Wetter

Witterungsrückblick für den Monat Januar 2020

Der Wetterhahn von Sankt Concordia blickt zurück
Rühler Witterungsrückblick für den 1. Monat 2020, den Januar

Als erstes möchte ich - auch noch jetzt - allen Leserinnen und Lesern ein friedvolles, gesundes und glückliches neues Jahr wünschen. An den Wettergott richten wir auch für 2020 die Bitte, möge er unserer lieben Stadt gewogen bleiben. Seine Winde sollten nur so stark wehen, dass wir uns am frischen Luftzug erfreuen können und keine Schäden verursacht werden. Liebe Sonne strahle im ausreichenden Maße über unsere Rühler Berge, ohne sie auszutrocknen. Das himmlische Nass sollte 2020 in genügenden Mengen fallen und dabei das Regendefizit der letzten Jahre etwas ausgleichen, aber den Erbstrom nicht zum Überlaufen bringen. Die Temperaturen wünschen wir uns schön ausgeglichen, dem jeweiligen Monat und unserer Höhenlage entsprechend ohne große Ausreißer in den positiven oder negativen Bereich. Auch Blitz und Donner gehören zum Verlauf eines Jahres, dabei sollte der Blitz dahin fahren, wo keine Schäden entstehen können, am Donner wollen wir uns nicht stören.

So viel zu den guten Wünschen für das neue Kalenderjahr. Wir hatten ja nun seit Anfang Januar festgestellt, dass der doppelgesichtige Gott Janus, der Namensgeber für unseren 1. Monat, das Zepter übernommen hatte. In diesem Jahr wollen wir uns bei den monatlichen Wetterauswertungen einmal etwas tiefer mit dem Jahrhunderte alten Brauchtum und Überlieferungen zum Wetter beschäftigen sowie nebenbei einige meteorologische Begriffe klären.

Der Zeitraum zwischen Wintersonnenwende (22.12) und Dreikönigstag (06.01.) war für unsere Altvorderen reich an abergläubischen Vorstellungen, dämonischen Gestalten und sagenhaften Bräuchen. Hierzu zählt auch die Zeit der Raunächte. Ursprünglich war hiermit die Christ- (24.12.) Thomas- (29.12) Sylvester- (31.12) und die Dreikönigsnacht (06.01.) gemeint. Hier zogen grausige, haarige Mitwintergestalten, wie Perche, Rauhwurzer und viele mehr in nächtlichen Maskenzügen durch die Lande, begleitet von Frau Hulla, Holle, oder wie wir sie sonst noch nennen wollen. Später setzten sich im Brauchtum die Zwölf Heiligen Nächte durch. Sie begannen in der Christnacht und endeten in der Dreikönigsnacht. Diese Tage und auch Nächte sind sogenannte Lostage oder Losnächte. Was man in den jeweiligen Nächten träumt, geht im jeweiligen Monat in Erfüllung. Das Wetter an den jeweiligen Lostagen lässt Schlüsse ziehen auf das Wetter des jeweiligen Monats. Gerade den Zeitraum zwischen den Tagen nutzte in der Sage das Heer der wilden Jäger, in stürmischen Nächten ihr Unwesen zu treiben. Sie zogen mit wütendem Gebaren vom Hörselberg kommend gen Wartberg, über Bermer und Mühlrain, Gerberstein und in Richtung Hirschbalzwiese. Zur Warnung aller Ehrlichen unserer Vorfahren zog ihnen der getreue Eckardt voraus. Die alten Rühler wussten sich aber zu wappnen. Haus, Stall und andere Gebäude wurden mit Weihrauch behandelt, daher auch die Bezeichnung Rauchnächte. Begegnete aber einer unserer Vorfahren dem wilden Zug, half nur eines, sich platt mit dem Gesicht nach unten auf den Boden zu werfen, ein „Vater Unser“ zu beten und warten bis der Spuk vorüber war. Nun kam endlich der Dreikönigstag. Für die Ruhl ein wichtiger Lostag, er wurde Grossnöüjaihr genannt. Liebe Grüße wurden gewechselt und die Freude war groß, dass die Zeit zwischen den Jahren endgültig vorbei war. Das Neue Jahr begann nun richtig, gleichzeitig war auch das Ende der Weihnachtszeit gekommen. Für diesen Tag gab es einige wichtige Wetterregeln. Zum Beispiel: Bann un Dräikünnegk nooch kei Wäinter, kömmt soball känner.

