Witterungsrückblick für den Monat Mai 2019
Die Altvorderen nannten ihn Wonnemonat, Marienmonat, Blühmond, Wunni- oder Winnimonoth, Walpurgismonat und so manches mehr.
Zum ersten Mal im Jahreslauf stand für den Monatsnamen keine Römische Gottheit oder lateinische Bezeichnung Pate. Der Mai ist aus dem Germanischen abgeleitet, was so viel bedeuten soll wie, jung, junges Mädchen oder Maid. Aber so ganz ist man sich in den Kreisen der Sprachwissenschaften über die Namensherkunft nicht einig. So behaupten einige, der römischen Fraktion zu zurechnenden Sprachforscher, der Name könnte vielleicht von der Römischen Göttin und Frau des Volcanalis, der Maia abgeleitet sein. Die griechische Seite versucht gleichfalls bei der Namensherleitung etwas mitzubestimmen und zu behaupten, die griechische Göttin Maria könnte auch Namenspatronin sein. Was soll es, so kann sich nun jeder die für ihn passende Namensherkunft aussuchen und mit seiner Entscheidung im Wonnemonat glücklich sein.
Egal, nun ist er endlich da, der von uns so lange herbei gewünschte Wonnemonat, er ist gekommen! Im Mai blüht, grünt und sprießt es überall. Die Natur entfaltet sich mit voller Kraft. Unsere Ruhlaer Wälder werden - mal abgesehen von den leider mehr und immer mehr werdenden Käfernestern der Fichtenwaldungen- durch das zu späte und ungenügende Handeln der Forstwirtschaft trotzdem grün. Die Bodenvegetation entwickelt sich zu unserer Freude und immer mehr Blumen setzen ihre Farbtupfer. Mai, wie bist du uns willkommen. Du bist seit alters her als Wonnespender, Liebes- und Blumenmonat bekannt. Die Lebensgeister von uns allen werden geweckt, unser Tatendrang, unsere Energie wird durch die zunehmende Sonne und Erwärmung gefördert. Erreichen wir am 31. Mai doch eine mögliche Tageslänge von 16:10 Stunden. Vergessen sollten wir natürlich auch nicht, dass der Mai als Monat der Liebenden gilt. Doch halt, ganz so euphorisch wollen wir mit dem Lieblingsmonat der Deutschen nun nicht umgehen.
Da war der 4. Mai, der Tag des Heiligen Florian, sorgte er doch für reichlich Neuschnee, bis zu 10 cm und einer zumindest zeitweise geschlossenen Schneedecke in der Ruhl. Selbst der Winterdienst musste nochmals seine orangefarbigen Fahrzeuge anspannen. Lautet doch die Bauernregel für den Florian: Der Florian, der Florian, noch einen Schneehut tragen kann. Und dann hat der Mai noch die garstigen Gesellen, die Eisheiligen:
Mamertus 11. Mai
Pankratius 12. Mai
Bonifatius 14. Mai
Kalte Sophie 15. Mai als letzte der frostigen Heiligen.
Vor diesem Gesindel fürchten sich besonders unsere Gärtner, Förster und Landwirte. Auch die Hausbesitzer sind gut beraten, wenn sie ihre Kübelpflanzen erst nach der Kalten Sophie, manche nennen sie auch Eisfrau, ins Freie bringen. Die erste Hälfte des Wonnemonats bescherte uns, dank des pünktlich zur Stelle gewesenen Eisgesindels, fünf Frosttage. Das sind Tage, an denen sich die Temperaturen zumindest zeitweise im Frostbereich bewegen.
In diesem Jahr war bis zur Hälfte des Monats Mai vom Wonnemonat eigentlich nicht viel zu spüren. Lagen die Temperaturen bis zum 15. Mai unter dem üblichen Monatsschnitt, oder sagen wir es so, der übliche Wert für die Jahreszeit wurde nicht erreicht. Bis zum 15. verzeichneten wir 58 Sonnenstunden. Nur der Regen hat uns bis zur Monatsmitte nicht enttäuscht. So brachte es die Hälfte des Mai immerhin auf 47 l/m², verteilt auf 6 Regentage, ein kleiner Ausgleich, Gärtner, Bauern und Förster danken es dem Mai bestimmt.
Betrachten wir nun unser Wettergeschehen weiter, es gab wenig Neues zu berichten. Ein für uns wetterbestimmendes Tiefdruckgebiet löste das andere ab. Die Temperaturen blieben im Keller der Wetterküche. Die Sonne spielte mit uns verstecken, mal lugte sie frech durch eine Wolkenlücke, mal zeigte sie sich überhaupt nicht. So können wir einschätzen, unser Mai war für uns sonne- und wärmesuchenden Erdenbürger erheblich zu kalt. Lag doch die mittlere Temperatur des Monats bei nur 9,6°C, wie uns unsere automatische Wetterstation „Otfried Blumenstein“ verraten hat. Die Bodentemperatur sank an einem Tag sogar auf -3,3°C. Nicht einen einzigen Sommertag (das Thermometer muss hier mindestens einmal auf 25°C steigen) kann Ruhla in diesen Mai in seine Wetteraufzeichnungen eintragen. Die Gesamtbilanz der Sonnenstunden von 151,1 Stunden ließ uns gleichfalls nicht unbedingt Freudensprünge machen. Das Ergebnis wurde durch die herrlichen Sonnentage vom 24.-26. Mai mit jeweils über 10 Sonnenstunden pro Tag noch erheblich aufgebessert.
Über einen Mangel an Regen durften wir uns im Mai nicht beschweren. Brachte er uns doch eine Regenmenge von 138,1l/m² Niederschlag im Monatsverlauf. Der Mittelwert bewegt sich in Ruhla um 90l/m² im Monat Mai. Besonders das Tief, der „Nasse Axel“, brachte am 20.Mai unserem Bergstädtchen in kurzer Zeit eine Niederschlagsmenge von 73,3l/m² Regen. Mit diesen Wassermengen nahm Ruhla einen Spitzenplatz im Thüringer Wettergeschehen ein. Der Starkregen ließ den Pegel des Erbstroms kurzzeitig ansteigen. Die Ortsfeuerwehr rückte auch aus, aber dem Wettergott sei Dank, die Ruhl wurde von größeren Schäden bewahrt.
Kommen wir nun wieder zum Wonnemonat. Für Sonnenhungrige war er es nicht. Förster, Landwirte und Gärtner waren über ihren Wonnemonat, besonders nach dem Dürrejahr 2018, jedoch hoch erfreut. Sagt doch schon die uralte Bauernregel: „Mai kühl und nass, füllt dem Bauern Scheun´ und Fass.
Übrigens: In den unteren Bodenschichten ist der Feuchtigkeitshaushalt immer noch nicht ganz ausgeglichen.
Bauernregel des Monats:
- Im Mai soll der Weidmann schlafen und der Förster die Augen nicht zu tun.
- Auf einen nassen Mai, folgt trockener Juni. (hoffentlich nicht)
Wetterphänomene:
- Höchste Maitemperatur am 24.05.1922 in Münster 35,0°C
- Tiefste Maitemperatur am 08.05.1957 in Oberstdorf -10,0°C, am 07.05.2019 in Oberstdorf -5,4°C
- Auf der Zugspitze war am 29.05.2019 eine Schneehöhe von 6.40 m, so hoch wie seit 1981 nicht mehr.
Gert Götze Juni 2019