Wetter

Witterungsrückblick und Bräuche für den Monat April 2020

Der Wetterhahn von Sankt Concordia blickt zurück
Rühler Witterungsrückblick und Bräuche für den Monat April

Nun haben wir schon den zweiten Frühlingsmonat des Jahres 2020 hinter uns gebracht. Die Tage langen, draußen wird es grün und wir freuen uns über die vielen Sonnenstrahlen. Mit dem Monat April hatten wir auch die Osterzeit erreicht. Der Ostermonat wurde schon in frühester Zeit von den Menschen erwartet. Gerade in Ruhla war diese Zeit durch viele Bräuche gekennzeichnet. An einige dieser Bräuche wollen wir in unseren Wetterrückblick erinnern, denn gerade das Brauchtum ist es wert, nicht in Vergessenheit zu geraten.

Immer eng mit der Osterzeit waren in Ruhla die Zweige der Salweide verbunden. Die Kätzchen wurden von unseren Vorfahren liebevoll Hillebäöllerchen genannt. Es war üblich, von den Hillebäöllerchen am Palmsonntag Zweige zu schneiden. Mit Beginn der Karwoche stellten unsere Vorfahren die Sträuße in ihre Häuser und Wohnstuben. Ab dem Gründonnerstag wurden besonders auch die Kirchen mit ihnen ausgeschmückt. Üblich war es auch, ein Sträußchen hinter den Spiegel im Wohnzimmer zu stecken, dies sollte vor Blitzschlag und bösen Hexen schützen.

Am Gründonnerstag begann auch für die Rühler Kinder das Osterfest. Man überraschte sie schon am frühen Morgen mit bunten Eiern, später kamen dann noch Süßigkeiten und Schokolade hinzu. Zum Mittag gab es bei den Familien Salate mit dem ersten Grünzeug aus dem Garten, Spenaotkläöpfel oder Graselauchdüschel. Wichtig war auch, die Frauen durften keine Nadel anfassen, sonst drohte Haus und Hof beim nächsten Gewitter Ungemach. Brotbacken durften sie natürlich auch nicht, sonst würde der nächste Regen wochenlang ausbleiben.

Der Karfreitag, in Ruhla Steellefrittich genannt, zeichnete sich dadurch aus, dass an diesem Tag die Ärzte Krankheiten besonders gut erkannten und dabei die richtigen Medikamente verordneten. Obstbäume wurden an diesem Tag mehrfach stark geschüttelt, das sollte vor Raupenfraß schützen. An diesem Tag war es auch von besonderer Wichtigkeit, ein Stück knospenden Stachelbeerzweig zu schneiden und gut zu verwahren. Dies sollte ein wirksames Mittel gegen Zahnschmerzen sein.

Am Ostersonntag wurde in aller Herrgottsfrühe Osterwasser geholt. Als Trinkwasser sollte es vor Krankheit schützen. Es musste aus einem Bach, natürlich abseits der Häuser, in Stromrichtung des Baches, aber ja nicht gegen die Stromrichtung geschöpft werden. Dabei mussten die Worte „Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes“ gesprochen werden. Beim nach Hause tragen des Wassers war jegliches Wort streng verboten. Meistens waren die Mädchen und jungen Frauen mit dem Wasserholen beauftragt. Sie freuten sich besonders darauf. Denn wuschen sie sich damit, gab dies eine besonders schöne Haut. Nun kennen wir das Geheimnis, warum die Ruhl so viele schöne Frauen hat.

Das Wetter beobachtete man zur Osterzeit besonders genau, das zeigen alte Rühler Wettersprüche, so zum Beispiel: “ Bann´ s Palmsonntich schön unn kloir, wörd` s ea gut Joir, banns`s ränt, gitt`s ean nassen Summer“. Oder, „Bie d `r Wäind un Steellefrittich, so ies hea d` s gaanz Joihr“.