Entsprechend der den Anfang des Jahres bestimmenden Rauhnächte zeigten sich die ersten 10 Januartage recht dunkel. An sieben Tagen war unser Himmel bedeckt, an einen Tag war er stark bewölkt. Lediglich am 1. und 2. Januar zeigte sich leichte Bewölkung. Die Sonne ließ in den ersten 10 Januartagen ihr Lächeln gerade mal 11,6 Stunden auf unsere schneelosen Berge scheinen. Regen fiel in der gesamten Dekade an 6 Tagen mit einer Ergiebigkeit von 37,0 l/m², was uns für unsere in den letzten Monaten geschundene Erde hoffen ließ. Betrachten wir nun die Temperaturen der ersten 10 Januartage, so muss man sich fragen, in welchem Frühlingsmonat wir uns befinden? Wurde der Januar nicht ursprünglich mal als Hartmond bezeichnet? Am 9.1. erreichten wir eine Höchsttemperatur von 8,7° C. Die Durchschnittstemperatur der ersten 10 Tage belief sich auf +2,36°C. Als niedrigste Temperatur zeigte unser Thermometer in dem Zeitraum -3,2°C - welch enorme Winterkälte. Der Luftdruck lag im Durchschnitt bei 1028,56 hPa. Blieb uns nur die Hoffnung auf die zweite Januardekade, vielleicht erwacht Väterchen Frost doch noch?

Habt ihr euch aber nur gedacht. Es wurde noch wärmer. Der 16. Januar überraschte uns mit einem frühlingshaften Höchstwert von 9,2°C. Der Durchschnittswert kletterte für die 10 Tage auf 3,52°C, im Plusbereich versteht sich. Den niedrigsten Wert registrierten wir am 20.1 mit nur -3,5°C. Seit dem 17.01. in diesem Jahr blühen in Bürgermeisters Garten die Schneeglöckchen, die von dem in Ruhla hoch verehrten Oberförster Möller dort so zahlreich eingebracht wurden. Der von unseren Böden so sehnsuchtsvoll erwartete Regen blieb auch aus, 4,5 l/m² in 10 Tagen - was für ein mageres Ergebnis. Dafür beglückte uns Klärchen in dieser Dekade mit 24,9 Stunden Sonnenschein, trotz der vielen morgendlichen Nebelschwaden.

Ein wichtiger Tag im Jahreslauf war für Ruhla der Tag Fabian und Sebastian (20.1.). Nur bis dahin durfte in früheren Jahren Holz geschlagen werden. Wie heißt es doch so schön: „Fabian und Sebastian lässt den Saft in die Bäume stan“, oder „Wenn an die Bäume klopft der Bästel, steigt der Saft auf, in die Ästel.“ Die Kinder versuchten ab diesen Tag die ersten Weidenflöten zu klopfen. Was sagt uns das - hiermit klopft auch der Frühling an.

