Der Wetterhahn von St. Concordia blickt zurück
Auf den ersten Sommermonat 2021, den lieblichen Juni, verbunden mit einigen Bemerkungen zum sommerlichem Brauchtum.
Nun ist er endlich da, der von uns Menschen so lange erwartete Sommer, mit dem Juni haben wir den ersten Sommermonat erreicht.
Seinen Namen hat er von der römischen Göttin Juno. Sie, die Juno, ist als höchste weibliche Gottheit zugleich Schwester und Gattin des römischen Gottvaters Jupiter. Sie verkörpert nach römischer Überlieferung das weibliche Wesen an sich. Sie ist es, die alle Phasen der Entwicklung im Leben einer Frau verkörperte. Als Göttin der Geburt wird sie Lucina genannt. Als Beschützerin der Jungfrau nannten sie die alten Römer Virginalis. Als Ehegöttin verehrten die Römer sie als Jugalis und selbst als ältere Frau war sie unter dem Namen Matronalis im ganzen römischen Reich bekannt.
Schon der erste Sommermonat steht für Sonne, Blumenpracht und Wachstum. Unsere Vorfahren, die alten Kelten, Slaven und Germanen hatten dies erkannt. Sie waren es, die in tiefsten vorchristlichen Zeiten Sonnenwendfeiern, die sie als Mittsommerfeste bezeichneten, zelebrierten. Die alten bärtigen Germanen ehrten mit diesen Festen gleich drei Gottheiten. Odin oder Wodan und seine Gattin, die hoch verehrte Frigg, als oberste Gottheiten verkörperten sie Himmel und Erde. Dann war da noch ihr Sohn Donar oder auch Thor genannt, der Patron des Ackerbaus, also verantwortlich für Regen und besonders für Gewitter und Sonnenschein.
Mit der Christianisierung Europas musste die alte Kirche natürlich reagieren. Schrittweise wurden den heidnischen Ritualen christliche Feiertage zugeordnet. Im Jahre 354 einigten sich die damaligen Kirchenoberen, das Weihnachtsfest am 24. Dezember zu feiern. Da gab es noch einen wichtigen Mann, Johannes, den Täufer. Ihrer Auffassung nach war jener in einem Monat Juni geboren. Und so wurde der 24. Juni sein Ehrentag. Galt doch Johannes der Täufer als Wegbereiter und Gründer des Christentums. Er war es, der in der Wüste des Jordantales predigte und seine Anhänger im Fluss Jordan zu taufen pflegte. Auch Jesus soll der Legende nach von ihm getauft und als neuer Messias begrüßt worden sein. Daher für ihn der Name Johannes der Täufer. Dieser Johannes wurde später durch König Herodes verhaftet und auf Drängen von dessen Tochter Salome enthauptet. So entstanden Märtyrer. Die jahrhundertealten Sonnenwendfeiern der alten Germanen hießen nun ab sofort Johannisfeuer. Ihr Zeitpunkt wurde durch die Kirche vom 21. Juni auf den 24. Juni verlegt, christlich gefeiert und Johannisfeuer genannt, basta, so ist es nun schon über zweitausend Jahre.
Auch in Ruhla wurden die Johannisfeuer, wohl wissentlich 3 Tage nach der eigentlichen Sommersonnenwende, unter dem Einfluss der Kirche am 24. Juni gefeiert.
Von den bereits am Trinitatissonntag, der auf Pfingsten folgte, gesammelten Heilkräuter wurden einige Bündel abgezweigt und im Haus und Stall aufgehängt. Dies sollte ein besonderer Schutz vor Blitzschlag und Feuer sein. Am besagten 24. Juni war die ganze Ruhl feierlich geschmückt und abends wurden dann die Johannisfeuer (Sonnenwendfeuer) entzündet und unter größter Vorsicht abgebrannt. Nach den alt überlieferten Aufzeichnungen geschah dies im Pfarrhof oder am Pfarrberg. Der Herr Pfarrer segnete die Glut. Die Jugendlichen in ihrem Übermut übersprangen die Feuer. Dies sollte Unglück im kommenden Jahr verhindern. Dazu trug man einen Kranz, bestehend aus Heil- und sonstigen Kräutern, auf dem Kopf oder um den Hals. Sprang ein Paar Hand in Hand über das Feuer, bekundete es für Jedermann, man ist fürs Leben verbunden. Gefeiert und getanzt wurde bis in den frühen Morgen. Das in der Johannisnacht geträumte, besonders auf Liebesbeziehung und Heirat bezogene, sollte sich unbedingt erfüllen. Daher gab es in Ruhla schon immer viele glückliche Leute mit erotischen Träumen.
Auf die entsprechenden Sternenkonstellationen, die zur Mittsommernacht, also zum längsten Tag des Jahres führten, soll nicht weiter eingegangen werden, da dies schon im vergangenen Jahr bei den entsprechenden Wetterbetrachtungen ausgiebig erfolgt ist.
