Witterungsrückblick für den Monat November 2019
Der Wetterhahn von Sankt Concordia blickt zurück
Jetzt haben wir ihn erreicht – den wohl von den Menschen am wenigsten geliebten Monat. November ist sein Name. Er zeigt sich dunkel, nicht nur wegen der recht kurzen Tageslänge. Sie beträgt am Monatsende 8 Stunden 19 Minuten. Sehr oft tropft es von den schon kahlen Bäumen. Die Menschen laufen fröstelnd mit hoch geschlagenen Kragen, die Hände tief in den Hosentaschen vergraben und oft mit versteinertem Blick durch die Straßen. Im nassen, grauen, von Nebelschwaden durchzogenen Licht wirkt alles um uns herum etwas geisterhaft und unheimlich. Besonders empfinden wir dies in der Morgendämmerung und am späten Nachmittag. In der Luft liegt ein Geruch von Vergehendem, von Moder und Melancholie. Den November empfinden wir, ob wir wollen oder nicht, als einen tristen Monat. Vielleicht sind das alles Gründe, die uns zur Nachdenklichkeit und sogar zu trüben Gedanken verleiten.
Auch der 11. Monat des Jahres ist Land auf und Land ab unter den verschiedensten Benennungen, natürlich abhängig von der Landschaft und der Mentalität ihrer Bewohner, bekannt.
So kommt er in der einschlägigen Literatur unter anderem als Nebelmond, Nebeling, Wolfsmonat, Grauer Monat, Kotmonat, Totenmonat, Trauermonat, Schermonat und so manch anderen Bezeichnung vor. Im Altdeutschen treffen wir auch auf solche Namen wie Herbistmonoth, Lofrote, Einherias oder ähnlich klingende Bezeichnungen.
Wie im letztens schon erwähnten Gregorianischen Kalender wurden Namensbezeichnungen des alten römischen Kalenders einfach übernommen. Im neuen Gregorianischen Kalender setzte man den November einfach an die 11. Stelle, ursprünglich war er der 9. Monat. Im lateinischen bedeutet noveum neun. Diese Bezeichnung hat man bei der Versetzung auf den neuen Kalenderplatz einfach übernommen, basta und nun haben wir den Salat. Der November hat halt im gregorianischen Kalender nicht unbedingt den richtigen Namen.
Der vorletzte Monat des Jahres ist zwar noch ein Herbstmonat, der, wenn er will, mit erstaunlich milden Temperaturen aufwarten kann. Ob wir es aber wollen oder nicht, mit dem November bricht unweigerlich die kalte Jahreszeit an. Wir Menschen empfinden den November als den ungemütlichsten Monat des Jahres, was auch in den oben angeführten alten und landläufigen Namen seinen Niederschlag findet.
Er ist wettermäßig der Übergangsmonat vom goldenen Oktober in eine nasse, neblige, kalte und vorwinterliche bis winterliche, ungemütliche, dunkle und feuchte Zeit. Der Bauernstand beendet im November die Arbeiten in der freien Natur, die letzte Ernte ist geborgen. Im täglichen Alltagstrott tritt nun langsam etwas Ruhe ein.
Für den Nebelmond sind auch seine besonderen Sitten und Gebräuche und die damit verbundenen nachdenklich stimmenden Gedanken charakteristisch. Schon in der germanischen Mythologie wurden die in den Schlachten gefallenen Helden von den Walküren nach Asgard in Odins Hallen verbracht. Dies wurde als Einheriar bezeichnet. Dieses Fest beging man vom 31. Oktober bis 3. November. Die Rituale waren durch feierliche Ruhe und Besinnlichkeit bestimmt. Man kann dieses Fest auch mit dem Rhythmus der Natur gleichsetzen. In der Natur ist zu diesem Zeitpunkt der Prozess des Lebens so gut wie erloschen, scheinbar abgeschlossen. Die Natur lässt Altes sterben, um sich auf den Neubeginn im Frühjahr vorzubereiten.
Auch im Kirchenjahr gilt der November als ein Monat der Besinnung und des Gedenkens. Am 1. November, Allerheiligen, gedenkt die Katholische Kirche all ihrer vielen Heiligen. Am 2. November, Allerseelen, gilt das Gedenken all ihrer Verstorbenen. Den gefallenen Soldaten gedenkt man am 2. Sonntag vor dem ersten Advent. Am letzten Sonntag vor dem 1. Advent gedenken die evangelischen Christen mit dem Totensonntag ihrer Verstorbenen. Am Mittwoch zwischen Totensonntag und dem 1. Advent begeht die evangelische Kirche den Buß - und Bettag. Mit dem letzten Sonntag vor dem 1. Advent endet auch das Kirchenjahr. Die Katholische Kirche feiert an diesem Tag ihren Christkönigssonntag, in der Evangelischen Kirche wird er Ewigkeitssonntag oder Totensonntag genannt, wie schon oben erwähnt.
