bis in den Mai - Ihr Gert Götze