Betrachtungen zum Sommer 2019
Der Kalendarische- oder auch der Astronomische Sommer begann in diesem Jahr genau am 21. Juni 17:54 Uhr Mitteleuropäischer Sommerzeit. Zu diesem Zeitpunkt ist Sommersonnenwende und gleichzeitig der längste Tag des Jahres (Tageslänge 16 Stunden und 32 Minuten). Die Sonne steht in dieser Phase genau senkrecht über dem nördlichen Wendekreis. Danach werden die Tage wieder kürzer und die Nächte länger. Das Ende des Sommers ist bei uns mit der herbstlichen Tag- und Nachtgleiche am 23. September 9:50 Uhr Mitteleuropäischer Sommerzeit erreicht, ab diesem Moment ist Herbst.
Haben wir, die Bewohner der Nordhalbkugel, Sommer, so ist es für die Menschen der Südhalbkugel Winter. Zur Entstehung der Jahreszeiten wird in einem späteren Beitrag Stellung genommen.
Der Sommer ist die wärmste der 4 Jahreszeiten und wahrscheinlich auch die von den Menschen am meisten geliebte. Er ist und bleibt die Jahreszeit der gesteigerten Lebensfreude. Der Aufenthalt im Freien mit all seinen Aktivitäten, die höheren Temperaturen sowie die durch die Sonneneinstrahlung vermehrten Hormonausschüttungen geben uns neuen Schwung und Elan. Mit dem Beginn des Sommers sind in vielen Regionen Riten und Bräuche verbunden, die die Freude der Menschen über die zu erwartenden sommerlichen Gefühle zum Ausdruck bringen. Als Beispiel seien nur die Johannisfeuer oder die Sonnenwendfeuer genannt.
Zur Sommerszeit hat sich die Natur voll entwickelt. Die Rose, die Königin der Blumen, steht in voller Blüte. Aber auch andere Sommerblumen, wie die so wunderschöne Sonnenblume, die ihre gelben Blüten immer dem Lauf der Sonne folgen lässt, erfreut unsere Herzen. Der Sommer ist die Haupturlaubszeit. Wie schön ist es doch, auf einer duftenden Sommerwiese zu liegen und einfach nur die wärmende Sonne auf der Haut zu spüren. Wie herrlich ist es, nach einem reinigenden Sommergewitter den frischen erdigen Duft der geläuterten Luft zu genießen. Oder wie kann man sich dem betörenden, irren Aroma von frischem Heu entziehen - nie und nimmer. Was lässt sich gerade im Sommer alles entdecken, wenn wir nur mit offenen Augen und wachen Sinnen die Natur genießen. Wir müssen nur wieder lernen, einmal genauer hinzusehen, das Gesehene, trotz Stress und Alltagssorgen, in uns zu verinnerlichen und einfach nur zu genießen. Da ist schon hilfreich, ein paar Sorgen hinten an zu stellen. Die Vögel haben bereits ihr zweites Brutgeschäft begonnen und der Wald ist jetzt noch von ihrem Gezwitscher erfüllt. Am Boden tummeln sich Käfer und Raupen. Die Heuschrecken veranstalten ihre regelmäßigen Konzerte. Schmetterlinge, Bienen, Wespen und viele andere Insekten umschwirren uns, ganz einfach gesagt, im Sommer ist ganz schön was los. Lasst uns mit offenen Augen durch unsere wunderschöne Natur gehen, die Schönheiten erkennen und uns wieder an noch so kleinen Dingen, wie das Blümchen oder den Käfer am Wegesrand, erfreuen. Auch das hat etwas mit der Würde des Menschen zu tun.
Aber wir spüren auch, mit dem Sommer werden die Tage wieder kürzer. Mit der Sommersonnenwende ändert sich auch der Jahreslauf. Von der Zeit des Wachstums und der Reife zur Zeit der Ernte. Es werden zuerst die Erdbeeren und Kirschen reif, die Heumahd beginnt und dann wird schon das Getreide gelb, also es ist Hochzeit für unsere Landwirte und Gärtner. Eines schönen Sommermorgens sehen wir plötzlich die ersten gelben Blätter, der Herbst kündigt sich mit diesem Anzeichen ganz vorsichtig an.