Kommen wir nun zu den ersten 10 Tagen des April. Die zwei Wettersprüche sind schnell beantwortet. Am Palmsonntag herrschte 9 Stunden Eitelsonnenschein, der Himmel war wolkenlos, die Höchsttemperatur lag bei 16,2°C. Am Steellefrittich hatten wir auch herrliches Wetter, bei böigen Wind, so nun wissen wir, was auf uns zukommt.
Der Himmel zeigte sich vom 1. bis 10. April an 6 Tagen wolkenlos, an jeweils einem Tag sonnig, heiter und leicht bewölkt. An einem Tag war es bedeckt. Die liebe Sonne konnte es mit unserem Heimatstädtchen mehr als gut meinen, sie überverwöhnte uns mit 79,6 Sonnenstunden. Der durchschnittliche Luftdruck bewegte sich in diesem Zeitraum bei 1024,8 hPa. Ab dem 6. April bis zum 8. April erblühten nacheinander Waldvergissmeinnicht, Nachtviole und auch das liebliche Buschwindröschen. Dadurch wurde unsere Natur um weitere bunte Tupfer reicher.

Was für uns aber erschreckend ist, noch dazu für einen Monat April, an nicht einem Tag, liebe Mitbürger, ist auch nur ein Tropfen Regen gefallen. Die letzten Tage des März, hatten uns in dieser Hinsicht auch ziemlich in Stich gelassen. Die durchschnittliche Höchsttemperatur lag zu diesem Zeitpunkt bei 15,07°C. Die höchste Temperatur verzeichneten wir am 8. April mit 20,0°C. Die niedrigste Nachttemperatur entlockten wir unserer Quecksilbersäule am 1. April mit -5,3°C. Der gesamte Zeitraum war gekennzeichnet durch das Auftreten böiger Winde, die zu einer zusätzlichen Bodenaustrocknung führten.

Die nächsten 10 Tage im Wettergeschehen unseres Monats April gestalteten sich ähnlich dem Monatsbeginn. Ein Hoch über Mitteleuropa löste das nächste ab. Die Tiefs wurden dabei bisher vom Kontinent fern gehalten.

Wie wurde der April doch von so manchen uralten Wettersprüchen charakterisiert: „Bald trüb und rau, bald leicht und mild, April, des Menschen Ebenbild“, oder „Wohl hundert Mal, schlägt das Wetter um, das ist des Aprils Privilegium“. Der wechselhafte April - bisher konnten wir von seiner Wechselhaftigkeit nichts, aber auch gar nichts merken. Betrachten wir uns nun den Bedeckungsgrad des Himmels. Er zeigte sich an vier Tagen wolkenlos, an zwei Tagen sonnig. Ein Tag war heiter und an drei Tagen zeigte sich das Himmelsgewölbe leicht bewölkt. Somit kann man einschätzen, der Himmel zeigte sich in der zweiten Aprildekade ähnlich wie in den ersten zehn Tagen des Monats. Auch der Sonnenschein lag dadurch bedingt,mit 89,7 Sonnenstunden ähnlich der ersten Aprilperiode. Die Temperaturen bewegten sich, bedingt durch die ständige große Sonneneinstrahlung, auch über den üblichen Aprilwerten. Die durchschnittliche Höchsttemperatur unserer 2. Aprildekade lag bei 15,96°C. Die höchste Temperatur erreichten wir am 12.04. mit 21,8°C. Als niedrigste Nachttemperatur registrierte die Quecksilbersäule am 15. April -1,2°C.

