Witterungsrückblick für den Monat Oktober 2019
Es ist kaum zu glauben, aber schon wieder sitze ich hier und mache mir Gedanken über das Wetter eines vergangenen Monats. Diesmal ist es der 10. des Jahres 2019. Natürlich kennen wir auch für den Oktober die unterschiedlichsten landläufigen Bezeichnungen. So lesen wir in der einschlägigen Literatur von Gilbhert, Reifmond, Herbstmonat oder Dachsmond. Wir können auch noch weiter zurückblicken und stoßen auf althochdeutsche Bezeichnungen wie Windumemanoth, Winmanot oder Winmond und so manches mehr.
Dem Oktober geht es wie seinem Vorgängermonat. Mangels geeigneter römischer Feldherren, Kaiser oder Gott muss auch er sich bei seiner Namenstaufe mit einem gewöhnlichen lateinischen Zahlwort zufrieden geben, noch dazu in falscher Reihenfolge. Obwohl er nach der im Monat September schon erwähnten Kalenderreform nun an der zehnten Stelle steht, hat man der Einfachheit halber seinen Namen, den des alten römischen Kalenders, einfach beibehalten. Dort stand er an der achten Stelle. Dieser Name rührte vom Zahlwort octo = acht her und dabei ist es geblieben. Man merkt hieran ganz deutlich, auch die alten Römer waren nicht vollkommen, obwohl sie es von sich glaubten.
Täglich spüren wir mehr, der Herbst ist da. Vom Altweibersommer zu Anfang des Monats bis zu ersten möglichen Wintereinbrüchen am Ende des Monats, der Oktober zeigt uns - wenn er will - sein ganzes klimatisches Repertoire. Der Gilbhert ist ein bunter Monat. Das Laub unserer Bäume verfärbt sich zu Anfang. Wir nennen ihn an so manchem Tag mit strahlendem Sonnenschein auch „Goldener Herbst“. Dann plötzlich fangen die Winde kräftig zu wehen an, die bunten Blätter werden von den Bäumen geblasen. Der vor einiger Zeit so schön aussehende Baum wirkt auf uns plötzlich wie ein Gerippe. Die Kinder holen schnell ihre Drachen vom Boden oder basteln neue. Drachensteigen, welch herrliches Vergnügen, leider sieht man es heute immer weniger. Im Reifmond ist die Ernte so gut wie eingebracht. Die Bauernschaft feiert das Erntedankfest mit Gottesdiensten und Umzügen. Kirchweihfeiern (oder nennen wir sie Kirmes) haben in diesem Monat Hochsaison.
Wenn wir mit offenen Sinnen durch die Natur gehen, atmen wir die würzige Herbstluft. Liegt in ihr nicht ein Hauch von Melancholie? Die Nebel steigen, begleitet vom leisen Fallen der bunten Blätter. Der Duft des reifen Obstes und des jungen Weines betören beim abendlichen Herbstspaziergang unser tagsüber so manches Mal gestresstes Gemüt.
Der Himmel zeigt uns bei genaueren Hinsehen ab diesem Herbstmonat ein geändertes Aussehen. Die für den Sommer so typischen Quellwolken (Schönwetterwolken) sind vom Firmament fast verschwunden, an so manchen Tag wirkt die Bewölkung dunkel, ja fast bedrohlich. Die bodennahen Luftschichten sorgen bei länger anhaltender Schönwetterperiode dafür, dass der Himmel trotz hohem Luftdruck immer dunstig ist. Die Beobachtung der Bodentemperatur macht uns deutlich, der Boden heizt sich nicht mehr auf. Die Kraft unserer Sonne lässt deutlich nach. Besonders am Monatsende können wir schon mit ersten Nachtfrösten rechnen. Die Tage sind nun schon deutlich kürzer. Der 31. Oktober hat eine Tageslänge von - man glaubt es kaum - nur noch 9 Stunden und 48 Minuten.
In den ersten 10 Oktobertagen kam es rund um Mitteleuropa zu einem ständigen Wechsel von Tiefdruckgebieten, ein Tief gab dem anderen die Klinke in die Hand. Außer am 7. Oktober, da bescherte uns eine kurze Zwischenhochepisode einen Tag mit freundlichem Wetter. Auf Grund der oben beschriebenen Wetterentwicklung war das Himmelsgewölbe ansonsten stark bewölkt oder bedeckt. Die Sonne durfte in diesem Zeitraum lediglich 9 Stunden die Berge und Täler Ruhlas bescheinen. Regnen ließ es unser lieber Petrus in der ersten Oktoberdekade dafür aber kräftig. Insgesamt fielen als Ausgleich für das zu trockene Frühjahr und den etwas dürren Sommer 78,6 Liter Niederschlag in dieser relativ kurzen Zeit. So kamen wir nun doch noch zu unserem heiß ersehnten Regen. Die Temperaturen bewegten sich oktobergemäß. Als tiefste Nachttemperatur registrierten wir am 6. Oktober einen Wert von 0,7°C. Der 1. Oktober brachte uns noch einen Höchstwert von 15,5°C. Nun hofften wir noch auf ein paar „Goldene Oktobertage“ für den Rest des Monats.