Kommen wir nun zu den ersten 20 Tagen des ersten Sommermonats in Bezug auf die Wetterentwicklung. Wie soll nun der Juni nach Aussagen unserer Altvorderen entsprechend der uralten Wetterregeln sein? „Juni feucht und warm, macht keinen Bauern arm.“ Im Juni darf man nicht vergessen: „Im Juni bleibt man gerne stehen, um sich nach Regen um zu sehen.“
Die ersten 10 Junitage zeigten sich recht kühl und windig mit einigen Gewittern durchsetzt, zu denen wir noch kommen werden. Dies muss wohl mit der Schafskälte im Zusammenhang stehen, die uns eigentlich immer Anfang Juni heimsucht und sich auch über einen längeren Zeitraum hinziehen kann. Schafskälte deshalb, da die jungen Lämmer an manchen Tagen entsetzlich frieren. Als Beispiel, im Jahre 1977 wurden in Bodennähe sogar bis -6 Grad gemessen. In diesem Jahr lag der Durchschnitt der ersten 10 Junitage bei mageren 15,23°C. Für die ersten 20 Junitage bewegte sich der Wert bei 18,65°C. Der in den ersten 20 Tagen gefallene Regen von 71,2 mm auf den m². erstreckte sich auf die ersten 8 Junitage, bei immerhin 47,6 Stunden Sonnenschein in diesem Zeitraum. Für die ersten 20 Junitage betrug die Sonnenscheindauer 146 Stunden, eigentlich kein schlechter Wert für 20 Junitage. Aber wehe, wehe, wäre da nicht der Freitag, der 4. Juni, gewesen. Nach einem wunderbaren Vormittag und Mittag verdunkelte sich plötzlich gegen 18:00 Uhr der Himmel. Der Wolkenzug in der Höhenströmung hörte plötzlich auf, dadurch wirkten die Wolken noch bedrohlicher, der Himmel war schwarz. Das sich plötzlich entwickelnde Gewitter blieb wie aus dem Nichts über uns vor Ort stehen. Blitz folgte auf Blitz, das Grollen des Donners wollte gar nicht aufhören. Es fing an zu regnen, nein was sage ich, zu gießen, was der Himmel hergeben konnte. Von der Bermich aus war zu sehen, besonders in Richtung Mosbach entluden sich die Naturgewalten auf engstem Raum und eine Bewegung im Wolkenzug war nicht zu erkennen. Das ganze Unwetter entlud sich über dem armen Mosbach, die Ausläufer der ganzen Angelegenheit reichten bis nach Kittelsthal, Thal und Wutha. In beiden Orten waren erhebliche Schäden zu verzeichnen. Unser Heimatblättchen berichtete neben den anderen Tageszeitungen ausführlich über Schäden und Auswirkungen, so dass hier nicht weiter darauf eingegangen werden muss.
Die Wetterstation im oberen Bermbachtal registrierte 55,60 Liter Niederschlag im Zeitraum von 18:00 Uhr bis 19:30. Die Wetterstation Otfried Blumenstein, nicht weit entfernt über dem Gymnasium, registrierte im gleichen Zeitraum 38,6 l/m² Die höchste Regenmenge konnte im Bermbachtal im Zeitraum von 18:15 bis 18:30 mit 25,60 Litern registriert werden, eine ungeheure Menge Wasser auf einmal. Wie bereits gesagt hatte die Kernstadt Ruhla an sich noch großes Glück, dass uns „nur“ die Ausläufer streiften und dass das Gewitter sehr ortsfest war.
Die niedrigste Nachttemperatur registrierte die Rühler Quecksilbersäule im Zeitraum der ersten 20 Tage Juni mit 5,1°C. Nach dem 10. Juni trat dann eine deutliche Erhöhung der Gesamtentwicklung ein. Bemerkenswert hierbei ist, Regen trat bis zum 20. Juni keiner mehr auf. Noch hat unser Boden, besonders der des Waldes, mit einem langjährigen Regendefizit zu kämpfen. Im Zeitraum vom 10. Juni bis zum 19. Juni regnete es nicht einen Tropfen, also ganze 9 Tage, dabei schien die Sonne unbarmherzig vom Himmel. Pö a pö steuerten wir auf die erste Hitzewelle des Sommers zu. Fast nicht zu glauben, am 18. Juni erreichten wir einen Temperaturwert von 32,0°C und am 19. Juni 30,0°C - und das in Ruhla. Die Sonne schien ab da fast ungebremst vom Himmel, so dass wir in den ersten 20 Junitagen 134,6 Sonnenstunden registrieren konnten. Die Durchschnittstemperatur erreichte für die ersten 20 Tage im Juni 19,00°C. In den ersten 20 Tagen war der Himmel an 8 Tagen sonnig, an 2 Tagen heiter und an 6 Tagen leicht bewölkt. Lediglich an 2 Tagen zeigte sich das Himmelsgewölbe wolkig und an 2 Tagen bedeckt. Im Zuge der ersten Hitzewelle dieses Sommers erreichten wir in Jena, man höre und staune, 34,8°C. Besonders unseren älteren Mitbürgern macht die enorme Hitze verbunden mit Schwüle besonders zu schaffen. Die Notaufnahmen der Krankenhäuser sind bei der Hitze überfüllt, weil auch einige das Trinken vergessen.