Kommen wir nun zum größten Problem des Aprils, nicht nur in dieser betrachteten Periode, sondern auch der letzten Jahre: die Niederschläge. Konnten wir, wie schon weiter oben erwähnt, in den ersten 10 Apriltagen keinerlei Niederschläge verzeichnen, so waren es in der 2. Dekade nur magere 3,2 Liter Regen auf dem Quadratmeter. Oder sagen wir es anders, in 20 Tagen traf unser schönes Ruhla nur die erschütternd geringe Menge von 3,2 Litern Regen! Wo soll das nur hinführen? Kommt wieder eine ähnliche Trockenheit wie vor zwei Jahren auf uns zu? Dörrt unser geliebtes Bergstädtchen aus? Was wird aus unseren lieblichen Quellen? Was aber noch viel schlimmer ist, was wird aus unseren schon so sehr vom Borkenkäfer gebeutelten Wald? Ich möchte die Prognose wagen: unsere Enkel müssen dann wenigsten bis Oberhof fahren, um eine Fichte, den ehemaligen Brotbaum des Thüringer Waldes, kennen zu lernen. Für mich eine schreckliche Vorstellung.

Zu dem immer häufiger werdenden Sonnenschein im April, den immer weiter steigenden Apriltemperaturen und den drastisch zurück gehenden Niederschlägen kommt in den letzten Tagen und Wochen ein ständig wehender Ostwind hinzu, der die Austrocknung der Böden weiter verschärft.

Betrachten wir nun die letzten 10 Apriltage, so kann nur eine Einschätzung gelten: die Trockenheit geht in die Verlängerung. Allein an 6 Tagen strahlte die Sonne von einem azurblauen, wolkenlosen Himmel, lediglich an einem Tag war das Firmament bedeckt. Nochmals mussten wir unseren Wetteranalen in diesem Monat 76,0 Sonnenstunden hinzufügen. Wir erreichten für den Gesamtmonat, man glaubt es kaum, einen Gesamtwert von 236,3 Stunden, soviel, wie noch nie in den letzten 20 Jahren. Der Durchschnitt beträgt in den letzten 15 Jahren 155,43 Stunden.

Doch halt! Der 30. April war der Helfer in allerhöchster Not. Der Himmel verdunkelte sich, für uns alle unfassbar, und es fielen am allerletzten Apriltag noch ganze 18,2 Liter Niederschlag, so dass wir eine monatliche Gesamtmenge von 23,5 Liter Niederschlag für den ansonsten als launisch verschrienen April eintragen durften. 23,5 Liter Regen gefallen an 4 Tagen im April ist für Ruhla ein absoluter Tiefstwert, beträgt der Durchschnitt des Monats in den letzten Jahren doch 47,46 Liter Regen auf den Quadratmeter.

Wenn wir uns nun noch kurz den Temperaturen zuwenden wollen, so gilt auch hier die Eischätzung, der Monat war deutlich zu warm. Die durchschnittliche Höchsttemperatur des gesamten Monats bewegte sich bei 16,07°C. Die niedrigste Nachttemperatur registrierte unser Wetterfrosch, als Aprilscherz, am 1. April mit-5,3°C. Die höchste Tagestemperatur schrieb er am 12. April mit 21,8°C in sein Merkheft.

Wie sagten unsere Altvorderen so schön: April ´s Dürre, macht die Hoffnung alle. Oder sagen wir es anders: „Der Dürre und trockene April ist nicht des Bauern Will, sondern am April seinem Regen ist ihm gelegen“.

Heute statt der üblichen Wetterphänomene oder der metrologischen Begriffe ein dringender Aufruf!

Liebe, Ruhlaer Mitbürger, diese enorme Trockenheit ist wohl im Moment das größte Problem für unseren ohnehin schon arg geschundenen Wald.

Von hieraus ein großes Hilfeersuchen an alle Wanderer, Spaziergänger und sonstigen Waldbesucher: Bitte, bitte, bitte, lasst eure Zigaretten, Zigarren und Pfeifen aus!!! Schützt unseren Wald!

Wenn es zu einem Waldbrand kommen sollte, ist er im Moment besonders in bestimmten Waldgebieten weder von der Feuerwehr noch von der Forstverwaltung aufzuhalten, geschweige denn zu beherrschen. Jeder Bürger Ruhlas wird inständig gebeten, alles, aber auch alles für unseren Wald zu tun.

Danke!

 

Gert Götze
Im Wonnemonat Mai 2020