Wetter

Witterungsrückblick für den Monat März 2020

Der Wetterhahn von Sankt Concordia blickt zurück
Rühler Witterungsrückblick für den 1. Frühlingsmonat März 2020

Der Winter, der keiner war, ist vorbei!

Hurra, Hurra, der Lenz ist da.

Der meteorologische Frühling begleitet uns schon seit dem 1. März. Der astronomische Frühling begann in diesem Jahr am 20. März.

Wie sind wir froh, die Tage zeigen sich schon deutlich länger. Langsam, ganz langsam erwacht die Natur, das erste Grün sprießt. Der letzte Februartag, der zusätzliche 29. Februar, also quasi zwischen den Monaten, lässt am Alexanderborn den ersten Bärlauch seine grünen Blätter aus dem Boden treiben. Der 6. März war etwas ganz Besonderes, die erste Fledermaus zeigte sich. Am 8. März, also pünktlich zum Frauentag, eröffnete die Rote Waldameise erstmals ihren Bau, lüftete gut durch und begann mit ihrem Frühjahresputz. Mit dem 12. März begaben sich die Kröten auf ihre Wanderung durch die Ruhl. Leider wurden bei dieser Gelegenheit gleich einige tot gefahren, also Kraftfahrer versucht auch auf diese Tierchen Rücksicht zu nehmen. Die ersten Regenwürmer haben sich bereits schon gezeigt. All dieses demonstriert uns, das Frühlingserwachen ist in Gang gesetzt. Öffnen wir in der Morgendämmerung unsere Fenster, werden wir erstaunt sein, welche herrlichen Melodien die Balzgesänge unserer Vögel hervorbringen. Wie wundervoll, der Gesang lässt unsere Herzen auf gehen. Nehmen wir uns in der frühen Morgenstunde doch einmal die paar Minuten Zeit, den ganzen Tag wird unsere Seele davon zehren können. Vielleicht ist das himmlische Singen unserer gefiederten Freunde für uns auch ein Dankeschön für die Winterfütterung.

Wie in jedem Monat, den wir betrachten, spielen das Brauchtum und die bäuerlichen Wetterregeln eine große Rolle. Einige wichtige davon sollen hier Eingang finden. So glaubten unsere Rühler Vorfahren, dass Märzenschnee, besonders der am 1.März gefallene, extra Wirkung der verschiedensten Art hervorrufen kann. Kehrt man mit ihm die Stube aus, wird jegliches Ungeziefer beseitigt. Für die jungen Maiden der früheren Zeit war es überaus wichtig, mit Märzenschnee das Gesicht zu waschen. Die Haut sollte davon rein und schön werden und gleichzeitig die Sommersprossen verschwinden. Vergessen wollen wir bei dieser Gelegenheit die alte Wetterregel nicht, die besagt: „Märzenschnee und Jungfernpracht, dauern oft kaum über Nacht“. Beachtet haben die Alten im März die Nebelentwicklung. Daraus leitete man die Wetterentwicklung der nächsten 100 Tage ab: „Bann Märzenneawel mao hunn, Geweatter gitt´s in honnert Tunn, doch kömmt beneawelt hein d`r Mun, fängt gläich doas Dunerweatter unn, mäjstenteils au, bie mich dücht, noach ea poir Toa daos Watter lücht“.

In den ersten zehn Märztagen bestimmten nur Tiefdruckgebiete unser Wetter. Man mag es nicht glauben, vom Monat Januar bis zum jetzigen, den 1. Märzberichtszeitraum, bestimmten insgesamt 34 (vierunddreißig) Tiefdruckgebiete das Wetter. Vom 1. bis 10. März Regen, Regen und nochmals Regen, insgesamt, 54,6 l/m². Eine Ausnahme machte der 8.März. Hier regnete es ausnahmsweise nicht, wahrscheinlich unseren fleißigen Frauen zu liebe, die hier ihren Ehrentag feierten. Der Himmel zeigte sich im beschriebenen Zeitpunkt an 4 Tagen bedeckt, an 2 Tagen stark bewölkt, an 3 Tagen bewölkt und wie gesagt an einem Tag war es sonnig. Eine alte Wetterregel besagt: „Gibt es im Märzen viel Regen, bringt die Ernte keinen Segen.

Bisher ist der von unseren Altvorderen so gelobte Märzenstaub völlig ausgeblieben. Unter Märzenstaub versteht man Staubwolken, aber auch Staubteufel, die der Wind vom trockenen Boden aufhebt und vor sich her treibt. Wie heißt es doch so schön: „Von Märzenstaub ies d´s Pfoind änn Taoler weart.“ Oder „Märzenstaub und Märzenwind eines guten Sommers Vorboten sind“.

Die niedrigste Temperatur in der ersten Märzdekade verzeichneten wir am 4. des Monats mit -1,1 °C. Den höchsten Wert zeigte uns das Thermometer am 10. März mit 9,9°C. Die Durchschnittstemperatur in diesem Zeitraum lag bei 4,20°C. Trotz der vielen Tiefdruckgebiete und der Bewölkung ist es unserer Sonne doch noch gelungen, ihre Strahlen 18,8 Stunden über unser Ruhla scheinen zu lassen. Der niedrigste Luftdruck bewegte sich im Zeitraum bei 991,9 hPa, der höchste bei 1029,5 hPa.

In der zweiten Märzdekade trat für jeden sichtbar eine langsame, aber stetige Wetterbesserung ein. Zu Regenfällen kam es nur noch am 11. und 12. mit zusammen 24,2 Liter an beiden Tagen.