Neben dem Kalendarischen- oder Astronomischen Sommer haben sich - wie dem eifrigen Leser bekannt sein wird - die Meterorogen zur Vereinfachung ihrer Arbeit, wie Wegfall mancher Unwägbarkeiten und Rechnerei, den Meteorlogischen Sommer geschaffen. Der Meteorologische Sommer beginnt am 1.Juni und endet am 31. August. Bei unserer Sommerbetrachtung wollen wir uns der Einfachheit halber, genau wie die hauptamtlichen Wetterfrösche, an die meteorologische Betrachtungsweise halten.
Der heißeste Tag der drei Sommermonate ließ das Thermometer der Ruhlaer Wetterstation am 25. Juli auf 34,7°C ansteigen. Zum Vergleich, in Jena schwitzte man an diesem Tag bei 37,7°C. Die niedrigste Temperatur des Sommers entlockte der Quecksilbersäule des Nachts am 10. Juli gerade mal 5,7°C. Insgesamt überraschte uns die heiße Jahreszeit mit 43 Sommertagen, das heißt Tage mit Temperaturen von über 25°C. Dabei sind sieben Hitzetage mit eingerechnet, also Tage mit einer Höchsttemperatur von über 30°C. In diesem Sommer verwöhnte uns das Lächeln der Frau Sunna mit 598,1 Sonnenstunden. Zum Vergleich, 2018 waren es in diesem Zeitraum 637 Stunden. Erspart blieben Ruhla in diesem Jahr Tropennächte. Das sind Nächte, in denen die Temperatur nicht unter 20°C fällt.
Nach dem Dürrejahr 2018 und einen schneearmen Winter sowie einem Frühjahr, welches uns auch nicht mit dem Ausgleich schaffenden Regen beglückte, ging es im Sommer wie gehabt weiter. Eine Hitzewelle folgte der nächsten und Regen fiel in den 3 Sommermonaten an genau 25 Tagen mit einer Regenmenge von 234,8 l/m². Der Durchschnitt der letzten 11 Jahre laut Wetterstation „Otfried Blumenstein“, liegt bei 235,5l/m² und etwa 11 Regentage. Zur weiteren Einschätzung der angespannten Wassersituation müssen wir noch berücksichtigen, dass ein großer Teil der Regenfälle als Platzregen hernieder ging. Dadurch konnte er kaum in das Erdreich eindringen, welches zumal noch ausgedörrt und knochenhart war und der Regen floss größten Teils oberirdisch ab (Regenmengen an ausgewählten Tagen: 11.06 = 32,5 l; 08.08. = 13,6 l; 15.08. = 15,6 l). Auffällig war in den 3 Sommermonaten die relativ geringe Anzahl der Gewitter. An gerade mal 11 Tagen zuckten Blitze und grollte Donner über Breitenberg und Bermer.
Bei der Einschätzung der Niederschlagssituation müssen wir weiterhin beachten, dass die paar Regenfälle über Thüringen sehr unterschiedlich verteilt waren. Das Thüringer Becken und der Kyffhäuser Kreis, so schätzen Experten ein, gehören mittlerweile zu den trockensten Gebieten Deutschlands. Besonders die unteren Bodenschichten um 1,8 bis 2,5 Meter sind laut Wetterdienst seit 1961 auf Rekordtief. Wissenschaftler sprechen hier von einer „außergewöhnlichen Dürre des Bodens“. Besonders leid tragend hierbei ist unser Wald. Seine so oft gelobte Schwammwirkung ist besonders durch Überbelastung, zu geringen Bestockungsgrad und Bodenverdichtung verloren gegangen. Ganze Bestände stehen vor dem Absterben, der Borkenkäfer frisst wie ein Besessener. Statt saftigen Grün sehen wir dürre und absterbende Bäume.
Zusammenfassend können wir einschätzen, der Sommer war wieder zu trocken und zu heiß. Bleibt uns eigentlich nur eines: „Beten“ um einen feuchten, eher nassen Herbst und viel Schnee im Winter.
Des Sommers Bauernregeln
- Es kann nicht immer Sommer sein, drum sammeln die Klugen für den Winter ein.
- Eine Lerche, die singt, noch keinen Sommer bringt, doch rufen Kuckuck und Nachtigall ist Sommer überall.
Wetterphänomene im Sommer
- Thüringer Hitzerekord Artern 04.06.2015 38,9°C
- Eisenacher Hitzerekord 04.06. und 05.06. 2015 38,5°C
Gert Götze