Betrachtungen zum Herbst 2019
Nun, er noch da, der Herbst. Die Zeit des Übergangs zwischen Sommer und Winter. Der Herbst steigt auf die Leiter und malt die Blätter an…..
Der Herbst beginnt mit der Herbsttagundnachtgleiche, in diesem Jahr fing er am 23.September um 9:50 MEZ an. Sein Ende wird er im Jahr 2019 am 22. Dezember um 5:19 MEZ finden. Diese Sichtweise wird auch als astronomischer Herbst bezeichnet.
Interessanter Hinweis: Die Herbstdauer beträgt exakt 89 Tage und 19 Stunden.
Wie wir schon bei der Betrachtung des Frühjahrs und des Sommers feststellen konnten, hat die Gilde der Meteorologen zur Vereinfachung ihrer Arbeit und ihrer Rechenmodelle die Termine für den Beginn der Jahreszeiten etwas verändert.
Für den Herbst einigte man sich für den Beginn auf den 1.September und auf den 30. November wurde sein Ende festgeschrieben. Bei unserer Betrachtung zum Herbst wollen wir uns also auch an die meteorologische oder kalendarische Schreibweise halten.
Der Wortstamm Herbst leitet sich ab vom indogermanischen Wort sher, welches man in seiner Bedeutung mit „schneiden“ gleichsetzen kann. Eine weitere Wortverwandtschaft ist auch mit dem englischen harvest, soviel wie schneiden, oder dem griechischen kapos, soviel wie Frucht oder Ertrag abzuleiten. Alles in Allen können wir die Bedeutung des Wortes Herbst auch vergleichen mit Erntezeit, Zeit der Früchte oder Pflückzeit.
Die Ernte des Obstes, Weintrauben, Äpfel, Birnen, Pflaumen usw. ist abgeschlossen bzw. steht vor dem Abschluss. Die Samenernte der Forstwirtschaft hat Hochsaison. Die Zapfen von Lärche, Fichten und Erle werden neben Eicheln und Bucheckern geerntet und den Baumschulen zugeführt.
Das Laub unserer Bäume und Sträucher beginnt sich zu verfärben, bevor es zu Boden fällt.
Im Garten blühen Dahlien, Astern, Herbstzeitlose und Anemonen in den schönsten Farben. Die Sonnenblume erfreut uns mit ihrer kräftigen gelben Blütenpracht bis weit in den Spätherbst und wird dann zum besten Winterfutter für unsere Vögel. Die gelbe, aber schon tief stehende Sonne, lässt unsere Herzen höher schlagen und den goldenen Herbst aus vollem Herzen genießen.
Aber wehe, der Herbst zeigt sich von einer Minute auf die andere stürmisch, neblig, regnerisch und auch kalt. Über dem Atlantischen Ozean treffen sommerlich geprägte Warmfronten auf winterliche Kaltfronten, die Folge sind dann die typischen Herbststürme. Wir beobachten jetzt täglich große Schwärme von Zugvögeln, denn viele Vogelarten verlassen jetzt ihre angestammten Brutgebiete und suchen wärmere Länder auf. Der von uns so verehrte Klapperstorch fliegt sogar bis zur Südspitze des afrikanischen Kontinents. Tut sich eine entscheidende Frage auf, woher kommen im Winter dann unsere Kinder???
Die Nächte werden kälter und es bilden sich besonders in den Morgenstunden oft ausgeprägte Nebelfelder.
Trotz der zuletzt beschriebenen Unwägbarkeiten hat der Herbst viel zu bieten. Die Farbenpracht der Wälder, sonnendurchflutete Tage, kühle Nächte und Nebel in der Früh, lange Spaziergänge in der Natur und kuschlige Abende am warmen Ofen oder der von der Firma Fries gut gewarteten Heizung wechseln sich ab. Immer kürzer werdende Tage deuten schon auf den nahen Winter hin. Die Tageslänge beträgt am 01.09.2019 13 Stunden und 33 Minuten, am 30.11.2019 sind es dann nur noch 8 Stunden und 19 Minuten.
Die niedrigste Temperatur, die im letzten Herbst, also vom 1. September bis 30. November, erreicht wurde, konnten wir am 31. Oktober mit -4,5°C in unseren Wetterkalender eintragen. Die höchste Temperatur wurde am 15.09. mit 23,8°C erreicht. Die drei Herbstmonate erzielten eine Durchschnittstemperatur von 8,73°C. Daraus müssen wir schließen, dass wir auch in der Nachsommerzeit über den für Ruhla üblichen Durchschnittswert liegen. Dieser bewegte sich in den letzten 11 Jahren bei knapp über 8°C.
Regen benetzte die Dächer unseres Bergstädtchens im gesamten Zeitraum an 39 Tagen. Dabei erreichten wir eine stattliche Regenmenge von 188,2 Litern Niederschlag auf den Quadratmeter. Die Regenmenge der letzten 11 Jahre bewegte sich im Schnitt in den 3 Herbstmonaten bei 197,8 l/m². In den letzten vier Jahren konnte dieser Schnitt lediglich im Jahr 2017 leicht überschritten werden. Nur mal zum Vergleich: 2016 erzielten wir insgesamt lächerliche 40.9 l/m². 2018 füllten sich unsere Regenmesser auch nur auf 114,7 Liter. Fazit der Regenbetrachtung: nicht nur in Deutschland, sondern auch in der Ruhl fehlt es seit Jahren am erquicklichen Nass. Das können wir alle an unseren Wäldern mit ihren immer zahlreicheren und größer werdenden Kahlstellen sehen. Beobachten wir im Jahr 2020 mal die Quellschüttung unserer zahlreichen Brunnen und kleineren Wasserläufe. Hoffentlich erleben wir hier keine bösen Überraschungen.
Unsere liebe Sonne hat es im letzten Herbst mit uns auch recht gut gemeint. Der Rennsteig und unsere zahlreichen Rühler Berge wurden im Berichtszeitraum ganze 253,8 Stunden von ihrem strahlenden Lächeln beglückt. Dies ist zwar kein Spitzenwert, er liegt aber im Durchschnitt der letzten 11 Jahre, wo er sich bei 252,6 Stunden eingepegelt hat. Besonders der September hat es gut mit uns gemeint. Dagegen hat uns der November mit seinen mageren 29,9 Sonnenstunden doch wohl etwas enttäuscht. Übrigens Spitzenwerte an herbstlichen Sonnenstunden erreichten wir im Jahr 2011 mit 367,9 und 2018 mit 258,6 Sonnenstunden laut unserer Wetterstation Otfried Blumenstein.
Von schweren Herbststürmen wurden wir in diesem Jahr, dem Wettergott sei Dank, verschont. Weiterhin können wir vermelden, der Herbst war für Ruhla 2019 schneefrei. Sonst überrascht uns die weiße Pracht immer schon Ende November.
Als Herbstresümee können wir sagen, er war wiederum für die Jahreszeit zu mild, etwas zu trocken und in den Sonnenstunden recht ausgeglichen. Der Klimawandel wird auch durch die drei Herbstmonate in seiner Tendenz bestätigt.
Des Herbstes Bauernregeln:
- Der September ist der Mai des Herbstes.
- Im Herbst muss man nicht von Rosen und Tulpen träumen.
- Wachsen die Schatten, flicht Körbe und Matten, verschließ die Latten und vertilg die Ratten.
Herbstliche Wetterphänomene:
- Tiefste Nachttemperatur in Garmisch 24.09.1948 -14°C
- Höchste Tagestemperatur in Stuttgart 14.10.1966 30°C
Gert Götze
Im Dezember 2019