Die letzten 10 Junitage brachten uns wieder eine Normalisierung der Temperaturen. Der Mittelwert der Tagestemperatur pegelte sich bei 16,88°C ein. Regen trat im genannten Zeitraum mit 20,30 l/m², gefallen an 6 Tagen, auf.
Im beschriebenen Zeitraum der letzten 10 Junitage fällt einer der wichtigsten Lostage für den Wetterverlauf im gesamten Jahr, in Bezug auf die Volksmeteorologie, der berühmt berüchtigte Siebenschläfertag. Nichts zu tun hat der kalendarische Siebenschläfer am 27.Juni mit der gleichnamigen Schlafmaus, dem Siebenschläfer, oder auch Bilch genannt. Dem wird nachgesagt, dass er 7 Monate des Jahres verschläft. Nein, der oder besser die Siebenschläfer waren 7 heilige Diener des römischen Kaisers Decius. Diese wurden nach der Legende während der Christenverfolgung im Jahre 231 in einer Höhle bei Ephisos versteckt, entdeckt und eingemauert. Entsprechend der heiligen Legende sollen sie in der Höhle 200 Jahre geschlafen haben. Sie wurden zufällig entdeckt, dies geschah 446 unter Kaiser Theodosius II. Die 7 berichteten angeblich dem Bischof Martin von Epesus und schliefen dann für immer ein. Ab sofort bestimmt nun der Siebenschläfertag, der 27. Juni, das Wetter der 7 kommenden Wochen des Sommers, also auch der Ernte. Wie lautet der alte Spruch der Volksmeteorologie? „Das Wetter am Siebenschläfertag sieben Wochen bleiben mag.“ Statistisch gesehen zeigt es sich, dass die Tendenz zu unbeständigen Wetter grösser ist, wenn es um den Siebenschläfertag regnerisch ist. Hintergrund für die jahreszeitliche Wetterentwicklung ist, dass um diese Jahreszeit eine Kaltfront aus westlicher Richtung oft relativ stabil sein kann. Rein rechnerisch liegt die Richtigkeit der Wetterbeobachtung um den 27. Juni, entsprechend der Aussagen der Meteorlogen, zwischen 55 und 60%. Wir werden sehen, wie sich die 7 heiligen Herren in diesem Sommer auswirken.
In diesem Jahr zeigte sich der Siebenschläfer wie folgt. Als wichtigste Feststellung muss gesagt werden, geregnet hat es nicht. Die Sonne zeigte sich ganze 11 Stunden an Ruhlas Himmel. Die Höchsttemperatur betrug 24,7°C. Die niedrigste Temperatur wurde vom Quecksilber mit 10,9°C angegeben. Noch haben wir ja weitere 2 Sommermonate im Jahr 2021, beobachten wir weiter, wie sich der Siebenschläfer auswirkt.
Für den gesamten Monat in diesem Jahr lässt sich folgendes Fazit ziehen. Die Höchsttemperatur des Monats erreichten wir am 18. Juni mit 32,0°C und das in Ruhla! Als niedrigste Temperatur registrierte unser Thermometer am 1. Juni nur 5,1°C. Die Durchschnittstemperatur der 30 Junitage lag bei 17,8°C. Die monatliche Sonnenscheindauer bewegte sich bei 194,7 Stunden. Sonne pur, trotz der 92,4 Liter Regen auf den m², gefallen an 15 Tagen. Der Wind bewegte die Blätter der Rühler Bäume im Durchschnitt mit 2,1 m/s. In Böen waren es durchschnittlich 24,1 m/s. Der durchschnittliche Luftdruck im Juni lag bei 1018,85 hPa.
Im Großen und Ganzen war der Monat wieder zu kühl und hatte viel Regen, besonders als Starkregen. So waren es am 4. Juni 59,8 l/m², am 20. Juni 22,0 l/m² und am 28. Juni 11,2 lm².
Schließen wir die Junibetrachtung mit einer Bemerkung des großen Dichters Heinrich Heine. Er hatte zu dem deutschen Sommer folgende Meinung: „Der deutsche Sommer ist ein grün angestrichener Winter.“
Also bis zum Juli.