Der erste Tag der zweiten Oktoberdekade zeigte sich noch ziemlich durchwachsen, stark bewölkt mit einer Höchsttemperatur von 13,8°C und etwas Regen. Aber dann - der so sehr von uns herbei gewünschte „Goldene Oktober“ brach mit sonniger Gewalt über uns herein. Die nächsten vier Tage zeigten sich voller Sonne. Das schon recht bunte Laub unserer Bäume schillerte in allen Farben, die der Malermeister Herbst auf seiner farbenfrohen Palette zur Verfügung hatte. Zu unserem Glück fielen die goldenen Tage auch noch auf ein Wochenende. Wochenende, Sonnenschein und dazu noch eine famose Herbststimmung…… Der Rennsteig lockte Groß und Klein. Der Rennsteiggruß „Gut Runst“ ertönte auf unserem Höhenweg so oft, wie schon lange nicht mehr, den Wandersleuten, aber auch den einfachen Spaziergängern gingen bei solchen Nuturerlebnissen einfach die Herzen auf. Die Höchsttemperaturen lagen für einen Oktober, noch dazu unter Berücksichtigung der Höhenlage von Ruhla, an diesen vier Tagen zwischen 19,4°C und 22°C und selbst die Nächte ließen die 12°C nicht unterschreiten.
Trotz aller Euphorie wollen wir aber nicht vergessen, es ist Oktober. Die restlichen fünf Tage des zweiten Oktoberdrittels zeigten uns einen bedeckten Himmel. 21,5 Liter Regen an 4 Regentagen glichen das sich über das Jahr und davor angesammelte Regendefizit weiter aus. Bemerkenswert für das zweite Oktoberdrittel ist die Tatsache, dass die Temperaturen bisher für einen Oktober viel zu hoch sind. Für die zweiten 10 Oktobertage verzeichnen wir eine Durchschnittstemperatur von über 13°C. Der normale Durchschnitt des Oktobers liegt bei uns in Ruhla bei etwa 8,5°C. Wir werden sehen! Warten wir das letzte Oktoberdrittel voller Spannung ab.
Die letzten 11 Oktobertage, waren dadurch gekennzeichnet, dass sie kaum Niederschläge brachten. Lediglich am 27. fielen magere 4,9l Regen auf den m². Das Niederschlagsdefizit der letzten Monate verschärfte sich dadurch wieder. Wäre da nicht die erste und zweite Oktoberdekade gewesen, o je. Der Oktober brachte uns so immerhin noch 105,0 Liter Niederschlag bei 14 Regentagen. Wir liegen so zwar über dem Oktobermittel, trotzdem ein Tropfen auf die heißen Steine unserer gebirgigen Heimat. Die letzten 11 Oktobertage zeigte sich das Himmelsgewölbe an 4 Tagen sonnig bis leicht bewölkt, an 3 weiteren Tagen erwies es sich als wolkig, so dass weitere 40,4 Sonnenstunden zu verzeichnen waren. Zusammengerechnet ergeben sich für den gesamten Monat 86,7 Stunden Sonnenschein über unserem Bergstädtchen. Dies ist für Ruhla in den letzten 13 Jahren ein normaler Durchschnittswert.
In den letzten 11 Oktobertagen lagen die Temperaturen im Durchschnitt wiederum über dem langjährigen Durchschnitt. Die gemessene Höchsttemperatur im letzten Drittel im Oktober lag bei 17,8°C. An 2 Tagen konnten wir erstmals seit dem Frühjahr wieder Minustemperaturen verzeichnen. So fiel das Thermometer am 31. 10. auf -4,5°C.
Im Gesamtmonat Oktober 2019 erreichten wir eine Durchschnittstemperatur von fast 10°C. In den letzten 10 Jahren lagen wir hier bei knapp über 8°C.
Das Resümee des Oktober 2019 sagt uns: zu warm - zu trocken.
Bauernregel des Monats:
- Oktobermöck brängt känn Summer zeröck.
- St. Ursel (21.10.) züht de Beim uis.
L. Köllner: Mi Ruhl mi Heimat Band 3, S 45
Wetterphänomene im Oktober:
- Höchste Temperatur am 4.10. in Stuttgart 30,0°C
- Höchste gemessene Temperatur in der Antarktis
am 20.10.1956 +14,6°C
Gert Götze November 2019