Hoffen wir nun auf die letzten 11 Tage des Januar. Vielleicht wintert es doch noch ein wenig, hatte der Januar nicht auch den Namen Eismond? Die ersten 5 Tage des letzten Drittels überwog über Mitteleuropa der Einfluss von hohem Luftdruck, wir konnten hoffen. Der Nebel zeigte sich in den frühen Morgenstunden, aber das ist im Winter bei Hochdruck normal. Die Durchschnittstemperaturen lagen in diesem Zeitraum immer unter der 0°C Grenze. Am 25. des Monats zeigte das Thermometer -4,9°C, bei wolkenlosem Himmel. Übrigens war das die niedrigste Temperatur des Januar 2020, welch unerwarteter Rekord. Im gesamten Zeitraum der letzten Dekade konnten wir uns über 21,5 Sonnenstunden erfreuen. Hurra, wir haben es geschafft, jetzt fehlt nur noch der Schnee für das skibegeisterte Ruhla. An 2 Tagen rieselte sogar etwas Schnee, der aber nicht messbar war und sofort taute. Roland Quent und die Seinen, mit den Brettern unter den Füßen, frohlockten schon, aber falsch gedacht, ab dem 26. Januar plagten unseren Winter wieder seine Fieberschübe. Die Temperaturen stiegen langsam aber sicher an. Bei Monatsende zeigte sich das Himmelsgewölbe über Ruhla nur noch bedeckt. Es begann eine Regenperiode, die bis Ultimo anhielt und uns zu unserem Glück noch 25,3 l Regen an 3 Tagen brachte. Mit dem Regen kam aber auch Warmluft von dem im Fieberkrampf liegenden Winter zu uns herüber. Die Tageshöchsttemperatur stieg am 31. Januar auf sage und schreibe 11,7° C.

Der gesamte Monat Januar endete mit viel zu hohen Temperaturen. An den 31 Tagen erreichten weder die Minimaltemperatur, mit +0,13°C, noch die Maximaltemperatur mit +4,8°C im Mittel einen Minuswert. Die durchschnittliche Gesamttemperatur wies mit 2,5°C, natürlich im Plusbereich, alles andere als eine januartypische Temperaturmarke für unsere Ruhl auf.

Der gesamte Monat war überdurchschnittlich hell, mit 58 Sonnenstunden. Die Regenrate mit 66,8 l lies unsere Herzen höher schlagen, unser Boden braucht Wasser. Bedenklich bleibt, nicht einen Tag zeigte sich unser Ruhla, trotz aller Wintersportbegeisterung, mit einer geschlossenen Schneedecke. Für unser Bergstädtchen völlig ungewöhnlich, gab es so etwas schon einmal?

Unser Petrus sollte bei dieser Wetterentwicklung alle Ecken seiner Wetterküche peinlichst genau kontrollieren, wo liegt der schwer kranke Winter - oder ist selbiger vielleicht schon scheintot?

Begriffe aus der Wetterküche:

Was verstehen wir unter Luftdruck

Das Gewicht der Luft unserer Atmosphäre erzeugt einen bestimmten Druck auf unsere Erdoberfläche. Wir nennen ihn auch atmosphärischen Luftdruck. Je mehr Luft sich über einer bestimmten Fläche befindet, desto höher ist der atmosphärische Luftdruck. Das bedeutet, je mehr Luft über einer Fläche, umso höher zeigt das Barometer den Luftdruck an. Was sagt uns das? Der Luftdruck ändert sich mit der Höhe. Das heißt, unterschiedlich hoch gelegene Orte haben unterschiedlichen Luftdruck. Um einen generellen Wert zu erhalten, rechnen die Wetterfrösche diesen auf mittlere Meereshöhe um. Das Ergebnis ist dann der barometrische Luftdruck (Mittelwert 1013 hPa) Dieser Luftdruck ändert sich mit den lokalen Wetterbedingungen. Daher hat er Bedeutung für die Wettervorhersage. Schaut auf euer Barometer, wo steht der Zeiger? Hoher Luftdruck steht in Verbindung mit warmen Luftmassen, daher bedeutet tiefer Luftdruck kalte Luftmassen. Zur Vorhersage von Wetter ist also die Änderung des Luftdruckes wichtig, Was sagt uns das? Steigt der Luftdruck, ist Wetterverbesserung in Sicht, sinkender Luftdruc, bedeutet also Verschlechterung.

Ruhla im Februar 2020

Gert Götze