Wie im Monat Oktober begann auch der November mit einem ständigen Wechsel von Tiefdruckgebieten, die das Wetter über Mitteleuropa maßgeblich bestimmten. In den ersten 10 Novembertagen zeigte sich unser Himmel an 8 Tagen bedeckt und an einem Tag stark bewölkt. Lediglich 5 Sonnenstunden schlagen in diesem Zeitraum zu Buche. Die Bezeichnung „Grauer Monat“ traf für die erste Novemberdekade voll zu. Die Temperaturen bewegten sich im beginnenden November für die Jahreszeit in einem zu hohen Bereich. Liegt die Durchschnittstemperatur in Ruhla für einen November in den letzten 8 Jahren bei etwa 4,3°C, so konnten wir für die ersten 10 Novembertage 2019 einen stolzen Wert von 6,25°C in unserer Wettertabelle vermerken. Gleichfalls notierten wir für den angegebenen Zeitraum 27,6 Liter Niederschlag, über den wir uns natürlich sehr freuten. Besonders unser in den letzten 2 Jahren geschundener Wald bekam nun etwas Nass, damit gerade auch die tieferen Bodenschichten vor dem nahenden Winter mit seinen Frösten etwas Entspannung erhielten.
Die zweite Dekade des Novembers ging so weiter wie die Dekade vorher. An 6 Tagen zeigte sich das Firmament bedeckt, an 2 Tagen war es stark bewölkt. Lediglich am 14. November war der Himmel leicht bewölkt und an diesem Tag kamen 6 Sonnenstunden zusammen. Dadurch brachte es die 2. Dekade auf insgesamt 12,2 Sonnenstunden.
Geregnet hat es in den zweiten 10 Novembertagen recht wenig. Vier Regentage brachten es auf insgesamt 9,3 Liter Niederschlag. In den bisherigen Novembertagen, also vom 1.bis 20. regnete es bisher etwa 37 Liter an 7 Tagen, was in etwa dem monatlichen Schnitt eines Novembers in Ruhla in den letzten 10 Jahren entspricht. Trotzdem sollten wir das enorme Niederschlagsdefizit der vergangenen 2 Jahre nicht vergessen.
Die Temperaturen der 2. Novemberdekade lagen natürlich wie auch bisher über dem üblichen Novemberschnitt. Wir erreichten eine Höchsttemperatur von 4,6°C. Der Durchschnitt lag bei etwa 2°C Wir werden sehen, wohin die Entwicklung in den letzten 10 Tagen geht. Die Durchschnittstemperatur der letzten 10Tage erreichte 3,32°C, bei einer Höchsttemperatur von 9,1°C. Es regnete an 3 Tagen mit einer Ergiebigkeit von 6,8 l/m². Somit erreichten wir im gesamten Monat an 10 Regentagen eine Niederschlagsmenge von 47,3 Litern Niederschlag. In der letzten Monatsdekade war unser Himmel an 5 Tagen bedeckt, also zeigte sich keine Sonne. Ein Tag war stark bewölkt. An 4 Tagen zeigte sich das Himmelszelt wolkig oder bewölkt. Dadurch bedingt konnten wir immerhin im letzten Monatsdrittel 11,3 Sonnenstunden erreichen, was für den gesamten Monat die enorme Menge von 29,9 Stunden zu Buche schlagen lässt. Der Schnitt liegt in Ruhla bei etwa 40 Stunden. Der Monat November 2019 zeigte sich also recht dunkel. Das Laub unserer Bäume hat sich in diesem Jahr auch länger wie üblich an den Bäumen gehalten. Bemerkenswert für den diesjährigen November ist auch die Tatsache, dass es bisher zu keinen Schneeflocken über unserem Bergstädtchen kam. Ortsüblicher Termin für den ersten Schnee liegt in unseren Breiten immerhin im Zeitraum von Mitte bis Ende des November, wenn er auch in diesem Zeitraum nicht länger liegen bleibt. Der November verzeichnete in der Summe 10 Frosttage, also Tage an denen das Thermometer einmal unter die 0° Marke sank. Eistage, an denen das Thermometer ständig unter 0° verblieb, traten dagegen nicht auf.
Bauernregel des Monats:
- Bleibt im November der Vorwinter aus, kommt der Nachwinter mit Graus.
- Wer später will viel haben, muss im November gründlich graben.
Wetterphänomene im November:
- Höchste Tagestemperatur am 06.11. 1997 in Schongau 25,8°C
- Tiefste Nachttemperatur am 23.11. 1965 in Göttingen -23°C
Gert Götze im Dezember 2019