Die liebe Sonne schien in den betrachteten 10 Tagen 43,9 Stunden und erfreute so unser Gemüt. Das Firmament zeigte sich an 3 Tagen bedeckt, an 2 Tagen bewölkt, an jeweils einen Tag wolkig und heiter. Zwei Tage konnten wir sogar einen sonnigen Himmel genießen. Trotzdem sollten wir die alte Wetterregel nicht aus den Augen lassen, die besagt: „Märzenschein lässt nichts gedeihen“. Am Bedeckungsgrad des Himmels in den 10 Tagen ist auch die stetige Wetterverbesserung erkennbar. Der erste Huflattig zeigte seine wunderschönen gelben Blüten am 12. März. Am 16. März konnten wir den ersten Zitronenfalter und die erste Hummel begrüßen. Der 18. März war gekennzeichnet vom blühenden Seidelbast und das erste Pfauenauge überflog, zwar noch etwas wackelig, den Alexanderborn.

In Ruhla war es in früheren Zeiten üblich, dass am Tag des heiligen Joseph (19. März), der auch als Beschützer der Eheleute galt, die Mädchen um einen guten Ehemann beteten. Ob das immer so geklappt hat? Wollen wir es einfach mal so glauben, in Ruhla wohnen halt nur schöne Mädchen und gute Männer. Wie das Wetter zu Frühlingsanfang (20. März), so soll es den ganzen Sommer sein, sagt uns eine alte Wetterregel. Am 20. war der Himmel zwar bedeckt, die niedrigste Temperatur betrug 1,8°C, die höchste Temperatur bewegte sich bei 7,9°C. Der Sommer wird also nicht so schlecht werden.

Für die gesamten betrachteten 10 Tage ergibt sich -0,5°C als niedrigste Temperatur und 15,4°C als höchste Temperatur. Der durchschnittliche Luftdruck lag im Zeitraum bei 1023,35 hPa.

Kommen wir nun zu den letzten 11 Tagen des ersten Frühlingsmonats. Sofort werden wir mit der alten Wetterregel konfrontiert, die da lautet: „Mit dem Märzen ist nicht zu scherzen“. Hatten wir uns nicht schon auf laue Frühlingstage gefreut? Ab dem 22. präsentierte sich uns ein wolkenloser Himmel, der im Zeitraum der Dekade sogar ganze 6 Tage anhielt, ein weiterer Tag war sonnig. Es folgte ein heiterer, ein bewölkter und 2 bedeckte Tage.

Mit der Aufhellung des Himmelsgewölbes kam es für uns alle zu einem spürbaren Kälteeinbruch. Im ersten Monat des Lenz erreichten wir mit -8,1°C eine Nachttemperatur, wir sie die ganzen 3 Wintermonate, also vom Dezember des Vorjahres bis Februar 2020, nicht verzeichnen konnten. Nehmen wir einmal die Werte der Durchschnittstemperatur der drei Abschnitte des März, so zeichnet sich folgendes Bild ab:

vom 01. bis 10. März Durchschnittstemperatur 4,20°C
vom 11. bis 20. März Durchschnittstemperatur 7,10°C
vom 21. bis 31. März Durchschnittstemperatur 1,48°C
Gesamtmonat Durchschnittstemperatur 4,00°C

Für einen März stellt aber so ein plötzlicher Kälteeinbruch nicht unbedingt eine große Besonderheit dar. Kälterückfälle in diesem Monat werden von den hauptamtlichen Wettermachern in ihren Aufzeichnungen als Märzenwinter bezeichnet. Schuld daran sind meist kalte Hochdruckgebiete aus dem Osten, die solch kalte Luftmassen zu uns leiten. Die Höhenströmung, auch Polarwirbel genannt, hat eine plötzliche Verlagerung erfahren, wie sie den ganzen Winter nicht vorhanden war. Dies bescherte uns den blitzsauberen blauen Himmel verbunden mit der Kälte. Im Zeitraum der letzten 11 Tage konnten wir uns trotz kalter Ohren über sage und schreibe 75,2 Sonnenstunden erfreuen. Diese Wetterlage war eigentlich die beste Voraussetzung für einen Spaziergang. Die Gesamtsonnenstunden des Monats März betrugen 137,9 Stunden, wie ich meine, nach der dunklen Jahreszeit für uns ein erquickendes Ergebnis.

Trotz der Kälte haben wir in unserer Natur ganz eindeutig das Frühlingserwachen festgestellt. Seit dem 25. erfreuen uns die Kätzchen der Salweide. Mit dem 27. stechen uns die gelben Blüten der Forsythie ins Auge. Ab 28. konnten wir uns an einem von der Sonne lange beschienenen Fleckchen, an den Blüten vom Pfennigkraut und Gundermann ein Auge holen.

Geregnet hat es in den letzten 11 Märztagen kaum, lediglich 4,2 Liter, was dann für den Gesamtmonat eine Regenmenge von 83,0 Liter köstlichem Nass auf den Quadratmeter ausmachte. Am 29. überraschte uns eine geschlossene Schneedecke von 2,5 cm. Diese blieb lediglich auf der Nordseite als Schneereste für den April übrig. Die niedrigste gemessene Bodentemperatur des Monats lag bei -9,6°C.

Enden können wir die Betrachtung mit der Bauernregel: „Kommt der März wie ein Löwe, so geht er wie ein Lamm. Kommt er wie ein Lamm, so geht er wie ein Löwe“.


Begriffe aus der Wetterküche:

Geschlossene Schneedecke
Eine geschlossene Schneedecke liegt vor, wenn die Schneehöhe ab 1cm erreicht wurde.

Durchbrochene Schneedecke
Eine durchbrochene Schneedecke liegt vor, wenn eine Schneehöhe von 0,5 -1cm erreicht wurde.

Schneereste
Schneereste liegen vor, wenn die Schneehöhe um 0,1cm beträgt.

 

Gert Götze
April 2020