Witterungsrückblick zum Frühjahr 2020
Betrachtungen zum Frühjahr 2020
Wie in vorherigen Betrachtungen zu den Jahreszeiten müssen wir immer die kalendarische oder auch astronomische Seite einer Jahreszeit oder die meteorologische, sprich statistische Seite des jeweiligen Jahreslaufes betrachten.
Kalendarisch begann der Lenz 2020 genau am 20. März um 4:49 Uhr. Zu diesem Zeitpunkt ist die Sonne in die Frühlingstag- und Nachtgleiche eingetreten, sie stand exakt senkrecht über dem Äquator. Der von uns allen so geliebte Frühling endet in diesem Jahr am 20.06. genau um 23:44 Uhr mit der Sommersonnenwende. Die Tageslänge beträgt zu diesem Zeitpunkt genau 16 Stunden und 50 Minuten. Merken wir uns eines, von nun an geht es wieder bergab.
Unsere lieben Wetterfrösche sind die Wissenschaftler, die mit statistisch - mathematischen Methoden das Wetter erforschen und voraussagen. Die ganze Angelegenheit ist natürlich mit einer enormen Rechnerei verbunden und wir schimpfen berechtigt, wenn die Vorhersagen mal wieder nicht stimmen. Um der ganzen Angelegenheit etwas von der so gefürchteten Mathematik zu nehmen, hat die meteorologische Weltorganisation (WMOC) den Beschluss gefasst, weniger Rechnerei und dafür mehr Übersichtlichkeit in den Jahreslauf zu bekommen. Das Frühjahr beginnt nun am ersten März und endet am 31. Mai. Ab ersten Juni ist Sommer, basta. Mit den anderen Jahreszeiten ist man ähnlich verfahren. Also was machen wir? Wir halten uns bei unserer Wetterbetrachtung an die Profiwetterfrösche.
Die liebe Natur zeigt uns schon, ab wann der Lenz kommen kann und ab wann er bei uns eigetroffen ist. Veilchen, Scharbockskraut, die liebliche Schlüsselblume oder das Buschwindröschen recken erst ganz vorsichtig ihre Blütenköpfchen aus der Erde. Erstaunlich ist dann, wie schnell sich die frohe Kunde von Mund zu Mund oder von Zeitung zu Zeitung verbreitet – Der Lenz ist da – hurra, hurra. Wie sagten unsere Altvorderen schon so schön zu dieser Zeit: das Frühjahr frisst den Winter. Überall entsteht neues Leben, die dunkle Jahreszeit ist endgültig vorbei. Die Tage werden milder, die Wiesen beginnen zu grünen. Unsere Sehnsucht nach Licht wird erfüllt. Mensch und Tier lechzten nach Sonne, man zeigt wieder Haut. Für Gärtner, Bauer und Forstmann beginnt die Zeit der Arbeit. Die Zugvögel kehren zurück und lassen ihren lieblichen Schall erklingen. Wie sagt doch die alte Bauernregel? „März trocken, April nass, Mai lustig, von beiden was, bringt Korn in den Sack und Wein ins Fass.“
Die niedrigste Nachttemperatur zeigte unser Thermometer im gesamten Frühjahr am 1. April, kein Aprilscherz, mit -5,3°C. Den Höchststand der Quecksilbersäule konnten wir am 22.05. mit 22,6°C ablesen. Im gesamten Frühjahreszeitraum durften wir nicht einen einzigen Sommertag mit einem Ausrutscher des Quecksilbers auf über 25°C registrieren. Die rechnerische Durchschnittstemperatur kam in dieser Frühlingsperiode nicht über 7,77°C hinaus, ein Wert der uns nicht gerade vom Stuhl reißt, obwohl die Sonneneinstrahlung für unser liebreizendes Bergstädtchen sich wirklich sehen lassen kann.
Für die drei Frühlingsmonate stehen insgesamt 568,9 Sonnenstunden zu Buche. Im Schnitt der letzten 13 Jahre schien die Sonne in den Lenzmonaten immer etwa 450,50 Stunden über Ruhlas Berge und Wiesen, um unsere so schöne Natur zu wecken. Die über die fast gesamte Zeit wehenden Nord- oder Ostwinde ließen die Witterung trotz Sonnenschein relativ kühl in Erscheinung treten. Die dicken Jacken hingen über das gesamte Frühjahr immer griffbereit an unseren Flurgarderoben.
Die Eisheiligen kamen pünktlich und mit voller Macht. Dadurch konnte die Gartensaison auch nicht so richtig eröffnet werden. Trotzdem sollten wir diesen Wetterspruch auch nicht vergessen: „Was du im Frühjahr nicht säst oder pflanzt, kannst du im Herbst nicht ernten.“ Der von allen so geliebte Bratwurstduft zog auch noch nicht so oft wie in früheren Jahren Ruhlas Täler rauf und runter.
Mit Regen wurden wir auch nicht unbedingt verwöhnt. Die drei Lenzmonate brachten unseren nach Wasser lechzenden Wäldern mit 153 Litern Regen auf den m², gefallen an insgesamt 31 Regentagen in 3 Monaten, zwar etwas Entspannung, aber reichen tut die Bewässerung von Petrus aus den himmlischen Regionen bei weiten noch nicht. Obwohl wir sagen müssen, andere Regionen Thüringens sind da bedeutend schlechter dran.
Übrigens, der Durchschnitt für Ruhla der letzten 13 Jahre lag für die drei Frühlingsmonate bei 189,3 Liter Regen auf den m². Der oben schon erwähnte boshafte Wind aus Ost oder Nord war für die Durchfeuchtung des Bodens auch nicht gerade förderlich, wobei wir natürlich den fehlenden Schnee der letzten Winter auch nicht vergessen dürfen. Vielleicht hat es auch daran gelegen, dass unsere Nachbarn aus der Wartburgstadt in diesem Jahr keinen Sommergewinn durchführen durften……???
Gert Götze im Juni 2020